G 439 20 ble nördlichen Territorien der Goldküst im Jahre 1906.“) Im allgemeinen wurde im Laufe des Jahres 1906 die Ruhe in den nördlichen Territorien der Goldküste (Protektorat Northern Territories) nicht gestört. Der englische Einfluß befestigt sich mehr und mehr. So haben sich z. B. die Häupt- linge des Lobi-Dagarti-Landes, welche bisher in Unabhängigkeit und beständiger Fehde miteinander lebten, auf Zureden des Chief Commissioner Oberhäuptlingen unterstellt. Zwei neue Stationen wurden im Distrikt, der stark bevölkert ist und dessen Städte große Märkte besitzen, errichtet. Nur der sog. Nabrigo-Hügel-Distrikt, der eine Tagereise weit nordwestlich von Gambaga liegt, hat bisher die englische Autorität noch nicht an- erkannt. In Süd-Dagomba wurde bei der Wahl eines neuen Oberhäuptlings ein interessantes Experiment versucht. Da sieben Bewerber um die Häuptling- schaft aufgetreten waren und keiner der 80 Unter- häuptlinge es wagte für einen derselben seine Stimme abzugeben, so wurde nach Anweisung des britischen Residenten unter Anwendung des geheimen Wahlverfahrens gewählt. - Das Dagombaland ist in der Zivilisation am meisten vorgeschritten. Es hat bedeutende Märkte; aus diesem Grunde wird auch die Verlegung des Hauptortes der nördlichen Territorien von Gam- baga nach Tamale, welches im Mittelpunkte dieses Distriktes liegt, vorgenommen werden. Verwaltung. Des alte Verwaltungssystem hat mit dem Jahre 1906 sein Ende gefunden. Unter dem alten System bestand keine Trennung zwischen Militär= und Zivil-Behörden. Die Offiziere des 2. Bataillons des Goldküstenregiments waren auch gleichzeitig die Distriktskommissare. Unter diesem System litt besonders die Zivilverwaltung. Das Bataillon ist aus dem Lande gezogen worden und an seine Stelle ein Konstabler-Korps getreten. Die Folge wird sein, daß mehr Stationen er- öffnet werden können und daß eine Reihe von Distrikten mit der Verwaltung in Berührung ge- bracht wird. Als Südgrenze des Protektorats wurde der Volta festgelegt. Handel. Der Handel nimmt einen großen Aufschwung. Immer mehr Karawanen kommen vom Norden, und die Händler des Südens ziehen das Vieh der Nordterritorien dem Moshi-Bieh vor. Durch u Nach dem Colonial Report No. 530. Northern ermtorics of the (joll Coast 1906. Cd. 3285/07. eine im Jahre 1906 erlassene Verordnung wurde auf alle Waren aus den anliegenden deutschen und französischen Kolonien eine Zollabgabe von 10 v. H. ad valorem eingeführt. Es ist indes nicht leicht, diese Verordnung durchzuführen, da das Land offen ist und die Schmuggler überall die Grenzen überschreiten können. Die wenigen guten Straßen indes, welche von Togo herführen, sind gut bewacht und die Märkte von Salaga und Gambaga werden ständig inspiziert. Die französische Seite ist nicht so wichtig, da die meisten fremden Waren auf den Märkten deutscher Herkunft sind. Silbermünzen kommen von Jahr zu Jahr mehr in Gebrauch. Gegen Ende des Jahres wurden auch Kupfermünzen in Zirkulation gesetzt. Salz von Ada und Kolanüsse bilden die Hauptanziehung für die Karawanen, und die Nachfrage ist größer als das Angebot. Das meiste Salz wird auf dem Volta befördert. Es kommt nach Yeji und findet einen Markt in Togo. An dem bisherigen Fluß-Convoy-System soll nichts geändert werden, solange nicht die Händler von Togo in der Lage sind, durch Verbesserung ihrer Straßen und durch die Eisenbahnen Salz in die nördlichen Territorien billiger einzuführen, als dies britische Händler auf dem Flußweg tun können. Mit der Ausdehnung des Mohammedanismus wächst die Nachfrage nach purpurnen und grünen Mänteln, Gebets-Perlen, -Kränzen usw. Sonst besteht die Einfuhr hauptsächlich aus Glaswaren, Baumwollwaren, Sämaschinen, Baumwollhaspeln usw. Finanzen. Die Haupteinnahmequelle der nöäördlichen Territorien ist die Karawanensteuer. Sie brachte im Jahre 1906 11 803 & gegen 11 130 L im Jahre 1905. Die Gesamteinnahmen der nörd- lichen Territorien beliefen sich im Jahre 1906 auf 14 100 K gegen 13 414 & im Jahre 1905. Produktion. Die Eröffnung der neuen Station in der Lobi-Dagati= und der Fra-Fra-Gegend hat die englische Regierung mit einem außerordentlich dicht bevölkerten Distrikt in Berührung gebracht. Man nahm die Gelegenheit wahr, den Häuptlingen klar zu machen, wie vorteilhaft es wäre, wenn sie ihre jungen Leute in die Minendistrikte der Goldküstenkolonie sendeten. Um ihnen die Vor- teile ad oculus zu demonstrieren, wurden intelli- gente Leute aus allen Teilen des Landes zu den Minendistrikten geführt, wo ihnen die Minenarbeit, die dortige Lebensweise, der Lohn usw. klar ge- macht wurden. Ein Erfolg ist nicht ausgeblieben,