6.23 20 Beziehungen vorzuarbeiten. Die Anwerbeversuche waren ergebnislos. Der gleiche Versuch auf Sori hatte insofern noch weniger Erfolg, als dort sämtliche Eingeborene bei der Landung unseres Kutters die Flucht ergriffen. Die Leute in der Umgegend der Station Noru sind für Arbeit noch nicht zu haben. Am 11. November wurde zur Bergung der Regierungsgüter von dem gestrandeten Schiff „Zabra“ die Insel Ponam angelaufen. Das Wrack der „Zabra“ liegt auf dem flachen aus- gedehnten Riff an der Nordseite der Insel. Die Mannschaften und Güter waren in einem Schuppen am Nordostende der Insel geborgen. Nach sach- verständiger Ansicht ist die „Zabra“ völlig ver- loren. Die Regierungsgüter und die schiffbrüchig gewordenen Polizeimannschaften für Eitape wurden an Bord genommen. Die Nacht über ankerte der „Seestern“ vor der Insel Pitalu, um am nächsten Morgen in Papitalai die Polizeitruppe an Land zu setzen. Klagen der Papitalai-Leute über Gewalttaten der Lonin-Leute bilden eine ständige Nummer auf dem Programm der in den Admiralitäts-ä Inseln zu erledigenden Eingeb Die Loniu-Leute werden den Matankor zu- gezählt, die Eingeborenen von Papitalai gehören zum Manusstamm; dieser ist von den drei Hauptstämmen der Admiralitäts-Inseln entschieden der kriegerischste. Daß der Regierung gerade nur immer Klagen der Papitalai-Leute gegen die Lonin-Leute zu Ohren kommen, hat wohl seinen Grund darin, daß die Papitalai-Leute in dem Missionszögling und Häuptling Pominis einen eifrigen und gewandten Fürsprecher haben. Zu den neuerlichen Beschwerden der Be- wohner von Papitalai gegen die von Lonin hatte ich ermittelt, daß die eigentlichen Übeltäter nicht Loniu-, sondern Manus-Leute waren, die jetzt in Massawal und Batussi an der Südküste der Haupt- insel sitzen und früher auf Mok-Mandrian seßhaft gewesen sein sollen. Einige Loniu-Leute scheinen sich diesen allerdings auf ihrem Kriegszug gegen Papitalai angeschlossen zu haben. Die gleichen ehemaligen Mok-Mandrian-Leute sind es auch gewesen, welche im August oder September 1907 die Eingeborenen der Pom-Inseln überfallen und dabei angeblich zehn Männer erschossen hatten. Zwei Häuptlinge von Pom waren deshalb hilfe- suchend nach Herbertshöhe gekommen. In Komuli brachte noch ein Häuptling von der Insel Lo Beschwerden über Mordtaten der Leute von Massawal vor. An dem Tage, an welchem die oben ge- schilderte Strafexpedition gegen Balamot unter- nommen wurde, sollen die Leute von Massawal die Insel Pitalu überfallen haben. Der Häupt- ling Pominis will ihnen, als er am 7. November vom „Seestern“ bei Loniu abgesetzt worden war und im Kanu nach der Nordlagune fuhr, be- gegnet und nur mit Mühe entronnen sein. Die Mok-Mandrian-Leute in Massawal find noch von dem Uberfall auf Komuli her, wo sie den Händler Maetzke erschlugen, sowie von dem Überfall auf einen chinesischen Händler Ahn mit Schießwaffen und Schießbedarf versehen. Die Bewohner von Loniu besitzen keine Gewehre, wohl aber fand ich in ihrem Dorfe, wie ich hier vorweg be- merken will, einige ganz gute — hölzerne Nach- ahmungen von Gewehren, die offenbar im Kampfe als Schreckmittel verwendet werden und diesen Zweck anscheinend auch erfüllen. Bei dieser Lage der Verhältnisse glaubte ich von der von den Fürsprechern der Papitalai-Leute ge- wünschten Strafexpedition gegen Loniu, das übrigens erst im Juli einundzwanzig Rekruten zur Polizeitruppe gestellt hat, absehen und mich mit einer friedlichen Demonstration begnügen zu sollen, während mir ein schärferes Vorgehen gegen die Mok-Mandrian-Leute in Massawal und Batussi geboten erschien. Nach kurzem Aufenthalt in Papitalai trat ich am 11. November mit der Polizeitruppe von dort über Land den Marsch nach Loniu an. Der Marsch führt durch hügeliges Waldland. In Loniu saßen die mitgekommenen Papitalai-Leute friedlich mit den Loniu-Leuten zusammen. Beide Parteien versprachen künftig Frieden zu halten. Der „Seestern“ hatte unterdessen von der Nordlagune aus die Insel östlich umfahren und in der Bucht hinter der Insel Potomo (nach der Seekarte Bird-Island) westlich Loniu einen Ankerplatz ausfindig gemacht. Am Abend unter- nahm ich noch eine Bootfahrt nach dem Pfahl- baudorf Ndrubia, das westlich von Loniu in dem Kreek liegt, der Loniu von der Hauptinsel Manus trennt. Die Bewohner schienen nicht besonders scheu, obwohl Weiber nicht zu sehen waren. Aus dem Hintergrunde der Bucht von Potomo kamen Eingeborene in primitiveren Kanus, als sie die Manus und Matankor führen, an den „Seestern“ heran. Sie wurden von den Ad- miralitätseingeborenen an Bord als „Usiai“ bezeichnet. Ihr Wohnsitz soll Ndrowa heißen und nordwestlich landeinwärts auf der Höhe liegen. Starke Regenböen und unsichtiges Wetter ge- statteten nicht, das unbekannte Fahrwasser an der Südküste der Hauptinsel zu der geplanten Expedition gegen Massawal und Batussi auf- zusuchen. Es wurde daher am 12. November Kurs nach der Insel Pak genommen. Nach kurzem Aufenthalt auf der Heornsheimschen