W 873 20 des neuen Parlaments in Portugal. Mai 1908: Er- fFinung des Parlaments. r hoffen aufrichtig, daß der bgrtugiesishe Mi- nister ues Außeren vor Eino- dieses Jahres imstande sein wird, darüber Aufschluß zu geben, ob durchgreifende Maßregeln für die Reform von den Portugiesen ein- geleitet worden sind; sonst müssen wir ernstlich darüber nachdenken, was weiter in dieser Sache zu tun ist.“ In diesen Sätzen ist noch einmal kurz alles zusammengefaßt, was die Vertrauensleute der drei genannten englischen Kakaofirmen auf Grund eigener Anschauung ermittelt haben und was in- folge dieser Nachforschungen zur Abhilfe unter- nommen wurde. Es wird wohl behauptet, daß die Bekanntgabe dieser Ermittlungen schon einen Rückgang im Verbrauch von Thomé-Kakao ver- ursacht hatten. Ein solcher Rückgang ist aller- dings vorhanden, aber die Ursache ist eine andere; sie liegt nicht an den Arbeiterverhältnissen auf den portugiesischen Kakaoinseln. Dieser Rückgang ist vielmehr hervorgerufen durch die Sperrpolitik, die monatelang in Lissabon befolgt ist. Einerseits stiegen daher die Kakaovorräte in Lissabon, ander- seits ging der Anteil, den Thomé an der Ver- sorgung des Weltverbrauchs gehabt hat, zurück. Es ist also nicht richtig, von einer Boykottierung zu sprechen, die der Thomé-Kakao erleiden mußte, seitdem jene Einzelheiten über die Arbeiterverhält- nisse auf Thomé und Principe bekannt ge- worden sind. Aus dem portugiesischen Lager ist in gleicher Weise eine Stimme beachtenswert, die sich vor einiger Zeit im Lissaboner „Jornal do Commercio- hören ließ. Hier wird gewünscht, daß die Re- formen, die noch unter der Francoschen Regierung zugesagt wurden und deren Durchführung durch die unglücklichen politischen Ereignisse in den ersten Monaten des laufenden Jahres hinausgeschoben wurden, bald ins Werk gesetzt werden möchten, um den fortwährenden Erörterungen über das Für und Wider ein Ende zu machen. Der Aussatz im „Jornal do Commercios lautet: Wir sind der Ansicht, daß die Arbeiterfrage auf St. Thome und Principe zu Ende gebracht werden muß, um den fortwährenden Angriffen der englischen Presse und des englischen Parlaments zu entgehen. Dies kann nur dadurch geschehen, daß die Art der An- werbung und der Dienstleistung der Arbeiter neu ge- regelt wird. Wir wünschen, daß der Marineminister diese Frage mit der nötigen Aufmerksamkeit behandelt und daß die Regierung unseres Landes Schritte tun möge, um der Kritik ein Ende zu bereiten, die in schlechier Absicht gegen uns vorgeht und die Ausfuhr unseres Kakaos schädigt. Die Lösung der Frage selbst ist nicht schwierig. Die Vorwürfe, die von englischer Seite erhoben werden, richten sich gegen angebliche Ubelstände, die bei Anwerbung der Arbeiter in Angola zutage treten. Sie sind außerdem gegen die Arbeitsbedingungen auf St. Thomé und Prin- cipe und schließlich gegen die Art der Heimsendung der Arbeiter nach Ablauf der Kontrakte gerichtet. In einem Memorandum der portugiesischen Regierung werden die Vorzüge der Schutzgesetze dargelegt, die für die Arbeiter geschaffen sind. Die Pflanzer selbst weisen die gegen sie erhobenen Vorwürfe der englischen Kakao- braucher zurück, doch genügt dies nicht. um die An- klagen aus der Welt zu schaffen. Die englische Re- gierung, die die Grundlosigkeit der erhobenen Vorwürfe anerkennt, ist durch die öffentliche Meinung dazu ge- drängt worden, die portugiesische Regierung auf die Frage einer Reform hinzuweisen, um die Arbeit auf den Plantagen ganz unabhängig zu gestalten. Wir baben — Regierung darauf aufmerksam gemacht, een die Arbeiterverhältnisse in den afrika= huschen besten. Englands erforscht würden, zumal in den Randminen etwa 80 000 Arbeiter aus der portu- giesischen Kolonie Mogambique rätig sind. Auch wir könnten von dort Arbeiter für St. Thomé und Principe anwerben, und zwar unter gleichen, für die Arbeiter sogar günstigeren Bedingungen als die Engländer ge- währen können, so daß die Anklagen von dieser Seite wohl bald aufhören Buhten. Durch Anwerbung von Arbeitern in unseren Kolonien, in Mogambique und auch in Guinca, würde außerdem Angola von der sterigen Nachfrage nach Arbeitern, der sie nicht zu ge- nügen vermag, entlastet werden. Bisher hat die Re- gierung aber nur in einem Nachtrage zu den Arbeits- bedingungen vom Ja 1903 angeordnet, daß diese Bedingungen auch auf die Provinz Mozambiquc an- gewandt werden Wi Auch schickte sie einen Sach- verständigen nach Afrika, und zwar nach Angola und nicht nach einer englischen Kolonie dort. Dieser Sach- verständige ist zurückgekehrt und hält häufig dem Marineminister Vorträge, doch erscheint es uns zweifel- haft, daß hieraus ein Ergebnis gewomen wird. Auch die Plantagenbesitzer haben in ihren BBemühungen nachgelassen, denn nur noch etwa drei zeigen heute für die Anwerbung von Arbeitern in Mozgambiqne Inter- esse. Die übrigen scheuen Kosten und Mühe zur Er- schließung der neuen Bezugsquelle und halten sich ab- wartend zurü ir glauben nicht, daß die gegenwärtigen Verbäli se. die so scharf kritisiert sind, weiter bestehen können. Die Pflanzungs- besitzer könnten daher von einer neuen Rege- lung dieser Verhältnisse nur Nutzen haben, aumal wenn sie selbst damit vorgingen, anstatt sich eine neue Ordnung vorschreiben zu lassen. Jährlich 2000 bis 3000 Arbeiter in Mozambique an- zuwerben, kann nicht schwer fallen, doch muß die Re- gierung aufpassen, daß die -Witwatersrand Natives Labour Association= diese Anwerbung nicht erschwert, die den Ausländern gestattet ist. Indessen hoffen wir, daß die Hindernisse, die sich bisher der Auswanderung von Mozambique nach St. Thomé und Principe ent- Vegenstellten, nicht von amtlicher und anderer Seite ausgingen, sondern sich als Vorgänge darstellen, die jedes neue Unternehmen anfangs überwinden muß.“ Hieraus geht hervor, daß man sich, um Angola von der starken Nachfrage nach Arbeitern zu ent- lasten, bereits nach Mozambique gewandt hat. Wenn auch diese neue Quelle noch erst in Fluß kommen soll, so ist doch schon hieraus und aus anderen Zeichen zu ersehen, daß man an der Arbeit ist, die Lage der schwarzen Arbeiter auf Thomé und Principe aufzubessern. Die Anuwerbungen in Angola sollen unter eine Kontrolle gestellt werden, die Grausamkeiten so gut wie unmöglich macht. Da Angola dann als Rekrutierungsgebiet für die nötigen Arbeiter nicht