W 1155 20 Wenn die qualitative Schwäche der indischen Baumwolle im Hinblick auf die Transportunkosten und den Marktwert nicht kaufmännisch gegen sie spricht, was durch größere Mengen reiner indischer Baumwolle, welche in diesem Jahre geerntet werden, festgestellt werden müßte, so kann der Norden Togos bald große Mengen davon erzeugen. Im Jahre 1908 wurde alle vorhandene Neglectumsaat gesät; 1909 wird etwa die Hälfte der für die Volkskultur gebrauchten Saat ver- geben werden können, und 1910 ein rasches An- steigen des produzierten Quantums beginnen, das bald nach Tausenden von Ballen rechnen kann. Von der Neglectumsaat ist auch nach dem Mangu-Bezirk abgegeben. Auch indische Jari- saat wurde gesät und keimt bereits. Nicht alle indischen Sorten bewähren sich aber, von Hin- ganghat z. B. ist man schon abgekommen. Ein größeres Quantum von Caravonicasaat, die seitens der Baumwoll-Centrale G. m. b. H. für Eingeborenenkulturen zur Verfügung gestellt ist, soll in der nächsten Saatzeit in verschiedenen Bezirken Togos zur Verteilung gelangen. Die Baumwollbau-Kommission beabsichtigt nunmehr, eine Versuchspflanzung im nörd- lichen Togo anzulegen, die sich aus kleinen Anfängen heraus mit der Zeit zu einem Institut wie die vom Komitee begründete Ackerbauschule in Nuatjä entwickeln soll. Die Anlage soll dem bisherigen Leiter von Nuatjä, J. W. Robinson, übertragen werden. Robinson, der seit Jahren in gutem Einvernehmen mit den Eingeborenen lebt, ist ferner dazu ausersehen, die Pflugkultur bei den Eingeborenen an Stelle der Hackkultur ein- zuführen; der Anfang soll in den näördlichen tsetsefreien Gebieten, insbesondere von Sokodé aus, gemacht werden, die nach Beendigung der Atakpame-Eisenbahn dem Weltverkehr ange- schlossen sind. Die Einführung der Pflugkultur bei den Eingeborenen an Stelle der Hackkultur würde die Möglichkeit der Bebauung weit größerer Flächen als bisher ohne Vermehrung der Acker- bau treibenden Bevölkerung bieten. Der Mehr- ertrag der Pflugkultur wird auf ½ bis 8 des Ertrages der Hackkultur geschätzt. · Zur Einführung des Pfluges in Togo sollen zunächst folgende Maßnahmen getroffen werden: 1. Einrichtung von Pflugdepots, aus welchen die Verteilung der Pflüge und sonst geeigneter landwirtschaftlicher Geräte erfolgt; 2. Reisen des J. W. Robinson und eines Gehilfen in der Kolonie, um Propaganda für die Einführung des Pfluges zu machen und die Ein- geborenen in der Handhabung des Pfluges an- zulernen. Der Pflug soll dem Eingeborenen zunächst leihweise und später schenkungsweise über- lassen werden, wenn er seinen Boden tatsächlich mit dem Pfluge bearbeitet hat. Je nach den Leistungen der Eingeborenen in der Pflugkultur sollen Pflugprämien in Geld oder Gebrauchs- gegenständen gewährt werden. Eine neue Entkörnungsanlage beabsichtigt die Baumwollbau-Kommission im nördlichen Togo zu errichten, und zwar in Kpedji nördlich von Atakpame. Die Anlage besteht aus einer 70- Sägengin, einer liegenden Dampfmaschine und einer amerikanischen hydraulischen Ballenpresse. Über die Möglichkeit der Baumwoll-Einge- borenenkultur in Togo ist eine Karte „Baum- wollkarte von Togo“ veröffentlicht. Neuguinea. In Neuguinea wird W. C. Dammköhler mit Unterstützung der Baumwollbau-Kommission neue Kulturversuche mit ägyptischer und Togo-Saat anstellen. Das für die Pflanzung in Aussicht genommene Gebiet befindet sich unter dem 146° Länge und 6° 15“ südlicher Breite ungefähr 400 m über dem Meeresspiegel. Dammkköhler will von den Eingeborenen ge- eignetes Land erwerben und die Eingeborenen zur Baumwollkultur anlernen. Dammköhler ist ein guter Kenner der Kolonie und hat mit den verschiedensten Stämmen lange Zeit in bestem Einvernehmen gelebt; seine Ausreise erfolgte am 13. September d. Is. Auch der Katholischen Mission vom heiligen Geiste in Monumbo hat das Komitee ein kleines Quantum ägyptischer Saat kostenfrei geliefert. Kamerun. Über neue Kulturversuche mit Togo= und kalifornischer Saat im Versuchsgarten der Station Joko berichtet Oberleutnant und Stationschef v. Heigelin an das Kaiserliche Gouvernement: „Die Aussaat erfolgte Anfang Juli vorigen Jahres. Die einzelnen Standen der Togo-Baum- wolle haben jetzt eine durchschnittliche Höhe von 1,80 bis 2,20 m erreicht, während diejenigen des kalifornischen Saatguts im Durchschnitt nur 1,20 bis 1,30 m hoch sind. Leider traten in den Kapseln Schädlinge auf, die hauptsächlich am Stengelansatz in größeren Mengen zu finden waren. Eine Kultur von Togo-Baumwolle verspricht nach den hier gemachten Erfahrungen, vorausge- setzt, daß es gelingt, die Schädlinge rechtzeitig zu vernichten, einigermaßen Erfolg. Die Stauden der älteren Kultur sind jetzt etwa 3 m hoch; woher die Saat stammt, ist nicht mehr festzustellen."“ Die Gutachten der Chemnitzer Actien-Spinnerei über Joko-Baumwolle vom 18. August lauten, wie folgt: