W 693 20 unmöglich machen, daß große Landstrecken nur zu Spekulationszwecken ausgenützt würden. Es wäre nötig, daß eine Preisskala für die verschiedenen Bodenarten aufgestellt würde und daß zu diesem Zweck dem Land Office Beamte mit technischen Kenntnissen zugesellt würden. Bei Kleinsiedlungen werde im allgemeinen ein Gebiet in der Größe von 320 Acres ausreichen. Die Kleinsiedlung sollte nach Möglichkeit befördert werden. Die Regierung ist den Wünschen der Siedler zunächst darin entgegengekommen, daß sie einen mit der Ansiedlung vertrauten Landkommissar er- naunt und den Beamtenstab des Land Office ver- mehrt hat. Die Bodengesetze werden revidiert. Allerdings sind die Siedler, wie jüngste Vorkomm- nisse in der Kolonie zeigen, auch jetzt noch nicht befriedigt. ’bDber ägyptische Sudan im Jahre 1907.“) Die allgemeine Entwicklung des Sudan zeigt einen stetigen Fortschritt. Mit besonderer Befriedigung wird das freudige Zusammenarbeiten aller Beamten der Sudan-Regierung und ins- besondere das gute Verhältnis, welches sich fast überall zwischen den englischen Beamten und den Eingeborenen entwickelt hat, hervorgehoben. Die Sicherheit der Grenzen war, in Anbe- tracht ihrer großen Ausdehnung und der Schwierigkeit ihrer Bewachung bei der doch nur nominellen Herrschaft über die Grenzdistrikte, ver- hältnismäßig wenig gestört. Nur an der abessy- nischen Grenze kam es zu bewaffneten Zusammen- stöhen mit den wilden Stämmen, aber auch hier sollen infolge der Grenzregulierung die Ver- hältnisse besser geworden sein. Das zwischen dem Kongostaat und dem Sudan strittige Gebiet wurde von den belgischen Truppen geräumt, die ver- seenen Posten seitens der Sudan-Regierung nicht esetzt. Eine englisch-belgische Kommission war im vergangenen Jahre in der Lado-Enklave mit den Vorarbeiten für die Nil-Kongo-Bahn be— schäftigt. Die Vorschläge dieser Kommission bilden den Gegenstand der Beratung zwischen beiden Regierungen. Was die Sicherheit innerhalb der Grenzen betrift, so stellt Sir Eldon Gorst fest, daß nur ein einziges Mal die Entfaltung von bewaffneter Macht nötig war, und zwar in der Bahreel- Ghazal-Provinz, um den Räubereien der Advot- Dinkas Einhalt zu tun, die schon öfters Unruhen hervorriefen. Doch hat kurz nach Abschluß des Jahresberichts u. a. das Auftauchen eines Mahdi ") Nach dem letzten Jahresbericht des General- Gorwerneurs Sir Eldon Gorst. bewiesen, daß man der Ruhe im Innern nicht ganz trauen darf. Die Bevölkerung des Sudan nimmt stetig zu; man schätzt die Einwohnerzahl auf über zwei Millionen. Die Zahl der Europäer stieg von 3104 im Jahre 1906 auf 3914, diejenige der im Sudan lebenden Agypter, Abessynier und Inder von 9815 auf 17 030. Immer noch macht sich Mangel an Arbeitskräften gegenüber der Nachfrage der Regierung und Privater geltend. Bezüglich der Organisation des Unterrichts wird auf frühere Berichte verwiesen. Die Bafis bilden die einheimischen Elementarschulen, deren nunmehr zwanzig bestehen. Dazu kommen sechs höhere Schulen. Im ganzen wurden im ver- gangenen Jahre in den staatlichen Schulen 2643 Kinder (gegen 2005 im Jahre 1906) unter- richtet. Der Mangel an einheimischem Lehrer- Material für die Elementarschulen fand allmählich Abhilfe durch Errichtung von 4 Lehrerbildungs- anstalten, auf denen 174 Angehörige der einfluß- reichsten sudanesischen Familien, zwischen 17 und 24 Jahren, unterrichtet werden, um nach einem fünfjährigen Kursus entweder als Lehrer an den Elementarschulen oder als Richter bei den niederen (Distrikts-) Gerichten Verwendung zu finden. In der Haltung der Bevölkerung gegenüber den ein- heimischen Schulen zeigte sich eine erfreuliche Besserung, die es sogar ermöglichte, in einzelnen Provinzen Gemeindesteuern zur Unterhaltung von Elementarschulen zu erheben. Der zivilisatorischen Tätigkeit der angli- kanischen, österreichischen und amerikanischen Mis- sionen, die auch verschiedene Schulen unter- halten, wird anerkennend gedacht. Unter den österreichischen Missionaren befinden sich mehrere deutsche Reichsangehörige. Die Finanzlage des Sudan hat sich weiter verhältnismäßig günstig entwickelt. Der Vor- anschlag für 1907 rechnete auf: Einnahmen. LE 825 000 Ausgaben . 1 078 000 Defizit KE 253 000 Das Resultat des vergangenen Finanzjahres wird indessen folgendes sein: Einnahmen. E 966 000 Ausgabeen 1 013000 Defizit LE 470000 Da der jährliche Beitrag Agyptens zu den Ausgaben für die Zivilverwaltung des Sudan auf &KE 253 006 festgesetzt ist, so ergibt sich ein Überschuß von KE 206 000, der dem Reserve- fonds überwiesen wird. Dieser dürfte nach Ab-