W 242 20 haber“ und nicht als. Unterdrücker müssen wir uns vorstellen. Wir können nicht bei den mühevollen Arbeiten unmittelbarer Bewirtschaftung an seine Stelle treten, das Klima verbietet es uns; was wir tun können und müssen, ist mit ihm arbeiten, indem wir ihn führen und zur Betätigung erziehen. Wir müssen im Austausch der Körperkraft, der Handarbeit, die er uns ver- schafft, ihm als Einlage in die Gesellschaft die Geldmittel, das Wirtschaftsgerät und die neuzeit- lichen Arten seiner Verwertung anbieten. Alles drängt uns diese Genossenschaft auf, sowohl der wirtschaftliche wie der politische Vorteil. Herr Le Myre de Villers sagte in seinem Berichte über den Haushalt der Kolonien von 1901: „Die Verteidigung der Kolonien ist viel mehr eine Frage der Verwaltung und der Ein- geborenenpolitik als eine militärische Frage."“ Mehr als je ist das wahr. Es ist tatsächlich das von uns praktisch mit den Eingeborenen ge- schlossene sittliche Bündnis, aus dem wir das materielle Bündnis erwarten müssen, das auf einer vollkommenen Interessengemeinschaft beruht. Die Menschen aller Zeiten und aller Länder haben nur das zu bewahren, was ihnen nützlich und angenehm ist. Die Eingeborenen werden also unsere Macht erst von dem Tage an achten und demnach verteidigen, an dem ihnen durch eine folgerichtige und menschliche Politik mehr Gerech- tigkeit und mehr Wohlfahrt verschafft worden ist. Alles gebietet uns sonach diese Eingeborenen- politik: „sie ist zu gleicher Zeit eine Notwendig- keit wie eine Pflicht.“" Und treffend sind die Namen, mit denen man sie getauft hat: Ein- geborenenpolitik, Schutzherrschaft, Rassen- politik, Genossenschaftspolitik. Dieses Verwaltungssystem hat übrigens seine Probe in der Vergangenheit bei uns und bei unseren Nachbarn abgelegt. Die erhaltenen Er- gebnisse müssen eine Lehre für die Zukunft sein. Wenn auch die Erfolge, welche die kolonialen Versuche Englands gekrönt haben, zu einem gewissen Teile auf die vorherrschende Lage im Meere zurückzuführen sind, so ist doch ohne Zweifel der größte Teil der Weisheit des ange- wendeten Verfahrens zuzuschreiben. In erster Linie ist es der private, verständige und tätige Selbstantrieb, dem England sein Kolonialreich verdankt. Vom Augenblick seiner Ankunft auf der neuen Erde prüft der englische Ansiedler sein Selbstvertrauen; er untersucht ein- fach und praktisch die Sitten, Einrichtungen und die Überlieferungen ihrer Bewohner. Als letzter Ankömmling begreift er sofort, daß nicht die neuen Zustände sich ihm anzupassen haben, sondern, daß er im Gegenteil streben muß, sich ihnen zu nähern, sich in gewisser Weise zu „assimilieren“. Er denkt. gar nicht daran, von der Regierung seines Landes zu fordern, daß diese seiner neuen Heimat die Gesetze und Einrichtungen des Mutterlandes aufdränge. Auf sich selber rechnet er und nicht auf die allmächtige Verwaltung, über die der Franzose sich lustig macht und ohne die er nicht leben kann. Wiestellteres, nachdemergelandetist, an, sich den Boden, aus dessen Bewirtschaftung er Vorteil ziehen will, zu verschaffen? Das Ver- fahren ist einfach und praktisch: er wendet sich an den Eingeborenen und sichert ihm für das überlassene Gebiet eine Jahreseinnahme zu oder er zahlt auf einmal eine Geldsumme. Da es ihm nicht möglich ist, alles allein zu machen, zieht er den Eingeborenen in seine Unter- nehmung, er leitet ihn in seinen Arbeiten und sichert ihm einen Anteil am Gewinn. Die „Action coloniale- hat neulich eine lehr- reiche Übersicht veröffentlicht, deren Zahlen den Beweis für den Geist der Billigkeit und des wohlverstandenen Vorteils bilden, der das Zu- sammenarbeiten des Eingeborenen mit dem eng- lischen Ansiedler leitet. Das Goldförderungsgewerbe Südafrikas (Transvaal und Rhodesia) erzeugt jährlich 30 Milli- onen Pfund Sterling, 750 000 000 Franken, die in der Weltwirtschaft zu dem Satze von 75 v. H. für die Arbeit und 25 v. H. für die Vergütung und zur Tilgung des festgelegten Kapitals ver- teilt werden. Die 75 v. H., die für die Arbeit bestimmt sind, zerlegen sich folgendermaßen: 28½ v. H. für die weißen Arbeiter (Ingenieure, Kommis und Arbeiter); 25 v. H. für die farbigen Arbeiter; 10 v. H. für die örtlichen Sprengstoffabriken; 8 v. H. für Brennstoff, einschl. seiner Beförde- rung und für Eisenbahnangestellte; 3½ v. H. für verschiedene Erzeugnisse: Cyanür, Lichte, Verbrauchsgegenstände usw. Jedes Jahr werden also Werte von 750 Mil- lionen Franken in irgend einer Form in die ge- werbliche Weltgemeinschaft eingeführt; davon nimmt der Eingeborene 140 Millionen vorweg, was ihm Wohlstand, selbst Reichtum und den Ansporn zur Arbeit verleiht. Das ist in die Praxis umgesetzte Genossen= schaftspolitik. Nur zwanzig Jahre waren nötig, um aus Südafrika eine neue Welt zu machen, „die mehrere Milliarden Franken für Maschinen und Waren an das alte Europa zahlt“. Wir haben nur nötig, bei uns selbst Umschau zu halten, um uns von der Wirksamkeit dieser Eingeborenen- politik zu überzeugen. Haben wir ihr nicht unsere Kolonisationserfolge in Algier und Tunis zu danken? Beginnt nicht die Entwicklung Indo- Chinas an dem Tage, wo aufgeklärte Geister,