G 642 20 56 451 Tons Kohlen an ihre eigenen Dampfer wieder abgegeben. Die regelmäßigen Postdampfschiffslinien, die St. Thomas anlaufen, sind zur Zeit die folgenden: 1. Die deutsche „Hamburg—Amerikalinie“: sie expediert jeden Monat von Hamburg sechs Dampfer, welche St. Thomas sowohl ausgehend als auch heimkehrend berühren; außerdem unter- hält diese Gesellschaft durch einen Interkolonial- dampfer eine monatlich einmalige Verbindung zwischen St. Thomas, San Juan (Puerto Rico), Domingo, Haiti und Kingston (Jamaica). 2. Die französische „Compagnie Générale Transatlantique“, die eine monatlich einmalige Verbindung zwischen Europa und St. Thomas sowie zwischen St. Thomas und anderen west- indischen Plätzen vermittelt. 3. Die englische „Quebec Line“, deren Dampfer durchschnittlich alle 14 Tage auf dem Wege von oder nach New vork St. Thomas anlaufen. 4. Die englische „Leyland Line“, die jeden Monat einen Dampfer von Liverpool über St. Thomas nach Columbien, Colon und Kingston (Ja.) sendet; auf der Rückfahrt laufen diese Schiffe St. Thomas jedoch nicht an. 5. Die dänische „Det Ostasiatiske Kompagni“, die eine monatlich einmalige Verbindung zwischen Europa, St. Thomas, den Windward Islands und Paramaribo (Surinam) unterhält. Die Einfuhr von Europa sowohl als auch von den Vereinigten Staaten zeigte 1907 eine Abnahme; es werden jetzt hauptsächlich nur noch Lebensbedürfnisse eingeführt und von diesen auch nur noch die wohlfeileren Arten; die Einfuhr von Luxusgegenständen verringert sich ständig, was bei dem abnehmenden Wohlstand der Bevölkerung auch nicht anders zu erwarten ist. Wie früher, versorgen die Vereinigten Staaten die dänischen Inseln hauptsächlich mit Provisionen, billigeren Schnittwaren und Schuhzeug, während Getränke, Delikatessen und bessere Schnittwaren sowie Kurz- waren meist von Europa eingeführt werden; an dieser letztgenannten Einfuhr sind Deutschland, Dänemark und Großbritannien ungefähr zu gleichen Teilen beteiligt; der Import von Frankreich ist zurückgegangen. St. Croix. Hier herrschen im allgemeinen ähnliche Ver- hältnisse wie auf St. Thomas; nur befindet sich diese Insel insofern in einer ungünstigeren Lage, als ihr Schiffsverkehr und die daraus stammenden Einnahmen ganz unbedeutend sind; nur die zwischen New York und Westindien verkehrenden Dampfer der englischen „Quebec Line“ laufen die Insel in ungefähr vierzehntägigen Zwischenräumen an; bei genügendem Angebot von Fracht und Passagieren besuchen auch die Dampfer der däni- schen Linie (einmal im Monat in St. Thomas eintreffend) ab und zu die Insel St. Croix; eine wirklich regelmäßige Verbindung mit der Außen- welt hat die Insel aber nur durch einen kleinen Motorschoner von etwa 45 Tons Ladefähigkeit, der zweimal wöchentlich zwischen St. Croix und St. Thomas verkehrt. St. Croix ist ausschließlich auf Landwirtschaft und die Fabrikation von Rohzucker angewiesen; andere Hilfsquellen stehen der Insel nicht zur Verfügung. Der erzeugte Zucker ging bisher nur nach den Vereinigten Staaten, da das Mutterland dieses Produkt seiner Kolonie durch Importzölle vom dänischen Markt ausschloß. Auch sonst kann der St. Croix-Zucker im Mutterlande mit dem dort prodnzierten Zucker nicht konkurrieren, da er die sehr bedeutende Seefracht zu tragen hat und außerdem seine Produktion infolge der dortigen ungünstigen Arbeitsverhältnisse zur Zeit verteuert und erschwert wird. Im letzten Jahre war die Zuckerrohrernte keine gute, da das Wachstum der Pflanzen durch eine ganz außergewöhnliche und langanhaltende Dürre in den Sommermonaten beeinträchtigt wurde; dementsprechend kann sich die Zuckerproduktion der drei Fabriken der Insel auch nur in recht bescheidenen Grenzen halten. In den letzten Jahren hat man begonnen, auf der Insel auch Baumwolle (sea island cotton) anzupflanzen. Da dieser Artikel bisher zu einigermaßen lohnenden Preisen in England abgesetzt werden konnte, so nimmt die Produktion von Baumwolle langsam zu; sie stößt aber auf Schwierigkeiten, und zwar wird sie durch die mißlichen Arbeiterverhältnisse gehemmt. Von einigen Seiten wird auch der Anbau anderer Tropenpflanzen, wie Kakao, Tabak usw., auf St. Croix empfohlen; es ist aber wenig wahr- scheinlich, daß die Insel darin mit dem übrigen Westindien und Zentralamerika konkurrieren kann, wo es außer großen Plantagenbesitzern auch kleine, der eingeborenen Bevölkerung angehörige Land- besitzer, sozusagen Bauern, gibt, die auf eigener Scholle und für eigene Rechnung billig produzieren und durch ihr Beispiel und ihren Erfolg die be- sitzlose Klasse zur Arbeit anregen. Auf den däni- schen Antillen kennt man einen solchen Mittelstand überhaupt nicht, und sein Fehlen erschwert die Erziehung der unteren Klassen zur Arbeit unge- mein; der Neger ist nämlich dadurch genötigt, sich seine Beispiele zur Nachahmung in den höchst- stehenden Schichten der Bevölkerung, d. h. unter den Weißen, zu suchen, und da dem Neger geistige Arbeit, weil ihm unverständlich, überhaupt nicht als Arbeit erscheint, so kommt er zu dem Schluß, daß Nichtstun vornehm, Arbeit aber schändend sei, und handelt danach. Daß mangelnde Arbeitslust