W 723 20 bevölkerung. Die Nachkommen der reinen Euro- päer besitzen nicht mehr die Energie und Arbeits- kraft ihrer Vorfahren, sie sind verweichlicht und arbeitsscheu, nur ein hoher Rassedünkel ist ihnen geblieben. Das Sprichwort „Müßigang ist aller Laster Anfang“ scheint bei ihnen sich zu bewähren, denn nicht selten ist gerade eine moralische Degeneration bei ihnen bemerkenswert. Man härt oft die Meinung äußern, daß nur die romanischen Völker eine Neigung zeigen, sich mit Eingeborenen tropischer Länder zu ver- mischen, die germanischen dagegen nicht. Daß in dieser Beziehung ein Unterschied besteht, will ich nicht leugnen, es darf aber nicht übersehen werden, daß die lokalen Verhältnisse und die Rasse der im Lande befindlichen Eingeborenen dabei eine große Rolle spielen. In Südafrika haben sich die Holländer rein erhalten, weil sie dort für ihre Fortpflanzung günstige Bedingungen trafen; auf ihren rein tropischen malalschen Kolonien ist aber schon viel Mischblut entstanden. Gerade die europäischen Frauen leiden im tropischen Küsten- klima sehr; Frauenkrankheiten, Fehlgeburten, große Kindersterblichkeit und ein unbefriedigtes Familien= leben sind die Folge. Das ist aber auch die Ursache dafür, daß viele Männer die gesunden eingeborenen Frauen bevorzugen, um dem Elend einer dahinsiechenden, wenn auch rassereinen Familie zu entgehen. Körperlich sollen die in den Tropen heranwachsenden Kinder von Euro- päern in den ersten Lebensjahren rascher wachsen und früher die Pubertät erreichen, dann aber lleiner, zierlicher und schwächer bleiben als ihre eingewanderten Eltern; besonders auffallend ist, wo mir Nocht aus Hamburg nach verschiedenen Beobachtern mitteilt, daß sie kleinere Füße und Hände haben. Aus alledem geht hervor, daß die europäische Rasse im tropischen Klima sowohl körperlich als geistig in den späteren Generationen sich ver- schlechtert. Selbst Professor Stokvis, dessen An- sichten bezüglich Akklimatisation in den Tropen allgemein in der Literatur als optimistisch be- zeichnet werden, kommt in seinem beim X inter- nationalen medizinischen Kongreß gehaltenen Referat zu folgenden Sätzen: „Daß lebenskräftige, gesunde, erwachsene Europäer beiderlei Geschlechts unter Innehaltung aller hygie- nischen Maßregeln vollkommen astlimatifationsfähig sind, bildet für mich keinen Zweifel. Daß sie dabei durch einen längeren Aufenthalt in tropischen Regionen einen nicht unbedentenden Teil ihrer größeren Resistengz in Gefahr bringen und diesen einbüßen können, wenn sie sich vollständig fndigenisiert. haben, steht bei mir nicht weniger fest. die in den Tropen gezeugten neuen Geschlechter rs europäischen Bluts, indem sie der üppigen schlaffen Lebensweise sich mehr und mehr anpassen, und der herrlichen stärkenden Reize entbehren, welche in den gemäßigten Zonen so viel- fachen Segen bringen, daß die europäischen Kreolen mehr und mehr dem echten Europäer sowohl somatisch als psychisch zurückstehen müssen, das scheint mir auch in hohem Maße wahrscheinlich.“ Nach meiner Ansicht ist es falsch, bei solchen Schlußfolgerungen von einer „vollkommenen Akkli- matisation“ zu sprechen. Was nun unsere deutschen Kolonien be- trifft, so herrscht in unseren tropischen afrika- nischen Kolonien im Bereiche der Zone des Küstenklimas überall noch so viel Malaria, daß die Anfiedlung von Europäern ausgeschlossen und auch nirgends ernstlich versucht worden ist. Dagegen besitzen wir in der Südsee vollkommen malaria- freie Inseln von ausgesprochenem Tropenklima. Auf dem größten dieser fieberfreien Schutzgebiete, auf Samoa, hat sich schon eine Anzahl Euro- päer niedergelassen; sie sind insofern besonders schlecht daran, daß ihnen wegen der großen Ent- fernung von der Heimat und wegen der mit der Heimreise verbundenen hohen Kosten eine zeit- weilige Erholung in der Heimat in der Regel nicht möglich ist. Sie find daher dauernd dem Tropenklima ausgesetzt und, wie mir der Gou- verneur mitgeteilt hat, macht sich dies auch schon in zunehmender Erschlaffung und nervöser Reiz- barkeit bei sehr vielen von ihnen bemerkbar. Dies ist der Boden, auf dem die deutsche National- tugend, die Uneinigkeit und Streitsucht besonders üppig gedeiht. Auf Samoa ist die Entstehung einer Misch- rasse deshalb besonders erleichtert, weil die dor- tigen Eingeborenen äußerlich nach unseren Schön- heitsbegriffen uns ziemlich nahe stehen. Es dürfte in Samoga unter diesen Umständen kaum möglich sein, die Entstehung einer Mischrasse, welche so oft mit der Degeneration der eingewanderten Hand in Hand geht, zu verhindern. Der Anfang einer Mischrasse ist auch schon gemacht. Da wir also im tropischen Niederungsklima auf eine absolute Akklimatisation nicht rechnen können, müssen wir mit der relativen aus- zukommen suchen. Wir müssen nach Möglichkeit begünstigen, daß die Deutschen, die in ein Tropen- küstenland ausziehen, nicht zur dauernden Nieder- lassung sich einrichten, sondern nach einem an- gemessenen, nicht zu langen Zeitraum immer wieder in die Heimat zurückkehren, um sich wieder gründlich zu erholen. Ganz anders als das feuchtwarme Küsten- klima ist das tropische Höhenklima. Ich selbst habe dies einmal empfunden, als ich nach 1½jäh- rigem Aufenthalt an der ostafrikanischen Kaste während eines kurzen Urlaubs das Usambara= Gebirge besuchte. Schon nach wenigen Tagen fühlte ich mich vollkommen erholt. Man hat da den Hochgenuß, in der Nacht zu frieren, nicht