294 20 Eingeborenendorf hinterläßt einen sauberen, freund- lichen Eindruck. Die von Jaluit aus besuchte, zur Marshall- gruppe gehörige Insel Nauru fällt steil in die See ab. Auf der durch einen deutschen Ingenieur gebauten vorzüglichen Landungsbrücke begrüßte uns der stellvertretende Direktor der Pacific Phosphate Company. Der Stationsleiter war bereits vorher an Bord des „Seestern“ gewesen. Zunächst ging es auf gut gepflegten Wegen nach der etwa eine Stunde von der Landungsbrücke entfernten Regierungsstation; dann besichtigten wir unter Führung des Direktors die Anlagen der Pacific Phosphate Company, die hier in Gemeinschaft mit der Jaluit-Gesellschaft die reichen, auf der Insel vorhandenen Phosphatlager aus- beutet. Bei Schaffung der Anlagen ist sowohl für die europäischen Angestellten wie für die farbigen Arbeiter Erfreuliches geleistet. Auf Naurn leben zur Zeit etwa 70 Europäer, darunter 60 Angestellte der Company. Sie sind in wohn- lichen Häusern, meist Einzelwohnungen, unterge- bracht. Das gut eingerichtete Hospital für farbige Arbeiter untersteht einem deutschen Arzt, der für die Beamten des Reichs, für Beobachtung der Quarantänevorschriften usw. zu gleicher Zeit die Funktionen eines Regierungsarztes wahrnimmt. Die chinesischen Arbeiter wohnen gleichfalls in guten, luftigen Heimstätten. Augenblicklich befinden sich etwa 250 Chinesen auf Nauru, doch wird die Zufuhr in nächster Zeit bedeutend werden. Von der Landungsbrücke führt eine Feldbahn auf die Höhe der Insel, wo an zwei Stellen mit Ausbeutung der Phosphatlager begonnen ist. Am Fuße des Hügels wurde ein großer Trocken- schuppen für 5000 Tons Phosphat fertig gestellt, mit dem Bau eines weiteren, 10 000 Tons jase den it begonnen worden. Am 11. Oktober ging der „Seestern“ wieder auf der * von Herbertshöhe vor Anker. Kolonialwirtschaftliche Mitteilungen. Baumwollbau in Deutsch-Südwestafrika. Über Baumwollkulturen in Deutsch-Süd- westafrika hatten wir im „Kol. Bl.“ 1908 Nr. 1 auf Grund eines Berichts des Gouvernements vom 141. Oktober 1907 Einzelheiten berichten können, die größtenteils recht erfreulich waren. Inzwischen sind die damals vom Gouvernement mitgesandten Proben von der Bremer Baum- wollbörse und der Chemnitzer Aktien- spinnerei begutachtet worden. Dem Gutachten der Bremer Baumwollbörse entehmen wir fol- gende Urteile: 1. Wilde Baumwolle aus dem Bezirk Gobabis: Für Baumwollhandel unverwendbar, leicht für Filzfabriken. 2. Pflanzung aus Grootfontein oberen Stationsgarten: Seidiger schöner Stapel und schöne Farbe, Wert von fullgood-middling American 28/30mm Stapel. 3. Vom sontein: Gutfarbig, Wert fullygood-miadli 28 mm Stapel. 4. Geringere vom unteren Garten von Grootfontein: Farbe geringer als Nr. 2 und 3, Wert von good-middling American 28 mm Stapel. 5. Truppengarten von Ontjo: viel- vom unteren Garten in Groot- American 8 Schönes Produkt, Wert von good-middling American 30/32 mm Stapel. 6. Truppengarten von Zeßfontein: Ebenfalls schönes Produkt, Farbe etwas man- gelhaft, Wert von fullygood-middling American. Stapel sehr gemischt, 28 bis 32 mm. Die Sachverständigen waren sich darin einig, daß es ungemein schwer ist, den Wert von Baum- wolle nach Proben, die noch nicht entkernt sind, festzustellen. * r□ Die Chemnitzer Aktienspinnerei schreibt: 1. Truppengarten in Outjo. Baumwollmuster in Saat, daher schwierig zu bestimmen, sehr weiß, rein, kräftige Baumwolle von teilweise vorzüglichem Stapel und unaus- gereisten Stellen, die bräunlich in Farbe sind. Ich schätze nach der überwiegenden weißen Baumwolle, ihres sehr kräftigen, langen und etwas rauhen Stapels wegen auf etwa 65 Pfg. pro ⅛ kg. 2. Vom unteren Garten in fontein ohne Bewässerung. Baumwolle in Saat, sehr weiß, sehr rein, Stapel kürzer, seidig, zart und weich. Wert 58 bis 59 Pfg. pro 1: kg. 3. Geringe vom unteren Garten in Grootfontein ohne Bewässerung. Ahnliche Art wie Nr. 2, jedoch viel kürzer und ungleicher. Wert 47 bis 48 Pfg. pro ½ kg. Groot-