W 444 20 biete, wurde indessen nur oberflächlich betrieben. Das gegenwärtige System des Bergbaubetriebes verlangt größere Ausgaben für Maschinen und erste Anlagen, erstrebt aber gleichzeitig eine gründ- lichere Ausbentung der Minen. Eine Beein- trächtigung erfuhren die bergbaulichen Unter- nehmungen in der Republik bisher durch Arbeiter- mangel, ungünstige klimatische Verhältnisse in einigen Landesteilen, durch die Schwierigkeit der Beschaffung hinreichender Verkehrsmittel, un- zulängliche Versorgung mit Lebensmitteln und, bis unlängst, durch einen Zustand politischer Un- ruhe. Dieser letztere Übelstand kann indessen jetzt als beseitigt gelten, und was die übrigen Punkte anlangt, so kann durch zweckentsprechende vorherige Vereinbarung im einzelnen Falle Vor- sorge getroffen werden. Der Teil Kolumbiens, der wegen seiner Goldproduktion einen Namen erlangt hat, ist das Departement Antioquia; es folgen, nach dem Grade ihrer Produktion, die Departements Cauca, Bolivar, Tolima, Santander, Magdalena, Boyaca und Cundinamarca. Antioquia umfaßt einen Komplex von Gebirgszügen, der in bezug auf das Vorhandensein von Goldadern un- gewöhnlich begünstigt ist. Die Arbeitsbedingungen sind ausgezeichnet, das Klima ist nicht nur ge- sund und milde, sondern auch für Ackerbau und Biehzucht geeignet. Für die Ausbeutung zu erschließende Ab- schnitte sind das Gebirge östlich und südöstlich von Remedios, die Flüsse Tamar und Ite, das Gebiet Alicante, die Nebenflüsse auf dem linken Ufer des Magdalena und der nordöstliche Distrikt. Anderseits sind die reichen Lager von Teitiribi und Andes im Südwesten, von Sonson im Süd- osten, die Ufer des Cauca im Norden, die Ufer des Ponce sowie Zaragoza im Nordosten der Ausbeutung bereits erschlossen. Es wird dort ein lebhafter Betrieb entfaltet. Viele einheimische Besitzer sichern sich durch Zahlung einer geringen Steuer dauerndes Eigentum an ihrem Grund und Boden und warten auf das Kommen aus- ländischen Kapitals, um ihren Besitz angemessen zu entwickeln. Bei der Erwerbung verlassener Minen ist es wichtig, daß der Käufer zuvor den Grund der Aufgabe des Betriebes ermittelt. Die Hauptgruppe der Minen umfaßt Remedios und Zaragoza sowie die Flüsse Nechi, Tigui und Ponea. Viele Dörfer sind auf goldführendes Alluvium gebaut und von Goldminen umgeben, die früher glänzende Ergebnisse aufwiesen, heute aber so gut wie nicht ausgebentet werden. Das gesamte Porca-Tal ist in hohem Maße gold- führend. Das Bett des Flusses ist von Zeit zu Zeit von Tauchern erfolgreich ausgebeutet worden, das Baggern ist dagegen wegen der reißenden Strömung und des geologischen Charakters der Ufer und des Bettes fast unmöglich. Dagegen bietet der Nechi-Fluß, der sich in den Cauca er- gießt, wegen seines sandigen Ufers, geringen Kiesgehalts und flachen Bettes für das Baggern große Vorteile. Amerikanische und französische Gesellschaften haben kürzlich diese goldhaltigen Stätten mit einigem Erfolge mit Monitors und Dampfschaufeln bearbeitet. Im allgemeinen je- doch ist der Nechi-Fluß für die erfolgreiche Be- arbeitung mit Monitors nicht geeignet, und hudraulische Verfahren sind nur in einiger Ent- fernung, zuweilen viele Seemeilen vom Flußbett, möglich. Das Auspumpen des Wassers aus dem Flusse vermittelst Dampfkraft ist kostspielig und dort nur unanwendbar, wo das Geröll sich nicht sehr gut bezahlt macht. Die durchschnittlichen Erträge dieser goldhaltigen Stätten belaufen sich auf 40 bis 60 Cent für die Tonne. Von der Mündung des Ponca ausgehend, gelangt man in folgende Hauptdistrikte: Dos Bocas, wo eine französische Gesellschaft im Be- griff steht, die La Punta-Mine in Betrieb zu nehmen; Pato, im Besitz und Betrieb einer amerikanischen Gesellschaft; Pinea und Santa Isabel, alle oberhalb Zaragoza; während unter- halb Santa Margarita, La Llana, Caseri, Barberi — letzterer Abschnitt im Betrieb einer amerikanischen Gesellschaft — und San Pedro liegen. Auf dem rechten Ufer des Nechi find Zaragoza und Remedios 48 Meilen von der Küste, mit der telegraphische und Fahrweg- verbindung sowie Flußverbindung über den Magdalena besteht. Die Reise nach Barranquilla dauert fünf Tage. Eine englische Gesellschaft hat die Remedios- Minen dreißig Jahre lang unter Benutzung moderner Maschinen und Verfahren abgebaut. In San Nicolas und Anfora arbeiten eine französische und eine amerikanische Gesellschaft, deren Dividenden vom Beginn des Betriebes an regelmäßig gezahlt worden sind. Auch andere kleinere Gesellschaften daselbst stehen sich gut. Die Remedios-Zaragoza-Gegend ist im all- gemeinen heiß, es herrscht Malariasieber. Das Land ist nicht besiedelt. Schlachtvieh wird aus Marganto im Departement Bolivar, das einige 150 Meilen entfernt ist, bezogen. Der Preis für das Haupt am Platze beträgt ungefähr 40 Dollar. Die Arbeitsbedingungen sind an- gemessen. Das Tigui= oder Guamoco-Gebiet besitzt noch unbekannte Hilfsquellen und bietet modernen Schürfern ein ungeheures Feld. Von den Spaniern ist wenig gearbeitet worden, aber seit dem Jahre 1890 sind verschiedene Gesellschaften zur Ausbeutung dieses Abschnitts gebildet worden.