W 729 20 finden würde, da sie noch Geld erwarteten und dafür Kühe kaufen möchten. Seitens der Re- gierung ist in Aussicht genommen, in einigen Monaten voraussichtlich wieder einige hundert Tiere zum Verkauf zu stellen. Bei dieser Auf- stellung ist auf neuankommende Farmer noch keine Rücksicht genommen worden. Es wird daher in solchen Fällen für diese Leute schwer, wenn nicht teilweise unmöglich sein, gutes Zucht- vieh zu erhalten. Dem Gouvernement steht für diese Nachfragen noch ein Transport Kühe und Färsen von ungefähr 500 Stück zur Verfügung. Leider ist bereits vor längerer Zeit unter diesem Vieh die Lungenseuche ausgebrochen; es dauert noch etwa anderthalb Monate, bis die Quarantäne aufgehoben werden kann. Der Lieferant hat bisher stets sehr gutes Bieh geliefert, seine Kühe werden besonders gern gekauft. Da dieser Trans- vort bereits gegen Lungenseuche geimpft ist, so steht diese Vieheinfuhr für uns insofern besonders günstig, als nach Ankauf der Tiere sofort eine Veräußerung stattfinden kann. Der Bestand an Zuchtvieh auf dem Gou- vernementsposten ist zur Zeit nur noch gering und macht einen Wert von ungefähr 30 000 Mk. aus. Es sind in der Hauptsache nur noch Färsen und abgesetzte Kälber. Eine Veräußerung ist zur Zeit nicht zu empfehlen, da fie einen zu geringen Preis bringen würden. Der Verkauf soll in etwa 6 bis 9 Monaten erfolgen. Bei den Vieh- verkäufen wurde von einem großen Teil der Farmer der Wunsch ausgesprochen, daß das Gouvernement die Bieheinfuhr selbst fortführen möge; es wird befürchtet, daß sonst schlechtes und teures Vieh zum Verkauf angeboten wird. Bezüglich der Qualität des verkauften Viehs muß hervorgehoben werden, daß dasselbe wirklich gut ist. Wir haben ledzt im Schutzgebiet besseres Vieh als vor dem Aufstand. Die Einfuhr von Großvieh wird sich im Norden stets leichter gestalten, da hier mit keiner Lungenseuche zu rechnen ist. Wir haben mit den letzigen Viehtransporten Glück gehabt und nur zwei Tiere verloren. Da die Hebung der Biehzucht zu den vor- nehmsten Aufgaben der Verwaltung gehört, so beabsichtigt der Gouverneur, wenn die Nachfrage so bleibt und preiswerte Bezugsquellen nicht er- schlossen werden, die weiterhin erforderliche Anzahl Großvieh ankaufen, gegen Lungenseuche impfen und zu ermäßigten Preisen absetzen zu lassen. Es ist insbesondere für den Norden geplant, einen Transport starker Friesen, eventuell Oldenburger Tiere, im Alter von einem Jahr einzuführen. Die Tiere werden sich eher akklimatisieren, auch nicht so teuer sein und die zu kleine Form des Rindviehs im Norden des Schutzgebiets verstärken und veredeln. Eine besondere Förderung muß auch ferner der Wollschafzucht zuteil werden. Besonders zufrieden sind die Farmer mit den von der Kap- kolonie gelieferten Wollschafen; nach diesen Tieren ist eine erhöhte Nachfrage vorhanden, es ist aber alles verkauft. Wenn die Nachfrage so bleibt, werden alsbald noch tausend dieser Tiere ein- geführt und zu den bisherigen Bedingungen ab- gegeben werden. Ein Rückblick auf die gesamte Vieheinfuhr in Deutsch-Südwestafrika ergibt folgendes Bild: es sind bis zum 3. Juni d. Is. durch das Gou- vernement verkauft worden: 107 Bullen, 6107 Kühe und Färsen, 384 Kälber, 1185 Wollschafe I. Klasse und 9 Böcke, 5496 Wollschafe II. Klasse und 100 Böcke, 2566 Ziegen, 11 500 Afrikanerschafe, 96 Böcke und 56 Lämmer, 544 Perserschafe und 45 Böcke, 243 Angoraziegen und 9 Böcke. Bei richtiger Anwendung der verfügbaren Mittel kann noch viel Gutes für unsere Viehzucht geschaffen werden. Jedenfalls hat kaum eine Maßnahme des Gouvernements so den Beifall der Bewohner des Schutzgebiets gefunden wie diese Vieheinfuhr. Großer Dank gebührt der Wohlfahrtslotterie; denn wenn diese nicht erheb- liche Mittel bereitgestellt haben würde, sähe es heute bezüglich der VBiehzucht noch recht traurig im Schutzgebiet aus; jetzt ist aber wieder ein guter Bestand vorhanden. Das Land erholt sich auf dem Gebiet der Viehzucht viel schneller, als man vor zwei Jahren selbst unter den günstigsten Bedingungen anzunehmen wagen durfte. r*ES—