W 1183 20 Baumes wäre demnach zu befürchten, wenn sich nicht auf natürlichem Wege reiche Bestände in den von den Schwarzen ausgegebenen Pflanzungen entwickelten. Der Wind treibt die gefiederten Samen auf die ausgerodeten Waldblößen, wo sie keimen. Es würde also genügen, wenn die Ein- geborenen sich um ihre früheren Kulturflächen ein wenig kümmerten und allein die Funtumien, die Olpalmen und Kolabäume stehen ließen. Diese drei Nutzgewächse vertragen sich sehr gut mitein- ander und könnten in kurzer Zeit prächtige „Parks“ um jedes Dorf bilden, wie sich an ein- zelnen Stellen gezeigt hat. Die Aufbereitung des Funtumia-Kautschuks läßt heute viel zu wünschen übrig und muß un- bedingt verbessert werden. Es wird schwer halten, das Produkt als „twists“ oder „niggers“ in den Handel zu bringen; dagegen müßte es möglich sein, bei den Sammlern darauf hinzuwirken, die Milch zu „Fladen“ oder dünnen „Kuchen“ zu verarbeiten, ohne daß andere Latexarten hinzu- gefügt würden — ein weitverbreiteter Mißstand, der die geringe Bewertung des Funtumiakautschuks in erster Linie erklärt. Eine Besserung der ge- nannten Art würde den Preis des Produktes mindestens um ein Drittel erhöhen. So bezahlte man für in Sassandra bereitete „Fladen“ 11 Fr. pro Kilo, während „cakes“ desselben Ursprungs zu gleicher Zeit nur etwa 7,50 Fr. erzielten. Die Verwaltung der Elfenbeinküste gibt sich die größte Mühe, hier helfend einzugreifen. Der in der Nähe des Meeres, an der Westküste und der liberischen Grenze gesammelte und über die Häfen Bliékron, Tabou und Béréby verschiffte Gummi wird fälschlich „Lianenkautschuk“ genannt. In Wirklichkeit stammt er von einer epiphytischen Form der Art Ficus Vogelü, deren Adventiv- wurzeln man vielfach für Schlingpflanzen hält. Diese Art — die bis zu 30 km vom Meere entfernt sehr häufig ist, im Innern aber seltener wird — zeigt sich nämlich bald als 3 bis 5 m hoher und 20 bis 50 em dicker Baum mit ge- wundenem Stamm, bald als epiphytisch lebendes Gewächs, das sich in der Gabel eines Baumes gebildet hat und dessen stark verzweigte Luft- wurzeln an diesem herab bis in die Erde dringen. Hierbei umschlingen sie die Stütze mit mehr oder weniger unregelmäßigen Spiralen. Mit der Zeit hat Ficus Vogelli ihren Gastgeber erwürgt; das Holz des eigentlichen Holzstammes verfault und wird nach und nach durch das immer dichter werdende und miteinander verwachsende Wurzel- werk ersetzt. So entstehen mehr oder minder hohle Scheinstämme. Nach den Angaben der Eingeborenen enthält die epiphytische Form mehr Latex als die andere. Die Kautschuksammler schlagen den Wirtsbaum einfach um und zapfen die Luftwurzeln der Ficus mit transversalen, fast ringförmigen tiefen Schnitten in Abständen von 20 cm an. Die Milch wird in ähnlicher Weise wie bei L. owa- riensis (siehe unten) aufgefangen, die Koagulation durch Stehenlassen an der Luft bewirkt. Das Produkt ist selbst in reinem Zustande nur mittelwertig, wenig elastisch und nervig, an der Oberfläche auch etwas klebrig. Der aus der Baumform gewonnene Kautschuk besitzt weit geringere Qualität. Er gerinnt frei- willig auf den Schnittwunden, die man in den Stamm macht, ohne diesen zu fällen. Von Kautschuklianen traf Chevalier vier oder fünf Arten an, die weit verbreiteter waren als Funtumia elastica und in vielen Bezirken noch gar nicht ausgebeutet wurden, d. h. besonders dort, wo Gummibänme vorkamen. Am häufigsten findet sich Landolphia owariensis, die auch das beste Produkt liefert. Der Latex gerinnt sehr leicht an der Luft oder wird durch Zusatz von Zitronensäure, Salzwasser usw. koaguliert; der Kautschuk gelangt als „twists“ oder „niggers“ in den Handel, — genau, wie der von L. Heude- lottii gewonnene. Obwohl die beiden Schling- gewächse in ihren Lebensbedingungen sehr von- einander abweichen, zeigen sie mit Rücksicht auf den Habitus große Ubereinstimmung: sie besitzen einen selten mehr als 7 em dicken Stamm und ranken bis zu 20 bis 30 cm hoch empor, mit anderen Lianen ein dichtes Gewirr bildend. Ge- wöhnlich ziehen die Eingeborenen bei der Milch- saftgewinnung die Pflanze mit aller Kraft zu Boden, kappen den Stamm an der Basis und so hoch sie reichen können, legen ihn auf die Erde und schneiden ihn dann in 15 bis 20 ecm lange Stücke. Die Milch wird in kleinen Schalen oder einfach auf Blättern gesammelt, während ein Teil bereits an den Schnittflächen koaguliert. Das Abschlagen der Lianen zu verbieten, würde die ganze Ausbeutung lahmlegen. überdies treibt der Stumpf ziemlich schnell von neuem, sobald ein wenig Licht in das Unterholz dringt. Auf den Waldlichtungen sieht man zuweilen Lan- dolphien, die arm= oder selbst schenkeldick sind und wahrscheinlich mit dem Stützbaum zusammen aufwuchsen. Hier klettern die Sammler am Stamme empor und machen transversale Schnitte, an denen sich der Kautschuk bildet. Neben L. owariensis ist Clitandra elastica als wertvolle Gummiliane zu nennen. Ihr Stamm ist stärker und oft 30 cm hoch. Es hält schwer, den sehr reichlich austretenden und sehr flüssigen Milchsaft zum Gerinnen zu bringen. Ohne ihn mit Wasser zu verdünnen, wird er am besten längere Zeit gekocht, wobei sich der Kautschnk als dichte weiße „Wolke“ von einzelnen nicht zu-