634 ꝛ0 Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee vorläufig durch geeignete Maßnahmen, wie Saatverteilung, Be- wertung von Proben u. a., unterstützt. Die Ergebnisse der bisherigen Vorarbeiten und Versuche, bestimmte Gebiete unserer eigenen Kolonien für die Baumwollerzeugung nutzbar zu machen, bieten um so begründetere Aussichten auf Erfolg, als diese Ländereien zum großen Teil bereits durch die Eingeborenen seit langer Zeit der Baumwollkultur erschlossen sind und, wie das Beispiel gleichartiger Nachbarkolonien bewiesen hat, bei beschleunigter Erschließung durch Ver- besserung der Verkehrs= und Bewässerungs- verhältnisse, insbesondere durch Eisenbahnen, durch Hebung der noch primitiven Eingeborenen- kulturen, durch Einführung der Pflugkultur an Stelle der Handhake sowie europäischer Plantagen- kultur mit maschinellem Großbetrieb, wo die Vor- bedingungen dazu gegeben sind, reichen Erträgen entgegengeführt werden zu können. Hauptsächlich weil es in unseren Kolonien bisher an diesen unerläßlichen Vorbedingungen fehlte, hat die Baumwollproduktion in Togo und Deutsch-Ost- afrika bisher so verhältnismäßig geringe Ergebnisse aufzuweisen: 1902 .... 82 Ballen 19003 166 — 1904 1 187 1905 1290 1906 1 435 Wenn demgegenüber das unserem Togo be- nachbarte englische Nigeria allein schon den zehnfachen Export aufweist und ihn demnächst noch zu steigern hofft, so ist das u. a. mit daraus zu erklären, daß eben Nigeria schon viel früher eine doppelt so lange Eisenbahn wie Togo er- halten hat, daß diese Bahn jetzt um das Drei- fache verlängert wird, um noch reichere Baum- wollgelände zu eröffnen, daß die rührige British Cotton Growing Asscciation bei Ibadan, einer Eingeborenenstadt von 200 000 Seelen am Ende der erstgenannten Stichbahn, in der „Marlbo- rough Plantation“ eine Musterfarm ersten Ranges, zugleich mit den modernsten maschinellen Ein- richtungen für Baumwollentkernung, Baumwoll- presse, Olmühle, Olkuchenfabrikation usw. ein- gerichtet hat, die Eingeborenenkulturen in jeder Weise zu fördern sucht, das ganze Gebiet mit einem Netz von Baumwollankaufs= und Ginsta- tionen überzogen hat und in diesen nationalwirt- schaftlichen Bestrebungen nicht nur von den englischen Textilindustriellen unterstützt wird, sondern auch von den Textilarbeitern (Textile Trade Unions Lancashire's), welche aus der Hungersnot der sechsziger Jahre wohl die Lehre gezogen haben, daß die nationale Baumwoll= produktion für sie geradezu eine Existenzfrage be- deutet. Da auch das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee sowohl seitens des Reiches dauernd unterstützt wird, als auch von den Textilindustriellen eine Beihilfe von 10 v. H. der Berufsgenossenschafts- Umlagen zur Förderung der Baumwollkultur er- häklt und auf Grund dieser Unterstützungen weiter- hin in der Lage ist, in den Kolonien wie im Inlande das Interesse an dieser nationalen Sache dauernd rege zu halten, da ferner der Bau der als notwendig erkannten Kolonialbahnen nunmehr vom Reichstage bewilligt worden ist, auch einige Textilindustrielle sich bereits größere Baumwoll- gelände in Ostafrika gesichert haben, darf der weiteren Entwicklung mit um so größerem Ver- trauen entgegengesehen werden, als die inten- sive Förderung der Baumwollproduktion in unseren Kolonien nach sachverständiger Schätzung würde eine solche nach Einführung geeigneter Methoden bis zu 2½ Millionen Ballen liefern können — inzwischen von allen Sachkundigen als eine wirtschaftliche Notwendigkeit erkannt worden ist. Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. * Ausfuhr von Baumwollsaat aus Britisch-Indien. Bei der Ausfuhr von Saaten aus Britisch- Indien fällt ganz besonders die während der letzten Jahre bedeutend gestiegene Zunahme in der Verschiffung von Baumwollsaat auf. Während beispielsweise im Jahre 1897/98 dos zur Ausfuhr gelangte Quantum sich auf n 1418 Tons im Werte von 76 307 Rs. belies. I wurden im Jahre 1906/07 nicht weniger als 219 376 Tons im Werte von 12 990 659 Rs. verschifft. Großbritannien war bislang Indiens bester Abnehmer dieser Saat und bezog im Jahre 1906/07 mehr Baumwollsaat von Indien als von irgend einem anderen Lande. Im Jahre 1906/07 wurden verladen nach: