469 2 ist bestimmt festgestellt, daß die in letzter Zeit am Westrand der Kalahari auf eine Patrouille und einen Verpflegungswagen unternommenen üÜber- fälle von Leuten Simon Coppers ausgeführt worden sind. Bei einem dieser Überfälle haben die Hottentotten eine Strecke von 450 km in fünf Tagen zurückgelegt — ein Beweis, welch außer- ordentliche Beweglichkeit der Gegner besitzt. Hauptmann Grüner, der Nachfolger des ge- fallenen Hauptmanns v. Erckert in der Führung des Expeditionskorps, beurteilte die Lage nach dem Gefecht am 16. März folgendermaßen: Nach seinem persönlichen Eindruck, nach den Aussagen und Ansichten der Eingeborenen, die früher bei Copper waren, sowie von Gefangenen und Landes- kundigen sei das Gefecht am 16. März ein äußerst schwerer Schlag für Copper gewesen. In ge- schlossener Werft könne er mit dem ihm geblie- benen Bieh nicht bestehen, da nur noch einige alte Tsamas vorhanden und diese zur Wasser- bereitung und als Futter für längere Zeit un- brauchbar seien. Die neue Frucht komme vor vier Wochen nicht in Betracht. Dadurch würde Simon Copper gezwungen sein, sich entweder der englischen Regierung zu stellen oder seine Truppe für die nächste Zeit in kleine Teile zu zersplittern, um die erforderlichen Lebensbedingungen zu finden. Nach Aussage eines verwundeten Eingeborenen sollen die Hottentotten infolge des schnellen An- griffs keine Zeit gefunden haben, einen späteren Sammelpunkt zu verabreden und jetzt weit zer- streut in der Kalahart sitzen, so daß sie mindestens der Zeit bis zur nächsten Tsamareife bedürften, un sich wieder zu sammeln. Hauptmann Grüner ist daher mit dem gesamten Expeditionskorps unter Mitnahme der Besatzung der wasserlosen Stationen Geinab und Akanous an die Wasser- stellen um Arahoab marschiert, um dort das Expe- ditionskorps wieder operationsfähig zu machen. Um die Schwierigkeiten der Wasserversorgung bei einer erneuten Unternehmung nach Möglichkeit zu verringern, werden die Brunnenbohrungen am Nossob mit allen Mitteln gefördert. Oberstleutnant v. Estorff und Landrat v. Uslar haben sich an den Nossob begeben, letzterer um neue Wasser- stellen aufzusuchen. 70 Kaomerun. Bebung der Rinderzucht in Kamerun durch ein- führung von Kllgduer Bullen. Bericht des Tierarztes Dr. Springefeldt. Bakossi und die Gebiete um das Manen- gubagebirge stehen augenblicklich mit im Vorder- grund des kolonialen Interesses, denn dort liegt der vorläufige Endpunkt der Kamerun-Nordbahn. Jene Länder sind durch verschiedene, bereits früher an dieser Stelle veröffentlichte Berichte (vgl. u. A. Kol. Bl. 1903 S. 359, 1904 S. 409, 1905 S. 498) allgemeiner bekannt geworden. Acker- bau und Viehzucht stehen in diesem gesunden und fruchtbaren Grasgebiet in verhältnismäßig hoher Blüte; namentlich für die Rinderzucht eignet sich das von vielen kleinen Flüssen und Bächen durch- zogene Hügelland, das in einzelnen schroffen, felsigen Bergen bis über 2000 m ansteigt. Die Eingeborenen betreiben indessen die Viehzucht irrationell. Deshalb ist der Viehreichtum nicht so groß, wie man bei den vorhandenen günstigen Bedingungen erwarten sollte. Im Hinblick auf die Bedeutung Bakossis für die Versorgung der Küste Kameruns mit Fleisch sind von Dr. Ziemann und von landwirtschaftlichen Sachverständigen praktische Vorschläge für die Hebung der dortigen Rinderzucht gemacht worden. Alle stimmen darin überein, daß die Eingeborenen nur durch sanften Zwang zur Anderung ihres Zuchtsystems und somit zur Verbesserung der einheimischen Rasse gebracht werden könnten. In Bakoffi, meinen die Sachverständigen, müßte ein mit Strafgewalt versehener Beamter (Landwirt) stationiert werden, der die notwendigen Anweisungen zu erteilen und deren Ausführung zu überwachen hätte. Im Sinne dieser Vorschläge verfügte das Gouvernement, daß zur Verbesserung der Rinder- rasse vier Allgäuer Bullen in Bakossi stationiert werden sollten. Ferner sollten in Johann-Albrechts- höhe eine Allgäuer Kuh und ein Bulle unter- gebracht werden, deren männliche Nachzucht wiederum nach Bakossi abzugeben wäre. Daß hier die Rinder durch Tsetse nicht bedroht find, hat bereits Dr. Ziemann nachgewiesen. Offen blieb dagegen die Frage, ob Tiere, ohne infiziert zu werden, die Straße Buea —Bakosfi passieren könnten. Deshalb gab mir das Gouvernement den Auftrag, mit Unterstützung des landeskundigen und viehzuchterfahrenen Landwirtes Godtknecht die Bullen zweckmäßig in Bakossi zu stationieren und auf dem Wege dahin etwa vorhandene Viehkrankheiten zu untersuchen. Am 16. Oktober 1906 marschierten wir mit den hierfür auserlesenen Tieren (fünf tuberkulose- freien Jungbullen und einer Kuh) von Buea ab. Der Missionar Spellenberg, der auf der Rück- kehr nach Nyassoso zwei Kühe, eine Stute und ein Fohlen mitführte, schloß sich uns an. Mit den Pferden war er bereits von dort nach Buea geritten. Alle Tiere befanden sich in gutem Ge- sundheitszustande. Zu ihrer Schonung wurden nur kleine Tagemärsche gemacht. Die Wege waren überall gangbar. Wasser und Futtergräser