## 674 20 wechseln ständig: „Okapi“ und „Kenge“ sind die gebräuchlichsten, doch hörten wir auch den Namen „Alabi“, während in anderer Gegend mit Kenge wiederum die große Streifen-Antilope, das Soli, bezeichnet wird. Eine Abbildung des Okapi Johnstoni, die ich in Mowambi einigen Mombutti zeigte, erkannten sie sofort und nannten sie ein- stimmig „Kenge“. „Okapi“ und „Alabi“ war unbekannt, während die Pygmäen bei Beni nur die Namen „Okapi“ und „Kwapi“ gebrauchten. „Kenge“ tritt erst bei Irumu auf. Außer einigen neuen Fellen lieferte der Wald eine schöne Kollektion aus der gefiederten Welt und wirbellose Tiere in Mengen. Unter den verschiedenen Arten Affen, die täglich auf den Asten der hohen Bäume zu finden sind, ist die Erlegung einer schwarzen Mangabe sowie zweier verschiedener Colobus-Arten bemerkens- wert, von denen die eine nur wenige weiße Büschel an der Schulter zeigt, die andere mit zwei weißen Rückenstreifen sich mehr der Kili- mandscharo-Form nähert. Einige silbergraue Zierböckchen von der Größe eines Hasen, die von den Eingeborenen vielfach in Schlingen gefangen und oft lebend angeboten werden, versuchten wir in der Gefangenschaft zu halten. Trotz guter Nahrungsaufnahme und völliger Zahmheit, schon nach einem Tage, waren sie jedoch (bis auf ein Exemplar) nicht durchzubringen. Auch die Fischerei auf dem Zturi, dem Schari sowie allen größeren Flußläufen lieferte recht interessante Resultate. Barben, Karpfen- lachs= und Zahnkarpfen sowie Welse verschiedenster Form bilden das Hauptkontingent, während im Unterschiede zu den zentralafrikanischen Seen die dort vorherrschenden Cromiden hier ganz zurück- treten. Da hier auch ferner die Ethnographie nach dem Aruwimi zu wieder anfängt, reicher und interessanter zu werden, so scheint die Reise zum Kongo recht lohnend zu sein. Am 10. April erreichten wir Mowambi, einen kleinen, vom Walde umrahmten, hoch über dem Ituri gelegenen Posten. Der Strom rauscht hier in mächtiger Breite und starker Strömung über klippenreichen Grund dahin und führt jetzt in der mittleren Regenzeit viel Wasser. Die Regenzeit hat uns bis jetzt gnädig verschont, wenn schon einige echte Tropengewitter uns nicht erspart geblieben sind. Nach den Beobachtungen des hiesigen Chef de poste, eines Bulgaren, der uns hier in zuvorkommender Weise einige Tage Aufenthalt verschönte, fällt die Hauptzeit des nassen Elements in die Monate August bis Ok- tober — im Gegensatz zu Beni und dem dem Walde angrenzenden östlichen Gebiete, wo die Zeit von etwa Ende Februar bis Mai zu der regenreichsten gerechnet wird. In wenigen Tagen hat bei Awakubi der Fußmarsch sein Ende gefunden. Nach vierzehn- tägiger Reise hoffen wir — in Booten den Aru- wimi abwärts fahrend —, Basoko am Kongo zu erreichen, wo uns der Dampfer erwartet, der uns zur Westküste des Kontinentes tragen soll. II. Mit der Ankunft in Awakubi am 22. April hatten die Fußmärsche ihr Ende erreicht. Hier lag eine Anzahl Kanus bereit, um uns den Aruwimi hinunter bis zum Kongo zu tragen, den wir in etwa zehntägiger Fahrt zu erreichen hofften. In dem freundlichen, großen Posten blieben wir eine Weile, teils in der Hoffnung, von unserem Geologen Kirschstein von dem seit der Unglücksmeldung auf dem Karissimbi jede Nachricht fehlte, ein Lebenszeichen zu erhalten, dann auch, um den Rest der aus Ostafrika mit- geführten Träger, sowie die Askari abzumustern, die von hier aus den Heimweg an die Ostküste antreten sollten. Eine neue Eskorte stellte uns der Kommandant Engk von der 2one de l’haut Ituri. Für Leutnant v. Wiese gab es wieder einmal harte Arbeit. Auf ihm hatte während der ganzen Dauer der Safari die schwere Bürde der inneren Verwaltung unserer Karawane ge- legen; sein Amt war es gewesen, die schwierige Frage der Verpflegung der 700 Leute zu lösen, einen großen Teil der geschäftlichen Korrespondenz zu erledigen und die ungezählten täglichen Schauri und Streite zu schlichten, die, weil sie oft wegen der unnötigsten Sachen ausbrechen, selbst den ruhigsten Mittelenropäer zur Verzweiflung rreiben können. Daß wir niemals in ernste Schwierig- keiten geraten sind, hatten wir allein seinen um- sichtigen und weitausschauenden Dispositionen zu danken. Hier galt es nun, alle Verpflichtungen und Korrespondenzen, die uns noch mit dem Osten verbanden, zum Abschluß zu bringen, so- wie den dortigen Firmen längere Instruktionen über die Rückreise der via Entebbe heimkehren- den Herren, über Lohnauszahlung der Träger und Askari, Transport der Sammlungen usw., zu erteilen. Die Dienstbücher der Leute mußten ausgefüllt, sowie deren Verpflegung für den Rück- marsch sicher gestellt werden. Mit der Entlassung des übrig gebliebenen Trägermaterials und der Soldaten war Wiese somit von einem großen Teile seiner Sorgen befreit. Eine Parade über die Expeditionstruppen, bei der ich ihnen für ihre treuen Dienste dankte, bildete die kleine Ent- lassungsfeier. Bald darauf marschierten die Braven, von viel Volks aus den Weg geleitet und von den zurückbleibenden Boys heimlich be- neidet, unter Hörnerklang in ihre Heimat ab.