W 244 2 wasserversorgung benutzten Wasserläufe und der Wassersammelbecken; Zuführung von gutem Trinkwasser und Schutz aller Trinkwasserbecken gegen die Moskitos; Beigabe von Sterilisierungseinrichtungen oder Entgiftungsanlagen bei den Hauptverwaltungen; Ausdehnung des öffentlichen Hilfsdienstes durch die Vermehrung der eingeborenen Arzte, die von europäischen Arzten überwacht werden müssen; Vermehrung der Entbindungsanstalten, Arznei- sammlungen, Krankenhäuser für Eingeborene, Impfstätten und Schaffung eines Sonderhaus- haltes für öffentlichen Hilfsdienst in allen unseren Besitzungen. — Diese Erziehung des Eingeborenen hat eine hervorragende Bedeutung. Indem ihre Auwen- dung eine größere Lebensfähigkeit der Rasse sichert, gewinnt sie uns das Vertrauen und die Freundschaft der Eingeborenen, deren körperliche Leiden wir durch diese Mittel unterdrücken. Achtung des Eigentums. Wir müssen das Eigentum der Eingeborenen achten. Dort unten wie hier stellt es die Frucht der Arbeit dar und muß in dieser Hinsicht als geheiligt betrachtet werden. Die unausgebeuteten Gebiete sind übri- gens groß genug, daß der Europä“er neben den bereits bewirtschafteten noch neue Teile finden kann, wo seiner Betätigung Spielraum geboten wird. Die Verkennung dieser einfachen Wahrheit ist oft die Ursache zahlreicher und bedauerlicher Reibereien gewesen. Oft ist der Ansiedler durch eigene Ungeschicklichkeit als Räuber erschienen, indem er sich bloß deshalb, weil er den Fuß ans fremde Ufer gesetzt hatte, als Herrn und Meister des ganzen Landes ansah. Noch heute bedroht eine Gefahr derselben Art, zwar weniger roh, aber ebenso bedenklich, das kleine Besitztum des Eingeborenen; das ist die Einziehung in die Kon- zessionen. „Man muß vermeiden“, sagte Herr Clementel, „daß das Eigentum der Eingeborenen in europäische Konzessionen eingezwängt, damit in seiner Entwicklung beschränkt und von vorn- herein zur Aufsaugung durch den mächtigen Nachbar verurteilt wird, der nicht nur über die Geldmacht, sondern auch über die amtliche Unter- stützung verfügt.“ Zur Bekräftigung dieser sehr richtigen Be- merkung lenkte der ehemalige Minister die Auf- merksamkeit auf die Lage in Java, wo einige Bewirtschafter großer Anlagen danach streben, alle durch den Eingeborenen bereits bewirtschafteten Felder wucherisch an sich zu reißen. Durch ein geschicktes System von Lohnvorschüssen gibt der letztere seinen Acker auf, um der Arbeiter des europäischen Konzessionärs zu werden. „Wir dürfen nicht“, fügte Herr Clementel hinzu, „die Bildung eines elenden, von Anbeginn zur Armut und zum Verschwinden verurteilten Proletariats fördern. Wir müssen die gegenteilige Entwicklung begünstigen, die in Europa, zum größten Nutzen der Produktion, aus dem Sklaven einen Unfreien, aus dem Unfreien einen Pächter, aus dem Pächter einen Eigentümer, aus dem Eigentümer den Teil- haber eines Ackerbausyndikats gemacht hat.“ Da ist die Wahrheit. Wir müssen nicht nur dieses kleine Eingeborenen-Besitztum achten, sondern wir müssen auch alle unsere Bemühungen darauf richten, es zu befestigen und zu entwickeln. Es ist der wahre Grundbau der wirtschaftlichen Ent- wicklung eines Landes. Es ist die Quelle des Tauschhandels und darum die festeste Grundlage des Reichtums sowohl der Kolonie als auch des Mutterlandes. Um seinen Wohlstand zu vermehren, wird der kleine eingeborene Eigentümer die Grenzen seines Besitzes ausdehnen wollen. Er wird reicher und verbraucht mehr. Er wird die Erzeugnisse des Mutterlandes schätzen und nicht vor der nötigen Anstrengung zurückweichen, sie sich zu verschaffen. Durch die Schaffung neuer Bedürfnisse und durch den Tauschhandel bringen wir dem Eingeborenen den Geschmack an der Arbeit, dieser wahren Grundlage der menschlichen Sittlichkeit, bei. Uns kommt zu, den Eingeborenen in der Wahl der Anpflanzungen zu leiten, ihm die- jenigen zu bezeichnen, die sich am besten für dieses oder jenes Klima eignen, diejenigen, deren Absatz auf den europäischen Märkten am ertrag- reichsten und sichersten sein wird. Die Generaldirektion des Ackerbaues, des Handels und des Gewerbes in Indo--China er- forscht zur Zeit die besten Mittel, um die land- wirtschaftlichen Erzeugnisse zu entwickeln, indem sie Versuchsstellen schafft und auf praktischem Ge- biete einen Unterweisungsdienst einrichtet. Unter Anwendung dieser Grundsätze wurden in einigen unserer Kolonien verständigen Ein- geborenen Grundstücke überlassen, die vorher als geeignet für bestimmte Pflanzungen erkannt worden sind. Man darf gute Erfolge von dieser Maß- regel erwarten, die ein wertvolles Beispiel für die übrige Bevölkerung bildet. So lernt der Eingeborene den Wert unserer Ratschläge und unseres Verfahrens beurteilen; er wird, durch den Erfolg gewonnen, nicht zögern, sie seinerseits an- zuwenden. Besser angepaßtes staatliches Ver- waltungssystem. „Die weisen staatlichen Maß- nahmen“, sagte neulich der stellvertretende Gou- verneur von Cochinchina, Herr Rodier, „machen die gute Eingeborenen--Politike.“ Keine Frage scheint in der Tat schwieriger zu lösen, als die der Steuer in den Kolonien. Unserer Verwal-