G. 241 20 AKus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. [Oaterialien zur afrikanischen Eingeborenen- und Krbeiterpolitik. Die neue Holonlalpolitik Frankreichs) II. Die Durchführung der Eingeborenenpolitit. Das amtliche Versprechen, daß die Assimilations- politik endlich aufhören soll, ist von allen denen mit Freude begrüßt worden, die an der sittlichen und wirtschaftlichen Entwicklung unserer Kolonien Anteil nehmen. Es ist Zeit, ein für alle Mal und auf allen Anwendungsgebieten mit dieser Politik zu brechen. Die Assimilation ist ein po- litischer und wirtschaftlicher Irrtum. Als die Revolution erklärte, daß die Kolonien fortan einen integrierenden Teil Frankreichs bilden sollten, in- dem die Eingeborenen förmlich mit den Rechten und den Pflichten französischer Bürger ausgestattet würden, dachte sie nicht daran, daß sich diese „Assimilation“, aus der man ein bürgerliches Ideal machte, in Wirklichkeit gegen diejenigen wenden würde, die davon Vorteil haben sollten. Der Grundsatz, edel in seiner Absicht, wurde selbstsüchtig in seiner Anwendung. Die Meere, die die Menschen trennen, machen sie unterschiedlich, geben ihnen verschiedene geistige Fähigkeiten. Ihre Art zu denken, zu leben ist nicht dieselbe. Was hier gut ist, ist da unten schlecht, und was in einer gewissen Umgebung und unter gewissen Um- ständen eine Wahrheit ist, kann anderswo ein Irrtum werden. Die Assimilation war einer. Entschuldbar für die Männer der Revolution, die das Uberseegebiet nur unvollkommen kannten, war und ist sie mehr als je unentschuldbar für uns, die wir es kennen gelernt haben. Durch Assimilationspolitik unsere absolute Überlegenheit als Grundsatz aufgestellt — in der Verwaltung, im Recht, in staatlicher, selbst in religiöser Be- ziehung. Außerhalb kein Heil! So haben wir bis heute, von einigen glücklichen, aber seltenen Ausnahmen abgesehen, die Einrichtung unseres Kolonialreiches aufgefaßt. Planmäßig haben wir den Grundsatz abgelehnt, daß Länder, die in der Rasse ihrer Bewohner und im Klima, die durch den Grad der geistigen Fähigkeiten und der Ge- sittung durchaus voneinander abweichen, ver- schiedene Gesetze und Vorschriften nötig haben. )] Aus den Druckschriften der Depuriertenkammer. Session 1906, Nr. 311: 2° Anncxe au Rappor fait nu nom de la Com- mission du Budget chan##c d'examiner le projet de loi Portant fixation du Budget général de T’exercicc 1907. (Alinistre des Colonies.) Pur N. A. (iervais, Dépmé. ihren Verallgemeinerungsgeist hat die Unser Starrsinn hat uns verhindert, zu fassen, daß es gleich schwierig und gegen die Natur ist, ob wir unsere Einrichtungen in die Seele der Eingeborenen versenken oder ob wir auf unsern Boden die Pflanzenwelt des fremden Landes übertragen wollen. Wie es Herr Leygues vor- züglich gesagt hat: „Es gibt in der geistigen An- lage der verschiedenen Rassen, die die Erde be- völkern, Gleichwertigkeiten, aber es gibt kein Einerlei. Warum demnach unsere Geistesgewohn- heiten, unsern Geschmack, unsere Sitten und unsere Gesetze Völkern aufdrängen, für die die Worte Familie, Gesellschaft, Eigentum verschiedene Be- deutungen haben? Das hieße ein Werk versuchen, unnütz, weil es nicht gelingen, und gefährlich, weil es gegen uns nur Mißtrauen und Unwillen auf- rühren könnte.“ Man darf sich in der Tat die Wahrheit nicht verbergen. Die Assimilationspolitik hat dem kolo- nisierenden Frankreich den größten materiellen und sittlichen Nachteil zugefügt. Durch den Geist der Umständlichkeit, durch den Hang zur Gleichmacherei hat es die Bedürfnisse verkannt, die jeder unserer Kolonien eigen sind, indem es ihnen so die Vor- teile aller Art entzog, die wir ihnen versprochen hatten und die sie berechtigt waren, von uns zu erwarten. Aus Herrschsucht haben wir — zuweilen roh — von heute auf morgen eine Jahrhunderte alte Einrichtung umgestürzt, was in dem geschädigten Kreise nur Haß und Aufruhr erzeugt hat. In der Sucht nach einer ausschließlich unmittelbaren Verwaltung haben wir endlich jede unserer Be- sitzungen mit einem überaus verwickelten Räder- werk versehen, dessen größtes Verdienst zum guten Teil eine Belastung des Haushaltes mit neuen und drückenden Ausgaben gewesen ist. Den Kolonien mit Ausbentewirtschaft muß eine Eingeborenenpolitik entsprechen. Da sich die meisten unserer Besitzungen in den Tropen befin- den, erlauben uns die Schwierigkeiten des Klimas und, als unmittelbare Folge, die schwache Aus- wanderungsbewegung die Hoffnung auf Besied- lungskolonien nicht. Sie sind und müssen Aus- beutungskolonien bleiben, das heißt Besitzungen, wo der kolonisierende Bestandteil nur einen schwachen Teil in der Gesamtzahl der Bevölkerung bildet. Unsere Lage ist sehr klar: allein vermögen wir nichts. Mit dem Eingeborenen können wir alles. Er ist bei sich daheim Herr des Bodens und seiner Reichtümer. Also als „Teil-