W 1105 „ Art ist den Waldgebieten Mittel-Togos beizumessen. Sie besteht darin, daß diese Wälder inmitten der alljährlich auf den Steppengebieten stattfindenden Brände eine große brandfreie Insel bilden. Dadurch wird ebenfalls wieder lokal für weite, angrenzende Gebiete ein diesen Bränden zu- kommender schädlicher Faktor abgeschwächt. Die von den Bränden stammenden Kohle= und Asche- teilchen füllen nämlich die Luft an und werden noch viele Wochen nach Beendigung der Brände bei jedem Windstoße vom Boden wieder neuer- dings der Luft zugeführt. Durch diese herum- wirbelnden Aschenteilchen wird aber der Luft eine beträchtliche Menge von Feuchtigkeit entzogen, weil ja die Asche sehr hygroskopisch ist. Schalten wir also auf großen Gebieten durch Erhaltung ihrer Waldbestände die Brände aus, so wird auch für benachbarte Gebiete die durch die Brände bedingte Verminderung der Luftfeuchtigkeit lokal sehr gemindert. Aus diesen Erörterungen ergeben sich die leitenden Gesichtspunkte, welche für die künftige Berwertung der Waldungen Mittel-Togos maß- gebend sein sollen. Sollten diese Waldungen nach Jahren mit der weiter fortschreitenden Entwicklung der Ver- kehrswege und des Transportwesens so erschlossen sein, daß die Nutzung auf ihren Holzbestand ge- winnbringend sein wird, dann wird es Sache der Verwaltung sein, darüber zu wachen, daß diese Holznutzungen nicht in eine Raubwirtschaft ausarten, sondern in streng nachhaltiger und walderhaltender Weise durchgeführt werden, daß sie nicht einfach in einem Herausplentern der guten und wertvollen Nutzholzstämme bestehen und das Resultat lückige, wertlose Bestände wären. Jede abgeholzte Fläche müßte wieder ausgeforstet werden, und zwar dürfte die Ausdehnung der Hiebe keine größere Fläche einnehmen, als mit den verfügbaren Kräften wieder jährlich aufge- forstet werden könnte. Hinsichtlich einer rationelleren und nach- halrigeren Gewinnungsweise der Kautschuk lie- fernden Milchsäfte sind die Eingeborenen unseres Schutgebiets einer Belehrung nicht unzugänglich. Sie haben zum Beispiel in der Landschaft Butzm allgemein den Grätenschnitt für die Anzapfung des Ficus Vogelii angenommen; allenthalben sieht man, daß sie die ein ausgezeichnetes Kautschuk- prodult gebende Liane Landolphia owariensis nicht einfach mehr abschlagen, sondern nur durch Einkerbungen anzapfen. Aufgabe der Bezirksleiter wird es sein, bei ihren Reisen die Eingeborenen der Kautschukdistrikte zu belehren. Mit der Gepflogenheit der Eingeborenen, den Wald zum Zwecke der Gewinnung von Farmland zu roden, wird man bei dem Bestreben, die Wälder zu erhalten, in erster Linie zu rechnen haben — voraussichtlich noch viele Jahrzehnte, so lange, bis der Eingeborene durch Belehrung und bessere Einsicht, vielleicht auch einmal durch die Not so weit gekommen sein wird, den Feldbau rationeller zu betreiben und die Methode des Düngens anzuwenden. Man wird daher in diesen wichtigen Waldgebieten schon jetzt Maßnahmen treffen müssen, um den Wald, besonders aber den Schutzwald da zu erhalten, wo er nicht unbedingt zu den Feldkulturen der Eingeborenen benötigt wird, wo außer den Wäldern noch größere Baum- steppen zur Bebauung vorhanden sind. Ein günstiger Umstand ist, daß gerade das bedeutungs- volle Waldgebiet zwischen Santrokofi und Pampawüe verhältnismäßig schwach bevölkert ist. Wo es sich nicht vermeiden läßt, daß die Eingeborenen den Wald zwecks Erzeugung der für ihren Lebens- bedarf notwendigen Feldfrüchte roden, da erscheint es mir eine höchst dankbare Aufgabe, die Ein- geborenen zu einer noch ausgedehnteren Kultur der Olpalme auf den ausgebauten Feldern zu veranlassen. Dadurch wird ein wesentlich besserer Bodenschutz erzielt werden, die Baumsteppen- bildungen werden zum großen Teil vermieden, unter günstigen Umständen wird sich sogar wieder Wald auf natürlichem Wege bilden. Dazu kommt noch der hohe, dauernde Nutzwert der Olpalme. Dagegen halte ich es unter den besonderen gegebenen Umständen für höchst bedenklich, den Eingeborenen auf die Kultur von Kakao hin- zulenken. Die Einführung einer ausgedehnten Kakaokultur in diesen Waldgebieten würde eine eenorme Vermehrung der Waldrodungen zur Folge haben, da außer den Kakaofeldern auch noch die Felder zur Erzeugung des Lebensunterhaltes, also von Jams, Mais, Erdnüsse usw. bestellt werden müßten. In der Tagespresse ist unter Hinweis auf die enorme Steigerung des Anbaues von Kakao in der Goldküstenkolonie die Kakao- kultur in Togo befürwortet worden. Unzweifelhaft wird der Eingeborene die Kakaokultur aufnehmen, sobald er seinen Vorteil dabei erblickt; er wird ohne Bedenken dazu Wald roden, besonders wenn er von der Regierung noch ermnntert wird. Nach den unseren Waldungen in Mittel-Togo nicht abzusprechenden besonderen Wohlfahrtseigen- schaften würde aber dort die Einführung des Kakaobaues gleichbedeutend sein mit einer schweren Schädigung der allgemeinen Interessen Süd- Togos. Es ist eben ein Unterschied, ob in wald- reichen Gebieten, in Ländern, wo der Wald wegen seiner kolossalen Ausdehnung geradezu ein Kulturhemmnis bildet, Breschen in den Wald ge- schlagen werden, oder ob man in waldarmen Ländern die spärlichen Überreste einer schützenden Waldvegetation zugunsten einer vorübergehenden Erwerb liefernden Kultur opfern will.