W 686 20 geld, Deine Hütte ist leer, Du bist nicht wie ich, ich habe Muschelgeld liegen, ich mäste ein Schwein! Deine Verwandten sind keine Häuptlinge, meine Verwandten sind Häuptlinge. Erzählung von der Einführung des Feuers. Früher gab es in Muliama kein Feuer. Der Vogel Kauko pickte es in Kaptuntun (einem Dorfe der Nachbarlandschaft) auf, und seitdem ist das Feuer hier nicht mehr ausgegangen. Erzählung von der Entstehung der Kokos- palme. Es war einmal ein Mann, der hieß Tom Sosotala und war sehr faul. Eines Tages sagte sein Bruder zu ihm: „Tom Sosotala komm', wir wollen aufs Feld zur Arbeit gehen.“ „AUch," antwortete dieser, „ich gehe lieber Fische speeren."“ Die anderen gingen aufs Feld, er speerte Fische, und als die anderen am Abend heimkamen, sprach er zu ihnen: „Habt ihr nichts für mich zu essen?“ Sie gaben ihm aber nichts zu essen, sondern nur Wasser zu trinken. Er war sehr hungrig. Er nahm eine Fackel (aus dürren Blättern), zündete sie an und ging in die Nacht hinaus. Er band sich die Fackel um den Kopf und grub nach wilden Süßkartoffeln. Das Feuer der Fackel faßte sein Haar, und er verbrannte. Sein Bruder war hinter ihm drein gegangen und suchte ihn, fand aber nur noch seinen Kopf. Der sprach zu ihm: „Vergrabe den Kopf bei Deiner Hütte, Du wirst ein Blatt (das Keimblatt) hervorsprossen sehen. Zäune mich ein, damit andere mich nicht sehen, ich werde wachsen, habe Geduld, ich werde Früchte tragen.“) Sieh' nach mir, zerbrich meine grüne Hülle, Du wirst zwei Augen sehen, mach' ein Loch in meinen Mund,“) Du kannst mich (d. h. die Kokosmilch) trinken, zerschlage mich, und Du kannst mich essen. 7.5 Samoa. Erneute ARusbrüche des vVultans auf Sawall. Nach einem soeben eingetroffenen Berichte des Amtmanns Williams auf Sawaii zeigt der dortige Vulkan neuerdings wieder eine erhöhte Tätigkeit. Die Lava hat seit Sonntag, dem 10. Mai d. Is., weitere Verheerungen angerichtet; ein bisher verschont gebliebener Teil des Dorfes Sale Aula ist zerstört und der Rest desselben schwer bedroht. Der Lavastrom schreitet in dem Sumpf hinter dem Dorfe sowie an der Küste stetig vorwärts; falls der Vulkan nicht bald wieder zum Stillstand kommt, ist leider eine noch stärkere Verwüstung dieses einst so blühenden Distrikts zu befürchten. Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. Kautschuh, Guttapercha und Balatao.)) Zuletzt ist die Bedentung des wichtigsten der kolonialen Rohstoffe, der Baumwolle, für das deutsche Wirtschaftsleben behandelt worden. Im nachfolgenden soll das gleiche für den Kautschuk und die ihm verwandten Stoffe, wie Gutta- percha und Balata,) geschehen, die unter den kolonialen Rohprodukten, welche die Deutsche Industrie benötigt, die zweite Stelle einnehmen. Der Weltverbrauch von Kautschuk und Gutta- percha ist seit zwei Menschenaltern außerordentlich 1) Plelensgniushelicem III. Aus dem Reichs- Wbeitsblatt- (Jun „Deutsches Kol. Bl.“ 1908 11, mis da“ 18. S. 631 ff. . S.vv Guttapercha und Balata sind die Produlte aus dem hauptsächlich in der Rinde dreier verschiedener Pflanzengruppen enthaltenen Milchsaft. Sie zeigen trotz naher chemischer Verwandtschaft einige sie voneinander unterscheidende Eigenschaften. So# besitt Guttapercha im Gegensatz zum Kautschuk die Fähigkeit, in der Wärme knetbar zu sein und nach dem Erkahen die ihm gegebene Form beizubehalten, wäh- rend ihm die Elastizität fehlt. Balata zeigt mehr Verwandtschaft mit Guttapercha als mit Kautschuk. gestiegen, und zwar im engen Zusammenhang mit der Entwicklung vor allem der elektrischen Industrie und dem Aufblühen der Fahrrad= und Automobilindustrie. Während im Jahre 1830 erst 230 Tonnen Kautschuk nach Europa kamen, und im Jahre 1840 noch 400 Tonnen den Ge- samtweltkonsum deckten, war dieser im Jahre 1906/07 (1. Juli bis 30. Juni) auf 68 173 Tonnen und die gesamte Weltproduktion auf 74 023 Tonnen angewachsen. *) Die Kokospalme trägt erst nach sechs bis sieben Jahren. *) Die Kokosnuß ist eine breitsächerige Steinfrucht, von deren Fruchtfächern zwei fehlschlagen. Ihre Keim- löcher sind als leicht schräg gestellte Narben in der Steinschale zu erkennen. 56 dritte, wirkliche Keim- loch, ist mit einem dünnen Häutchen überspannt. Diese drei Keimlöcher als „Augen- und -Mund“ rufen auch schon bei geringer Phantasie den Eindruck eines Ge- sichts hervor. Offenbar ist die ganze Erzählung nur ein naiver Versuch, die Entstehung dieses „Gesichtes“ auf einer so überaus wichtigen Frucht, wie der Kokos- nuß, zu erklären.