W 856 2O Unternehmen gegen die Mok-Mandrian-Leute be- hilflich zu sein, bestätigte jedoch gleichfalls, daß die Mehrzahl derselben bereits längere Zeit die Insel verlassen habe. Ich glaubte deshalb für diesmal von einem Unternehmen gegen Mok- Mandrian absehen zu sollen. Am 2. Mai nahm „Seestern“ zunächst Kurs nach Buke. Der dortige Stationsleiter Bastubbe war fieberkrank und hatte schon seit längerer Zeit kein Chinin, kein Thermometer, fast keinen Pro- viant und keine Patronen mehr. Nach Angabe Bastubbes versuchten die Ein- geborenen von Green-Island in den Monaten Januar und März dreimal die Station bei Nacht zu überrumpeln; sie seien dreimal durch die Wach- samkeit seiner Jungen zurückgeschlagen worden. Ich war überzeugt, daß diese Angaben mit Vor- sicht aufzunehmen seien, wollte mich aber doch, soweit das gefährliche Fahrwasser es zuließ, an Ort und Stelle weiter informieren. Der „See- stern“ ging deshalb in der Bucht zwischen Green- Island (zwei Inseln, von den Eingeborenen Djapale und Djapa genannt) und der Haupt- insel gegenüber dem Pfahlbaudorf Ndrubal vor Anker. Interessant war dabei zu beobachten, wie von den hohen, die Bucht an der Westseite be- grenzenden Bergen aus die Nachrichten über die Bewegungen des „Seestern“ von den Eingeborenen mittels Heliographen die Küste entlang weiter- gegeben wurden. Die beiden Green-Islands sind unbewohnt. Unter „Green-Island-Leuten“ können also nur die Leute in Ndrubal und auf den Höhen der Umgebung gemeint sein. Die Landschaft scheint den zusammenfassenden Namen Taul zu haben. Bei Annäherung des „Seestern“ sah man die Einwohner des Pfahlbaudorfes in Kanus eiligst die Küste entlang oder in die Flußmündung hinter dem Dorf davonrudern. Ich fuhr mit Boot durch das Dorf den Fluß hinauf. Ober- halb des Dorfes ist der Fluß durch einen soliden Steg mit vier Pfeilern überbrückt — die erste von Eingeborenen errichtete Brückenanlage, die mir im Schutzgebiet zu Gesicht kam. Die mit Geländer versehene Gangbahn liegt so hoch, daß die Kanus mit den hohen Bordaufsätzen bequem darunter durchfahren können. Oberhalb der Brücke waren in den Flußbiegungen zahlreiche von den Insassen verlassene, mit Hausrat und Lebensmitteln beladene Kanus festgemacht. Hinter einem derselben wurde ein alter Mann aufgefischt, den ich mit an Bord des „Seestern“ nahm. Häuser und Kanus ließ ich unversehrt. Der Alte erzählte an Bord, nachdem einige Geschenke seinen Schreck besänftigt hatten, die Leute von Ndrubal seien dreimal, um Handel zu treiben, nach Buke hinübergefahren, seien aber jedesmal durch Schüsse der Leute auf der Station an der Landung ver- hindert worden. Am 3. Mai besuchte ich morgens nochmals das Dorf Ndrubal, aus welchem die Bewohner in der Nacht alles Bewegliche weggeschafft hatten. Ich ließ nochmals den Flußlauf absuchen und verfolgte selbst den von der Brücke ausgehenden Pfad nach Östen hin, der zuerst auf Baumstämmen durch einen Mangrovenfluß, dann eine kleine An- höhe hinan zu dem Dorf Kisoki führte. Die Eingeborenen hatten durch einen Verhau am Weg zu erkennen gegeben, daß ein Besuch nicht erwünscht war, und verschwanden bei der An- näherung der Kolonne im Busch. Der tags zu- vor aufgegriffene alte Mann wurde in einen der Pfahlbauten abgesetzt. Bei der tags darauf an dem Dorfe Lala vorbeinach der Malai-Bai unternommenen Boots- fahrt gelang es wieder nicht, mit den Eingeborenen Fühlung zu bekommen. Von dem in der west- lichen Ecke der Malai-Bucht liegenden Dorf dürfte es möglich sein, zu den Usiai der westlichen Haupt- insel zu gelangen. Allerdings ist dieses Dorf wegen des flachen Wassers vor und in der Bucht nur in mehrstündiger Bootsfahrt erreichbar. Der schwindende Kohlenvorrat des „Seestern“ zwang zur Rückreise. Am 3. Mai war der Stationsleiter Bastubbe von Buke mit Kutter an Bord gekommen, um sich nach Herbertshöhe in ärztliche Behandlung zu begeben. Die Lage der Hernsheimschen Stationen und der geringe Erfolg der Expedition gegen die Usiai schien mir die Stationierung einer Truppe in den Admiralitäts- Inseln zu erfordern. Ich setzte deshalb vor der Abreise nach Herbertshöhe den Polizeimeister Schaper mit zwanzig Mann in Komuli an Land und wies ihn an, sich nach Noru zu be- geben. Einer für längere Zeit stationierten Truppe wird es besser gelingen, die Eingeborenen im Zaum zu halten, da sie in den Händlerkuttern sich unbemerkbar bewegen und sich leichter den geeigneten Zeitpunkt für ihre Unternehmungen wählen kann. Eine dauernde Sicherung des Landfriedens in den Admiralitäts-Inseln wird nur durch Anlage einer ständigen Polizeistation erzielt werden können.