W 331 2 Deutsch-Ostafrika. Die zentralofrikanische Sxpebitton S. 5. des Perzgogs Kdolf Friedrich Ju Oechienburg-Schwerin.“) Katana am Südende des Albert-Edward-Sees, Ende November 1907. Während die anderen Herren der Expedition noch mit Erfüllung ihrer Spezialaufgaben in den Gebieten des Nord-Kivu und im Vulkangebiet beschäftigt waren, marschierten Dr. v. Raven, Leutnant v. Wiese und ich nach dem kongolesischen Posten Rutschuru voraus, der auf halbem Wege etwa zwischen der deutschen Grenze und dem Albert-Edward-See liegt. Dort erwartete uns der liebenswürdige „Commandant supérieur des territoires Russissi-Kivou“, dessen Machtbereich sich vom Tanganjika bis Béni erstreckt. In Bo- suenda meldete sich der Leutnant Vériter, der uns für die kommende Zeit attachiert worden war. Bosuenda ist ein hochgelegenes, aus gut gebauten Banda bestehendes, einen Tagemarsch von Rutschuru entferntes Lager (gite), von dem man an klaren Tagen den schimmernden Spiegel des Albert-Edward-Sees sehen und die Konturen des 150 km fern liegenden Ruwensori-Schnee- gebirges unterscheiden kann. Von hier fällt der Weg ziemlich steil in die Ebene des Rutschuru- slusses ab, was sich in der wachsenden Temperatur bemerkbar machte und von uns Kältegewohnten — kamen wir doch gerade von der Besteigung der Vulkane, auf denen ein eisiger Wind wehte — besonders empfunden wurde. Am JFuße des Hügels, der den Namen Rutschurn trägt, wurde auf einer gangbaren Brücke, der einzigen, die ich bis jetzt im Kongo- staate sah, der wildrauschende, in schönem Galerie- wald dahinfließende Rutschuru überschritten. Ein breiter Weg führt von hier zum Posten hinauf, an dessen Eingang uns der Commandant Supérieur mit den kongolesischen Herren und der etwa 150 Mann starken Kompagnie empfing, die einen vorzüglichen Eindruck machte. Rutschuru besteht aus einem kleinen, fast euro- päisch angelegten Fort mit Wall und Graben, dem 300 m abgelegenen Askaridorf und einer kleineren Anzahl strohgedeckter Europäerhäuser. Es ist Sitz des „Chef de zone“, Kapitäns Baudelet, und des „Chet de secteur“, Leutnants Spiltoir. Eine Schilderung der von Deutsch-Ostafrika. wesentlich abweichenden Einrichtungen des Kongo- staates würde hier naturgemäß zu weit führen. Erwähnt möge nur das System der Steuerzahlung zoge Aushüe aus den Reiseberichten des Her- K cr „ s « « mosan äglichen Rundschan .Bygl. „Kol. Bl. 3. Seitc 111 sein. Ihre Höhe wird vom Chek de secteur bestimmt und schwankt zwischen 6 bis 24 Fr. Kopfsteuer für das Jahr, während der gewöhn- liche Satz 1 Fr. für den Monat = 12 Fr. für das Jahr beträgt. Im Nichtzahlungsfalle tritt an Stelle der Steuer eine monatliche Leistung von vier Arbeitstagen, die aber wiederum mit 2 Cts. täglich vergütet werden. Die Zahlung geschieht in Stoffen oder Perlen; Geld ist völlig unbekannt. Nach viertägigem Aufenthalt in Rutschuru, der uns durch das liebenswürdige Entgegenkommen aller dortigen Herren äußerst angenehm gestaltet wurde, brachen v. Raven, Wiese und ich in Be- gleitung des Leutnants Vériter und einer kleinen Eskorte kongolesischer Askari weiter nach Norden auf, um die Ebene des Rutschuru bis zum Albert-Edward-See nach allen Richtungen einer genaueren Erkundung zu unterziehen. Der sehr windungs= und wasserreiche Fluß, der mit mäßiger Geschwindigkeit dahinfließt, hat eine Durchschnittsbreite von etwa 30 m und mündet östlich des Unteroffizierpostens Vitschump, in der Nähe des Dörschens Katana in den Albert- Edward-See. An seinen beiden Seiten zeigt sich ein ganz ungewöhnlicher Reichtum an Wild. Unsere zoologische Sammlung konnte hier außerordentlich komplettiert werden. Da ich glaube, daß diese Sendungen die ersten größeren aus diesem Gebiete sind, welche dem Berliner Zoologischen Museum vorliegen werden, so dürften sie einen wesentlichen Beitrag zur Frage der Matschieschen, die Formenverschiedenheit in den einzelnen Seen= und Flußgebieten betreffenden Theorie liefern. Besonders interessieren dürfte dieser Vergleich bei einer größeren Anzahl der von uns hier erlegten Büffel und bei sechs Löwen. Die teilweise recht starken Büffelgehörne zeigen einige Ahnlichkeit mit dem Kaffern-Büffel Ost- afrikas, sind aber gedrungener in der Form, bei mehr nach oben gebogenen Spitzen. Von der im Bugoie-Wald vorkommenden Art unterscheiden sie sich wesentlich. Während wir diese letztere nur im dichtesten Walde an fast unzugänglichen Stellen fanden, konnten wir die hiesige Form stets im lichten Busch oder auf ganz freier Fläche zu allen Tageszeiten beobachten. Ein ganz kapitaler alter Einzelgänger hat über der Stirn eine Breite von 30 cm bei einer Auslage von 97 cm. Raubzeug ist sehr häufig. Von Holz sammelnden Trägern wurden, nicht 300 m vom Lager, zwei Mähnenlöwen und zwei Löwinnen mit drei größeren Jungen schlafend gemeldet. Im ersteren Falle kam ich zu spät, im zweiten gelang es mir, eine schwächere Löwin zu erlegen,