W 951 20 Von den auf der Erde rankenden genießbaren Gewächsen ist noch eine Art wilder Gurke zu erwähnen. Der Bur nennt sie Kummer, der Hottentott Noa, der Herero Antiase. Ich habe sie, soweit ich im Lande herumgekommen bin, überall gefunden. Diese kleinen Gurken erreichen die Länge eines Zeigefingers, werden etwa zwei Finger dick und sind mit weichen Stacheln bedeckt. Sie sind sehr saftig und geschält sehr erfrischend, haben auch nicht den faden Geschmack der Tschama. Wenn man sie unter Zusatz von Essig, Ol und Pfeffer in Scheiben schneidet, kann man sich aus ihnen einen schmackhaften Salat bereiten. Aber auch hier muß jede Frucht gekostet werden, ob sie nicht bitter ist, da von all den eben beschriebenen Melonen und Gurkenarten süße und bittere Exem- plare nebeneinander vorkommen. Meist sind sie im Sande gut, in Revieren und in lehmigem Boden bitter. Pferde und Ochsen fressen die Kummern sehr gern. Ich habe häufig beobachtet, daß be- sonders erstere sie den Tschamas vorziehen. An Bäumen und Sträuchern findet man zu- weilen ein Rankengewächs, dessen Blätter etwas an Wein erinnern, aber kleiner und tiefer ein- geschnitten sind. Es ist dies d Gauro des Hottentotten und Omakunqu des Herero. Die reifen Früchte dieser Pflanze sind etwa fingerlange rote dicke Gurken. Noch grün werden sie von den Eingeborenen gepflückt und in heißer Asche geröstet gegessen. Eine Reihe von Pflanzen erinnert ihrem Ge- schmack nach mehr oder weniger an Kartoffeln. Zunächst gehört hierher eine von den Buren Onki, von den Hottentotten n Ghaus, vom Herero Osen genannte Pflanze, die man aber nach ihrem Aussehen auch zu den Zwiebeln rechnen kann. Der Geschmack ähnelt jedoch dem der Kartoffel. Dieses Knollengewächs mit schmalen lanzettenförmigen Blättern wächst meist in Revieren oder auf rotem, selten und nur spärlich auf grauem und weißem Sand. Es wird in Asche geröstet und dann geschält genossen. Eingeborene kochen die Onkis auch gern in Wasser oder noch lieber in Milch zu einem guten und sehr nahrhaften Brei. Eine größere Art Onkis, auf Nama Sun Sun, in der Hererosprache Owiture genannt, wächst nur im Sande, besonders im Sandfeld, nicht aber in Revieren. Zubereitet und genossen wird sie wie die gewöhnlichen Onkis. Eine für Nichteingeborene sehr schwer zu fin- dende Feldfrucht ist die Ghabas, die bei den Hereros Owikandu heißt. Mir ist es noch nicht geglückt, selbständig eine zu finden, obwohl sie in hiesiger Gegend genügend vorkommt. Sie erscheint als eine Art Trüffel, in der Größe einer Kinder- faust, und kennzeichnet sich im Sande nur durch eine kleine Erhebung mit einigen Rissen. Blätter sind nicht vorhanden. Sie wird in heißer Asche geröstet und schmeckt ganz gut. Eine merkwürdige Kartoffel brachte mir ein Feldherero in der Gegend von Epata; leider hatte er das Kraut fortgeworfen. Er nannte sie Omongorua. Zunächst befindet sich unter der Erde eine runde Knolle mit einer dünnen Schale wie bei jungen Kartoffeln. An dieser Knolle hängen wieder vier etwa 8 cm lange Kartoffeln mit dünner brauner Schale an Wurzelfasern. In Asche gelegt, schmeckten sie wie geröstete Kartoffeln. Der Eingeborene sagte, daß diese Frucht im Sandfeld nur selten, dagegen weiter östlich im Buschmannlande oft vorkäme. Sehr häufig findet man die Sandnüsse, von den Hottentotten Ngnau, von den Herero Orabanui genannt. Sie wachsen an Ranken auf der Erde. Die trockenen Blätter und Ranken sehen rötlich wie Buchenblätter aus. Die Nüsse selbst liegen in einer harten Schale, die reif auf- springt. Die Kerne sind braun. Man legt die Nuß in glühende Asche und röstet sie. Dann wird die Schale zerschlagen und der Kern entweder so oder in Wasser gekocht gegessen. Auch die Kerne einer Schote, die an einem niedrigen Busch mit kleinen Blättern wächst, dienen als Feldkost. Sie wird von den Hereros Omu- tina katjibera genannt. Im Sandfeld habe ich in der Nähe von Sandpützen oft große Haufen ihrer Schalen getroffen — die Abfälle eines Hererodiners. Auch hier werden die Kerne ent- weder geröstet oder wie Mehlpapp mit Wasser oder Milch gekocht. Den Zucker ersetzen die von den Buren Co- rinden, auf Nama Ngaus und von den Hereros Omanbinjere genannten kleinen roten Beeren, die einen etwa mannshohen Busch mit kleinen schmalen Blättern bedecken. Ich habe ihn überall getroffen. Seine süßen Beeren sind bei den Ein- geborenen sehr beliebt. Sie werden frisch gegessen oder mit Milch getrunken. Noch grün werden sie auch zur Herstellung von Honig= oder Zuckerbier verwandt. Ein Gemisch von grünen Ngaus, Honig oder Zucker und warmem Wasser läßt man 24 Stunden gären; gut gekühlt, ergibt es ein sehr erfrischendes und nicht ermüdendes Getränk. Die Hesfe wird immer wieder aufgehoben; man braucht dann die Corinden nicht mehr. Da im Sandfeld die Tschamas nur selten vorkommen — ich habe auf mehreren Ritten zwischen Ombakaha und Epata nicht eine gefunden — hat die Natur dort eine andere wasserhaltige Pflanze geschaffen, die Wasserwurzel, bei den Hottentotten Shubas, von den Hereros Omahue genaunt. Sie ist ohne ÜUbung nicht leicht zu finden, da sie häufig unter Büschen wächst. Die 4