W 798 20 zugenommen. Die Erfahrung lehrt, daß die dem Schutzgebiet so notwendige deutsche Frau auch ihrerseits gewöhnlich bald mit Liebe an dem schönen Lande hängt und, einmal dort ein- gelebt, sich vielleicht noch weniger leicht zur dauernden Rückkehr nach Europa entschließt als der Mann. Die Förderung der Einwanderung von Frauen und der Gelegenheit zur Arbeit und gesicherten Existenz für dieselben wird von der Regierung dauernd im Auge behalten. Je mehr durch solche Besserung der Lebens- bedingungen und durch Erweiterung des Marktes für die Landwirtschaft die ländliche Besiedlung sich verdichten kann, desto rascher werden Sicher- heit und Wohlstand, desto rascher wird auch die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung für allge- meine Zwecke steigen. Neben den Zöllen und den verschiedenen zur Zeit erhobenen Gebühren wird man dann daran denken können, eigentliche Steuern, zunächst etwa eine Grundsteuer, auch vom Landbesitz zu erheben, um schließlich die allgemeinen Verwaltungs= und Wirtschaftsaus- gaben des Schutzgebiets aus dessen eigenen Ein- nahmen zu bestreiten. Wie die Selbstverwaltung der größeren Plätze bereits ins Auge gefaßt ist, so wird es auch möglich sein, die dichter be- siedelten Farmkomplexe und die Kleinsiedlungen zu ländlichen Kommunalverbänden heranzubilden und ihnen allmählich die selbständige Aufbringung der Mittel für die rein lokalen Lasten (öffent- lichen Wege, Wasserstellen, Schulen usw.) zu übertragen. Es wird oft genug betont, daß Südwest- afrika zur Zurückerstattung der enormen, vom Reich für dieses Land aufgewandten Summen niemals in der Lage sei. Das ist in gewisser Hinsicht durchaus zutreffend. Selbst wenn in einiger Zeit das Schutzgebiet wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen und sogar Überschüsse er- zielen sollte, so würden diese vermutlich weder für das Reich entsprechend ins Gewicht fallen noch wäre es weitblickend, derartige Uberschüsse anders, als wiederum im Interesse der weiteren Landesentwicklung, anzulegen. Eine direkte Rentabilität der vom Heimat- land gemachten Aufwendungen ist also aus- geschlossen, ist es übrigens vielfach auch in anderen Kolonialländern und bei anderen Ko- lonialkriegen gewesen. Wenn wir jedoch die Bedeutung betrachten, die solche Länder als Siedlungsgebiete für ihr Mutterland besaßen und besitzen, dann müssen wir uns darüber klar werden, daß der umfassende, vielseitige Wert derartiger Erwerbungen sich mit dem Begriff rein kaufmännischer Rentabilität doch eben nicht ganz abzirkeln läßt. Nach den in der Welt- geschichte vorliegenden Beispielen dürfen wir viel- mehr hoffen, daß sich die bisherigen wie die noch notwendigen Aufwendungen für unser Siedlungsland doch späterhin in direkt lohnen werden durch die Ergebnisse privater Unter- nehmungen, durch Handel und Verkehr mit dem Mutterland und schließlich durch die Erweiterung deutschen Volkstums und deutscher Macht, deren günstige Folgen sich dereinst nicht nur auf ideellem, sondern auch auf politischem und wirt- schaftlichem Gebiet geltend machen müssen. Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Vorläufige Jusammenstellung der ergebnisse des Kußenhandels der afrikanischen Schutzgebiete im Kalenderjahre 1907 im Vergleiche mit dem Handel des Vorjahres. 1907 1906 Zunahme Abnahme Mark Mark Mark Mark A. Einfuhr. Deutsch- Ostafrita 23 806 369 25 152 851 — 1 346 482 = 5,3 v. H. Kamerun zJ17 296 547 13 305 514 3 991 033 — — 30,0 — Togo . 6 699 684 6 432 812 266 872 4,1 Deüch= Südwestafrika 32 395 918 68 625 530 — 36 229 612 = 52,6 Zusammen 80 198 518 113 516 707 33 318 189 = 29, 3 v. H. B. Ausfuhr. Deutsch- Ostafrita 12 500 179 10 994712 1 505 467 — — 13,6 v. H Kamerun 15 867 021 9945 903 5 921 118 — 59,5 Togo ... 5 915 609 4 199 336 1 716 273 — — 40,8 —- Deutsch-Südwestafrika 1 615 661 383 035 1 232 626 — 321,8 Zusammen 35 898 470 25 522 986 10 375 484 — 40,6 v. H.