291 20 Norden weich und langweilig sind und mit denen des Sũdens keinen Vergleich aushalten können, erscheinen hier zackig, zerklüftet und wildromantisch. Sie erinnern geradezu an den Harz und das Elbsandsteingebirge. V. Das ehemalige Seebecken Kobas. Mit Mũhe und Not brachte ich aus den Ein- geborenen von Ghaub heraus, daß sich auch süd- östlich Ghaub ein interessanter Platz befinde. Etwa 9 km Reitweg von Ghaub liegt Kobas, ein ehemaliges, jetzt ausgetrocknetes Seebecken. Es ist wie der Otjikoto= und Guinas-See durch Ein- sturz von Kallsteinmassen entstanden und merk- würdigerweise auf dem schrägen, von Osten nach Westen sich neigenden Plateau einer etwa 70 m hohen Hügelkuppe eingebettet. Der recht respek- table Talkessel hat ovale Form. Die Wände sind ausgezahnt, genau wie beim Otjikoto= See. Im Innern findet sich fruchtbarer Boden und üppige Vegetation, hohes Gras, kräftige Laubbäume. Als Merkwürdigkeit erwähne ich eine Rizinusart mit acht= bis zehnspitzigen, riesengroßen Blättern. Soweit mir bekannt, ist der Rizinusstrauch in Afrika nicht heimisch, sondern importiert. An den Abhängen soll eine tabakähnliche Pflanze wachsen, welche die früher hier lebenden Klippkaffern kulti- viert haben. Wenn man in das Innere des Talkessels hinabsteigt, steht man nach Südosten zu mächtigen, etwa 40 m hohen Felsen gegen- über. Nach Nordwesten sind die Uferklippen nie- driger. Wasser ist in der Nähe nirgends vor- handen. Trotzdem habe ich auch hier an schattigen Stellen schöne Farnkräuter gefunden. 75 Deutsch-Meuguinea. Der Taltun auf den Mortlock-Inseln. Auf Ersuchen des Gouvernements in Herberts- höhe lief der Reichspostdampfer „Germania“ zu Ende vorigen Jahres die im März 1907 durch einen Taifun heimgesuchten Mortlock-Inseln (Kol. Bl. 1907 Nr. 17 S. 864 ff.) an, um Reis die Eingeborenen zu landen und die sich zur bersiedlung Meldenden nach Saipan zu bringen. er Kapitän des Dampfers erstattet hierüber folgenden Bericht: „Die Inseln Satawan und Lukunor sind n4 sehr schlechtem Zustande, die Eingeborenen 7 zu Skeletten abgemagert und ganz kraftlos. übn beiden Inseln zusammen wurden angeblich er 45 Menschen beim Fischen abgetrieben; sie hatten nicht mehr die Kraft, die Insel zu er- 4 reichen. Auf Lukunor war wenigstens Taro und anderes nachgepflanzt, so daß in einiger Zeit dem ärgsten Mangel abgeholfen sein wird. Auf Satawan ist dagegen überhaupt nichts ge- alles lag noch so wie gleich nach dem Die Notlage wird mit jedem Monat schlimmer werden. Es gelang uns jedoch nur, 44 Männer, Frauen und Kinder zum Mitgehen zu bewegen. Saipan war den Leuten unbekannt, sie weigerten sich deshalb, mitzugehen. Der mit- gegebene Reis wurde gelandet. Die Insel Etal war in bedeutend besserem Zustand. Die Ein- geborenen sahen alle glatt und wohlgenährt aus; Todesfälle sind nicht vorgekommen. Es war auch kein Mensch zum Verlassen der Insel zu bewegen.“ Die deutsche MOarine-Sxpedition 1907/09.) Zweiter Bericht. Muliama, 8. Dezember 1907. Am 28.November 1907 ging S. M. S. „Planet“ mit der gesamten Expedition- von Matupi nach Käwieng in See. Hier wurde Herr Walden ausgeschifft, der zunächst in Nusa bleibt und unter Mitwirken des Kaiserlichen Stationschefs Boln- minski in Nord-Neumecklenburg arbeiten wird. Am 29. November dampfte „Planet“ nach Namatanai und traf hier am nächsten Mittag ein. Nach einer Besprechung mit dem dortigen Sta- tionschef Wostrack erschien es am zweckmäßigsten, als Stützpunkt für die Arbeiten im Süden den Hafen von Muliama zu wählen. Am nächsten Morgen traf Gouverneur Dr. Hahl in Namatanai ein und erklärte sich mit dem Plane einverstanden. Unmittelbar darauf steuerte „Planet“ nach Süd- osten und erreichte bald das Kap Matanteberen (richtig Matanatamberan — Gespensterloch), das die Elisabethbucht nach Süden abschließt. Muliama war auf keiner Karte angegeben und seine Lage nur nach einer ungefähren Beschreibung bekannt. Nachdem noch Kap Senna unmschifft war, sollte auf die Küste zu gehalten werden, aber es setzte eine so schwere tropische Regenbö ein, daß es völlig unsichtig wurde. Als es nach einiger Zeit wieder aufklarte, hob sich zwischen zwei Streifen schwerer Brandung eine schmale ruhige Stelle ab, allem Anscheine nach zwei Korallenriffe, die eine enge Durchfahrt freiließen. Diese wurde vom Kommandanten zur Einsteuerung benutzt, wobei häufige Lotwürfe und die wechselnde Farbe des Wassers als Wegweiser dienten. *) Aus der „Marine-Rundschan“ 1908, Märzheft. Agl. auch „Deutsches Kolonialblatt“ 1908, Seite 183 ff.