W 485 20 Die Märkte, welche im Schirehochland ein- gerichtet wurden, werden immer mehr von den Eingeborenen besucht, wenn es auch Jahre ge- dauert hat, um die Eingeborenen daran zu ge- wöhnen, ihre Ware nicht an herumziehende Händler abzugeben, sondern sie nach einer Zentralstelle zu bringen. An Stelle des Warenverkehrs tritt in zu- nehmenden Maße der Geldverkehr. Der Bedarf an Arbeitern konnte mit Aus- nahme der Zeiten, in denen die Anwesenheit der Eingeborenen in ihren Dörfern zur Bearbeitung ihrer Kulturen nötig war, voll gedeckt werden. Auch beim Eisenbahnbau hat niemals Mangel an Arbeitern bestanden. Der Grund hierfür liegt hauptsächlich in der guten Behandlung, welche die Eisenbahnbau-Gesellschaft ihren Ar- beitern zuteil werden läßt, und in der Vorliebe der Eingeborenen für diese Art von Tätigkeit. Eine immer wachsende Zahl von Eingeborenen sucht Beschäftigung außerhalb der Grenzen des Protektorats, und zwar sowohl in Südnigerien in Transvaal, wie auch in den Zuckerpflanzungen des Sambesi, wo sie hohe Löhne erhalten und ihrer Heimat verhältnismäßig nahe sind. Viele dieser außerhalb des Landes beschäftigten Ein- geborenen senden in regelmäßigen Zeiträumen Geld in die Heimat. So kommt es, daß schon eine beträchtliche Zahl von Eingeborenen im Besitz einer verhältnismäßig großen Summe ist. Lucchscnirc kann man annehmen 20 bis Für den Unterricht der Eingeborenen hat die Regierung im Berichtsjahre keine Summen aus- geworfen. Dieser ist ganz den Missionen über- lassen, welche in 708 Eingeborenenschulen rund 58 000 Schüler unterrichten. Im allgemeinen haben sich die Missionsschulen sehr gut bewährt. Die Bildung der Eingeborenen macht ständige Fortschritte, was sich besonders darin zeigt, daß die Zahl der von Eingeborenen geschriebenen Briefe von Jahr zu Jahr waͤchst. Die Prügelstrafe ist vollständig verboten worden. Ob diese Maßregel nicht etwas ver- früht eingeführt wurde, bleibt abzuwarten. 7. Offentliche Arbeiten. Mit dem Straßenbau wurde eifrig fort- gefahren. Neu gebaut, bezw. wiederhergestellt wurden die Straßen: Zomba-Blantyre, Blantyre= Chola, Zomba-Livonde, Livonde-Mwera, Livonde- Necheu, Dova-Mzimba. Es wurde eine Reihe von Motorwagen in das Protektorat eingeführt, so daß sich schon eine Gesellschaft, die „Motor nion of Nyassaland“, bilden konnte, welche den Zweck hat, die Einfuhr von Petroleum- maschinen usw. für ihre Mitglieder zu besorgen. Für Regierungszwecke wurde ein Motortransport- wagen eingeführt. Sämtliche Regierungsgebäude in Zomba sind mit elektrischem Licht versehen. Die Kraftquelle stellt der Mlungufi-Fluß dar. 8. Militärwesen. Die Zahl der in der Kolonie unterhaltenen Truppen ist reduziert worden. Um einen Ersatz hierfür zu schaffen, wurde aus altgedienten Soldaten eine Reserve gebildet. 9. Verschiedenes. Dank der Jagdgesetzgebung des Protektorats nimmt das Wild in demselben zu. So hat z. B. die Zahl der Elefanten offenkundig eine Ver- mehrung erfahren, ebenso die Zahl der Büffel, welche beinahe schon ausgestorben zu sein schienen. Der in früheren Jahren schon erwähnte Versuch, Regenbogenforellen in den Gebirgsströmen des Nyassalandes heimisch zu machen, hat einen Er- folg gezeitigt. * Mauritius im Jahre 1906.) 1. Finanzen. Die Einnahmen der Kolonie beliefen sich im Jahre 1905/06 (einschließlich einer außerordent- lichen Einnahme von 881 961,58 Rs. aus der Anleihe von 1904) auf 11 169 783,21 Rs. Die Zunahme von 770 228,30 Rs. gegen das Vor- jahr resultiert ausschließlich aus der außerordent- lichen Einnahme. Die wichtigsten Einnahme- quellen find die Zölle (3 486 682,04 Rs.), Lizen- zen usw. (2 530 444,46 Rs.) und Einnahmen aus den Eisenbahnen (2 437 510,65 Rs.). Die Ausgaben betrugen 9 915 868,52 Rs. gegen 10 563 521,43 Rs. im Vorjahre. Von diesen entfielen auf die Kapitel: „Eisenbahnen“ 1741 273,00 Rs. und „Verzinsung usw. der öffentlichen Schuld“ 1 264 583,79 Rs. Während der letzten fünf Jahre war das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben folgendes: Einnahmen Ausgaben Rs. Rs. Rs. 1901/02: 9 140 754 9 043 066 + 1 834 669 1902/03: 9221 600 9 575 182 J 1 263 430 1903/04: 9 473 112 10 664 115 TK 82247 1904/05: 10 399 554 10 563 521 — 81 729 1905/06: 11 169 783 9 915 868 + 1 172 195 Die öffentliche Schuld der Kolonie belief sich auf 1 319 090 L; sie ist mit 3½ und 4 v. H. zu verzinsen, eine Restschuld aus dem Jahre 1864 *) Nach Colonial Report Nr. 547. Cd. 3729—11.