852 2e Nachdem ich mich dergestalt bei den Malala- Leuten informiert hatte, marschierte ich über die Dörfer Tamogot und Zimbina nach Buschip, wo genächtigt wurde. Die Buschip-Leute zeigten sich sehr zurückhaltend und waren am anderen Morgen, als der Aufbruch nach Tombenam er- folgen sollte, verschwunden. Von Buschip aus brachte uns ein zweistündiger Marsch in die Nähe des Dorfes Kaiten. Die Kaiten-Leute ergriffen schleunigst die Flucht. Ich begab mich darauf in Begleitung eines Dolmetschers allein vor. Nach langem Rufen und Winken mit grünen Zweigen gelang es mir, die Kaiten-Leute in meine Nähe zu bekommen. Ich sagte, sie möchten Ver- trauen zu mir haben und mich sowie die Polizei- truppe ins Dorf führen. Als sie eingewilligt hatten, gab ich das Zeichen zum Vormarsch und wir rückten ins Dorf ein. Dort wurde mir das übliche Gastgeschenk in Gestalt von zehn Kokos- nüssen überreicht. Ich ließ nun durch den Dol- metscher verkünden, daß ich die Nüsse und die Gastfreundschaft des Dorfes nicht annehmen würde, wenn sie die Gewehre und die sonstigen dem Malaien geraubten Sachen nicht herausgäben. Ich wisse, daß sie den Malaien erschlagen hätten; es sei aber nicht meine Absicht, Feindseligkeiten zu begehen, sondern alles durch Rede zu erledigen. Schon vorher hatte ich mich vergewissert, daß einer der Mörder, namens Matabul, im Kreise der Beratenden saß. Ich fügte daher meiner Rede hinzu, daß dessen Person mir für die Er- füllung meiner Wünsche hafte. Die Eingeborenen gaben nunmehr in sichtlicher Betroffenheit meinem Verlangen statt; sie brachten die Reste der total unbrauchbaren Gewehre, eine Axt, die dem Ma- laien geraubten Hundezähne sowie dessen Uhr- kette an. Ein Teil der Gegenstände befand sich im Dorfe Tombenam, so daß auch dessen Be- teiligung erwiesen ist. Nach Herausgabe der Gewehre hatte ich durch Austausch von Tabak Frieden geschlossen und war dann bereitwilligst nach Tombenam geführt worden, wo mir der Rest der geraubten Sachen ausgefolgt wurde. Dort hatte sich auch der Veranstalter der ganzen Sache, der Häuptling Gomoi, eingefunden, ein energischer Charakter, dem die Eingeborenen der Küstendörfer wie auch die Tamberro-Leute des Hinterlandes willenlos gehorchen. Er wurde neben Matabul fest- genommen. In der darauf folgenden Verhandlung ergab sich die Richtigkeit der Angaben der Malala-Leute. Matabul und Gomoi waren des Mordes ge- ständig; nur behaupteten sie, sich an dem Leichnam des Malaien nicht vergriffen zu haben; sie hätten ihn an dem Orte, wo er erschlagen worden sei, zwischen Tombenam und Dugumur, ihren jungen Leuten zur Beerdigung überlassen. Ich befahl nun, mich zu diesem Orte, Giliwot ge- nannt, hinzuführen. Leider zogen sich unterwegs sämtliche Einwohner der beteiligten Orte, mit Ausnahme der beiden Gefangenen, flüchtig in den Busch zurück. Ich marschierte deshalb nach Dugumur. Dort kamen mir die Eingeborenen, die den Zweck meines Kommens genugsam aus der Anwesenheit der beiden Gefangenen entnehmen konnten, sichtlich gedrückt entgegen. Vor dem Dorfe waren — als Zeichen der Unterwerfung — Palmenzweige verknotet. Der bei der Mord- tat ebenfalls beteiligte Häuptling Lolongat war in den Busch entflohen. Ich rief die Altesten von Dugumur zusammen und sagte ihnen, däß ich die Unterwerfung annehme und eine Bestrafung Dugumurs nicht eintreten lassen wolle. Was ihnen bevorstünde, wenn wieder ein Friedens- bruch vorkomme, wüßten sie. Matabul und Gomoi müßten den Mord für alle übrigen im Gefängnis büßen. Nachdem sich die Erledigung der Angelegen- heit so glatt vollzogen hatte, faßte ich den Ent- schluß, die Pinasse nach Potsdamhafen zu dirigieren und selber zu Fuß dorthin zu mar- schieren. Ich schickte darum fünf Polizeisoldaten zurück nach Malala, während ich selber von Du- gumur nach Aitibul marschierte, woselbst Quartier bezogen wurde. Die Aitibul-Leute hatten eben- falls Zeichen der Unterwerfung aufgerichtet und waren zahlreich und zutraulich zur Stelle. Leider passierte hier etwas, was die gesamten bisherigen Erfolge in Frage stellte: die Gefangenen entflohen. Ich hatte die rechte Hand des einen mit der linken Hand des anderen durch Fesseln zusammenschließen lassen. Eine Hand sollten sie zum Essen frei haben. Während der Nacht sollten sie an einen Polizeisoldaten ange- schlossen werden; bevor dies jedoch geschehen konnte, sprangen die Gefangenen während des Essens über die Köpfe einer doppelten Kette von Polizeisoldaten hinweg in den Busch. Es war ihnen auf unerklärliche Weise gelungen, den Ver- schluß der alten, unpraktischen Handeisen zu lösen. Die Wiederergreifung war leider unmöglich. Ich ließ nun den Tombenam-Leuten durch Vermitt- lung der Dugumur-Leute sagen, daß ich nach Tombenam zurückkehren würde und daß ich bei meiner Rückkehr die Wiederauslieferung der Ge- fangenen erwartete; wo nicht, würde ich Feind- seligkeiten gegen beide Dörfer beginnen. Von Aitibul marschierte ich am anderen Tage bis Dagoi. Der Marsch geht über das Dorf Dalua nach dem Dorfe Snarong an der offenen Bai Lalangi und von hier durch das Gebiet der Muab-Leute nach Dagoi. Suarong ist sehr stark bevölkert und hat reichhaltige Kokos-