W 792 20 in Britisch-Südafrika vorkommender Büsche, deren krautige, meist salzhaltige Triebe ein äußerst zu- trägliches Futter, namentlich für Kleinvieh, ab- geben. Diese Vorzüge der natürlichen Weide sowie das Fehlen von Dornbüschen, Kletten= und Kleb-Gewächsen machen diese Gegend zum ge- gebenen Feld für die wertvolle Wollschafzucht, deren bereits erfolgreiche erste Anfänge durch den Witbooiaufstand leider vernichtet wurden. Neben Wollschaf= und Angoraziegen kommt in diesem von der sog. Pferdesterbe größtenteils verschonten Landstrich vorwiegend auch die Pferde- und Maultierzucht zur Versorgung des ganzen Landes in Betracht. Die Mitte Südwestafrikas, das Herero= oder Damaraland, zeigt die wertvollen Futterbüsche weit seltener. An ihre Stelle treten vielfach eine Reihe höherer, meist dorniger Büsche, oft in größeren, geschlossenen Komplexen, wechselnd mit einzelnen Flächen gemischten Grasbestandes, welcher hier höher und dichter als im Süden auftritt. In diesen Gefilden tummelten sich ehe- mals die zahlreichen Rinderherden der Hereros, und auch dem deutschen Landwirt muß die Rind- viehzucht als die zweckmäßigste, als die wesent- liche Wirtschaft auf diesen Weideflächen erscheinen. Nun ist allerdings das gesamte etwa 20 Mill. ha umfassende Gebiet weder von den Hereros noch von den Ansiedlern bisher auch nur an- nähernd durch Weide ausgenutzt worden, ja man kann, unter Zugrundelegung der Annahme, daß die wirtschaftlich zweckmäßige Nutzbarkeit eines Weidefeldes auf höchstens etwa 5 km im Umkreis um eine Wasserstelle begrenzt ist, bei dem gegen- wärtigen Stand der Wassererschließung überhaupt erst etwa ein Viertel des gesamten Weideareals im Schutzgebiet als wirtschaftlich erschlossen betrachten. Zwei mit Bohrmaschinen ausgerüstete Ko- lonnen und eine Dammbaukolonne arbeiten seit dem Vorjahre im Süden und in der Mitte des Landes an der weiteren Wassererschließung. Die geeigneten Stellen werden teils durch wissen- schaftliche Geologen, teils durch Landrat v. Uslar bezeichnet, der das Quellensuchen mit der Wünschel- rute ausübt. Sowohl bei den Geologen wie bei Herrn v. Uslar sind neben begreiflichen Fehl- resultaten auch eine Anzahl äußerst wertvoller unterirdischer Quellenfunde zu verzeichnen. Mir fällt dabei die Außerung eines englischen Bürgermeisters ein, dessen Stadt ich auf meinen Reisen in der Kapkolonie besuchte. Der be- schäftigte auch einen Wünschelrutenmann, und als ich ihn fragte, ob er denn an die Wirksamkeit der Rute glaube, entgegnete er mir: „Wissen Sie, wir haben mit dem Mann einen Vertrag ge- macht. Findet er uns nichts, so erhält er auch fast nichts. Findet er uns aber eine entsprechende, für unsere Stadt nutzbare Quellenader, so zahlen wir ihm eine sehr große Summe; denn das ist uns die Sache wert. Und sehen Sie, da kann uns das schließlich ganz einerlei sein, wie der Mann zu seinem Ziel kommen will.“ Ich glaube, der Standpunkt des Engländers ist für die Praxis der einzig richtige. Jedenfalls müssen uns Wünschelrute und Wisseuschaft gleich- mäßig willkommen sein, sofern uns die Träger beider Mittel dem großen Ziel einer raschen Ver- mehrung der Wasserstellen im Lande praktisch näher bringen. Neben der Weide spielt in den bisher er- wähnten Landesteilen der Ackerbau eine ver- hältnismäßig untergeordnete Rolle. Zum Ackerbau auf den Regen hin sind die Niederschlagsmengen zu gering; geeigneter Garten- und Ackerboden in Verbindung mit der Möglichkeit künstlicher Be- wässerung ist auf relativ kleine Flächen beschränkt, meist in Quellgebieten, Flußtälern und Vleys. Und doch ist die Bedeutung des Feldbaus auch in diesen Gegenden nicht zu unterschätzen. Denn er kann außer dem Selbstbedarf des Farmers an Gemüse, Kartoffeln, Getreide, auch den zur Ver- pflegung der Eingeborenen erwünschten Mais liefern und ist bei dem vorzüglichen Gedeihen von Wein und anderen Obstsorten sowie von Tabak auch in erweiterter Form zu Zwecken des Verkaufs möglich. Eine ganz wesentliche Be- deutung erlangen diese bebau= und berieselbaren Flächen aber durch den Anbau von Futterpflanzen, welche teils als Kraftfutter neben der Weide, teils als Reserve für schlechte Regen= und Weidejahre verwandt werden können. Die weitaus wichtigste Futterpflanze ist hier die Luzerne (in Argentinien Alfalfa genannt), welche wie in anderen sub- tropischen Ländern so auch in ganz Südafrika erstaunlich gedeiht, jährlich sechs bis acht Schnitte hochwertigen Heus liefert und zur Erhöhung der Fleisch-, Fett-, Milch-, Butter= und Wollproduktion Ausgezeichnetes leistet. Wie hervorragend ihr Wert als aufgestapelte Futterreserve anzuschlagen ist, geht daraus hervor, daß vollbestockte Farmen von etwa 10 000 ha in der Karoo (Kapkolonie) die schwerste Trockenzeit ohne Viehverluste über- stehen können, sofern sie nur 20 ha berieselbares Luzernenland besitzen. Das heißt, das beriesel- bare Luzernenland ist an Futterlieferung auf die Dauer einer mehrhundertfachen natürlichen Weide- fläche gleich zu achten, ein Beweis der Bedeutung eines selbst geringen zum Ackerbau geeigneten Areals für die Viehwirtschaft jedes Farmers. Aber noch mehr. Es gibt eine Art Viehzucht, welche sich in zweckmäßiger, rentabelster Weise nur auf Luzernenfeldern betreiben läßt, die Straußenzucht. Straußenzucht auf natürlicher