W 471 20 daß auch europäisches Rind dort gut gedeiht. Der Gründer der Farm hat von seinen etwa 20 Ba- koss-Kühen schon einige Kreuzungskälber gezüchtet. Leider hat bisher kein Eingeborener eine Kuh hier decken lassen; angeblich wollen sie das Deck- geld von 5 Mk. nicht zahlen. Das Tierzucht- unternehmen auf Esosong steht noch in den An- fängen. Wie mit Rinderzucht ist auch mit Schaf-, Schweine= und Pferdezucht begonnen worden. Der Versuch verspricht wirtschaftliche Rentabilität des Unternehmens, namentlich wenn der Kartoffelbau weiter ausgedehnt wird. In RNdum hatten wir die Häuptlinge der benachbarten Ortschaften am 30. Oktober zu einer Besprechung eingeladen, um zugleich ihre etwaigen Wünsche nach Allgäuer Bullen vorher berück- sichtigen zu können. Es erschienen 13 Häupt- linge. Sie wurden nach einer Belehrung über Tierzucht und über die Vorteile von Kreuzungen zwischen ihren Kühen und Allgäuer Bullen gefragt, wer einen solchen nehmen wollte. Niemand meldete sich. Einzelne wollten wohl einen Zucht- stier für ein Spottgeld kaufen, aber nicht für Zuchtzwecke übernehmen. „Wenn dieser stirbt, bekommen wir Palaver mit der Regierung“ war ihre Antwort. Im übrigen hätte ihr Gemeinderat, ohne dessen Einwilligung sie keine Zusicherungen machen könnten, die Annahme eines Bullen aus dem erwähnten Grunde abgelehnt. Wir zogen daher mit unseren Tieren weiter, um sie selbst in geeignet erscheinenden Ortschaften unterzu- bringen. Am 31. Oktober marschierten wir nach Ngombo, wo wir uns durch Augenschein von dem relativ großen Rinderbestand überzeugen konnten, und übergaben dem Häuptling einen ullen —, ein Dangergeschenk in seinen Augen! Erst nach energischem Zureden und auf die Ver- sicherung, daß kein „Palaver“ entstände, wenn der Bulle ohne Schuld des Dorfes zugrunde ginge, beruhigte er sich. In dem hochgelegenen, kühlen Ninong, einer Ortschaft, in der Planten nicht mehr gut gedeihen, brachten wir ein weiteres Tier bei dem alten Häuptling Ngose unter. Dieser bat flehentlich, wir möchten das Tier doch wieder mitnehmen. Es gäbe vorher so viele Ortschaften, die zunächst mit Allgäuern versehen werden müßten. Erst wenn das geschehen wäre, käme er an die Reihe. „Der Fluß fließt doch nicht bergauf“, ebenso- wenig wäre es richtig, wenn er jetzt einen deutschen Bullen bekäme. Als alles Reden nichts half, wollte er uns ein großes Rind schenken, wenn wir nur den Regierungsstier zurücknähmen. Betrübt willigte er schließlich ein, den Bullen zu behalten. War seine anfängliche Weigerung auf wirkliche Furcht oder Eigensinn zurückzuführen? Vielleicht traute er seinen eigenen Leuten nicht. Am 2. November besuchten wir die drei Stunden von Ninong entfernt gelegenen beiden Kraterseen (Eboga). Schroff abfallende Felsen schließen das kleinere, runde Kraterbecken ein. An einer mit Busch bewachsenen Stelle entspringt hier eine Quelle und stürzt rauschend in das tiefdunkelgrne Wasser. Die Eingeborenen meiden diese Stätte mit heiliger Scheu. Der andere größere See, der schätzungsweise 500 m breit und 800 m lang ist, besitzt nur nach Osten steile Fels- ufer. Im übrigen gestatten die grünen, grasigen Abhänge den Abstieg zu dem kristallklaren Wasser- spiegel. Wer das Wasser dieses Sees trinkt oder darin badet, muß sterben; so glauben die Ein- geborenen. Um diesen Aberglauben zu bekämpfen, durchschwamm ich den See. Fische konnten wir darin nicht entdecken. Einige Frauen suchten am Ufer Frösche. Zur Anlage einer Fischzucht dürften diese Wasserbecken sehr geeignet sein. Nach unserer Rückkehr nach Ninong zogen wir mit unserem letzten Bullen, einer Kreuzung zwischen Allgäuer und Bakossi-Rind mit Farbe und Form der ersteren, über Ngommoi, Jaudom nach Elong. Der alte Häuptling Nocke war ebenfalls wenig erfreut über den Zweck unseres Besuches, die Übergabe des Zuchtstieres. Da er sich aber als guter Freund des Gouvernements betrachtet, so nahm er das Tier in Empfang. Der dortige schwarze Missionslehrer, der die deutsche Schriftsprache beherrscht, verpflichtete sich, über das Befinden des Bullen zu berichten. In Elong wird sehr viel Ackerbau, namentlich auch Maiskultur betrieben. So weit der Blick reicht, sieht man dort bestellte Felder in dem hügeligen, von zahlreichen, auch in der Trockenzeit Wasser führenden Bächen durchflossenen Gelände. Männer und Weiber sind dort bei der Arbeit. In zwei Tagemärschen gelangt man von hier über Mboshe, Maueka, wo der Busch beginnt und Haine von Olpalmen auftreten, nach dem Endpunkt der Manenguba-Bahn. Die Wege hierher sind auch für Schlachttiere gut passierbar. Am 8. No- vember trafen wir in Konzamba ein. In dem Gebiete zwischen dem Nlonako und Manenguba- Gebirge blüht die Kleinviehzucht. Schafe und Ziegen sind hier halb so teuer als in Bakoffi (3 bis 4 Mk. für ein Stück). In Mamena, am südlichen Abhang der Manengubaberge, wenige Stunden von der Bahnlinie entfernt, liegen wieder ausgedehnte Flächen Grasland, die der Besiedlung und Ausnutzung harren. Nach einem kurzen Besuch in Ninong, wo ich mich von dem Wohlbefinden des Bullen über- zeugte, kamen wir am 10. November wieder in Ngombo an. Auf dem Weitermarsch nahmen