W 382 20 Mit Heimatsurlaub sind am 29. März 1908 in Hamburg eingetroffen: Oberleutnant Eymael und Leutnant Schmidt. Deutsch-HNeugulnea. Der kommiss. Stationsbeamte und Sekretär, Leutnant a. D. Waldemar Krempien wird am 6. Mai d. Is. die Ausreise nach Jaluit antreten. Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilwetse nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Neugquinea. Eine Belse nach den Salomonsinseln und nach Meu-Mechlenburg-Süb.“) Am Abend des 15. Juli verließ der „See- stern“ bei mäßig bewegter See und klarem Wetter die Reede von Herbertshöhe. Bald war die Küste mit ihren in den Palmpflanzungen ge- legenen weißleuchtenden Häusern unseren Augen entschwunden, und nur am Horizont grüßten noch die von der untergehenden Abendsonne beleuchteten, rötlich schimmernden Bainingberge herüber. Bei Südostdünung durchfuhren wir den St. Georgs- kanal, um am nächsten Morgen die steilabfallende Küste Bukas, der zweitgrößten deutschen Salomon= insel, in Sicht zu bekommen. Die ganze Forma- tion läßt sofort erkennen, daß die Insel aus ge- hobener Koralle besteht. Senkrecht steigen die Wände auf, mit lichtem Busche bedeckt, der viel- fach die grau bis weißlich schimmernden zerrissenen und ausgewaschenen Hänge sehen läßt. Nur ein schmaler Streifen angeschwemmten Landes ist noch vorgelagert, auf dem wir zuweilen einige von Kokospalmen umgebene Eingeborenenhütten gewahrten. Auf dem Rande des Hochplateaus sind dagegen ziemlich umfangreiche Palmbestände zu sehen, die durch ihre Häufigkeit auf eine starke Bevölkerung schließen lassen. „Seestern“ fuhr dicht unter Land an Karolahafen vorbei, von wo sich eine herrliche Aussicht auf das Gebirge von Bougainville darbietet. Bei dem Dorfe Hanahan machten wir zum ersten Male kurz Halt, um ausgediente Polizeisoldaten und Ar- beiter, deren Vertrag zu Ende ist, abzusetzen. Bald ist das Fallreep von Kanoes der Einge- borenen umgeben, welche die Heimkehrenden er- warten und durch die ziemlich schwere Brandung an Land bringen. Zuerst werden die Kisten in Sicherheit gebracht, deren Inhalt aus Handels- artikeln, wie Lendentüchern, Petroleum, Hacken, Beilen und nicht zuletzt aus manchem unnützen Kram besteht, den sich der Betreffende von seiner Löhnung, die ihm während seiner Vertragszeit zum Teil gestundet und nun ausbezahlt worden *) Aus einem Bericht des Kaiserlichen Gouverne= mentssekretärs Merz von Ende Oktober 1907. ist, gekauft hat. Besonderes Gaudium erweckte — hauptsächlich auch bei unseren schwarzen Mit- reisenden — die Absetzung eines schwarzen Polizei= unteroffiziers, der fünfzehn Jahre in der Truppe gedient hatte. Nachdem er nacheinander ein halbes Dutzend umfangreiche Kisten, einen Pack Hacken und Beile in das Kanoe gerettet hatte, brachte er noch etliche junge Schweine, Hühner und Hunde zum Vorschein; endlich gelang es ihm auch noch, Frau und Kind in das schwanke Fahrzeug zu schieben. Zum gleichen Zwecke wie vor Hanahan halten wir vor Gunai, wo es wegen der ziemlich schweren Dünung schwer ist, die Leute mit ihren Habselig- keiten abzusetzen. Bewundernswert sind die Kanoes der Eingeborenen, die mit Leichtigkeit über die Wellen dahingleiten. Sie bestehen aus leichten dünnen Planken, sind mit Harz verkittet und unseren sogenannten Grönländern sehr ährlich. Sowohl vorne wie hinten laufen sie in einen hohen zweiteiligen Schnabel aus. Auf den innen angebrachten Sitzen können bequem zwei Mann nebeneinander sitzen, ohne den Rand des Kanoes zu berühren. Mit kurzen, etwa 1 m langen, fast durchwegs bemalten oder geschnitzten Rudern, bewegen sie mit großer Schnelligkeit und Geschick ihre Boote vorwärts. Mittags ankerten wir in der Buka-, auch König Albert-Straße genannt, in einem von einem Inselkranz gebildeten Hafen. Bei der größken der zahlreichen Inseln, Taysha, gingen wir an Land. Sie erhebt sich bis zu rund 300 m Höhe und scheint günstiges, wenn auch nicht allzu um- fangreiches Land zu Pflanzungszwecken zu bieten. Geführt von Eingeborenen, welche uns am Strande erwartet und begrüßt hatten, besuchten wir einige Dörfer, die aus sechs bis acht tonnenartig ge- bauten Hütten bestehen. Ihre Anordnung ist so, daß sie, in zwei geraden Linien stehend, eine kleine Straße bilden. Gegen Abend dampften wir weiter die Küste Bougainvilles entlang, um am Morgen des 17. Juli im Hafen von Kista vor Anker zu gehen. Da zwei vorspringende Sandbänke das Anlegen der Dampfer direkt an der Küste ver- hindern, ist eine Steinmole zum Anlegen der Boote hergestellt.