W 1233 eO einzuholen und zu stellen, dann nahm ihn die schützende Wildnis auf. Der Wassermangel zwang den Verfolger, von seiner frischen Spur abzulassen und Kehrt zu machen. Dieses Bewußtsein lieh dem Führer und seiner Truppe während der folgenden 14 Stunden bei fast ununterbrochener Vorwärtsbewegung eine außerordentliche Kraft und Ausdauer im Ertragen von Anstrengungen. Ein Glück war es, daß das Pferdematerial vor- züglich war. Der Lohn der rastlosen Verfolgung blieb nicht aus. Von Mitternacht bis 2 Uhr nachmittags wurde der Marsch am 20. mit nur anderthalbstündiger Pause trotz großer Hitze fortgesetzt. Morengas Spur führte von Koegoekub zunächst nach Norden, dann nach Nordosten über die Farmen Harrisdale, Khorkam, Norokai auf Eenzamheid, wohl über 300 Dünen fort. Hervorragend bewährten sich die Scouts (eingeborene Aufklärer) im Spuren- suchen, so daß keine Verzögerungen im Marsch eintraten. Leutnant Mander hatte mit seinem Zuge, nachdem er 36 Stunden im Sattel gewesen, mittags Halt gemacht, um das Herankommen der Hauptkräfte abzuwarten. Morenga, wohl im Glauben, daß der Gegner am Ende seiner Kraft angelangt sei und die Verfolgung eingestellt habe, marschierte nur eine Stunde weiter und machte dann in der Nähe der wasserlosen Pfanne von Eenzamheid, etwa 100 km nördlich Upington und ebensoweit von der deutschen Grenze, in bergigem Buschgelände, das sehr geeignet für eine Verteidi- gungsstellung war, gleichfalls Halt. Um 1 Uhr erreichte Elliot den Zug Manders, der ihm die Nähe Morengas meldete. Unauf- haltsam ging es weiter, bald begann ein etwa 40 Minuten langer Galopp. Die vier Züge folgten aufgelöst hintereinander den Sconts. Der Feind war erreicht. Elliot ließ sofort den vor- dersten Zug zum Fußgefecht absitzen und entwickelte ihn und die Scouts auf den vorliegenden Höhen in großer Breite, um die feindlichen Flügel um- fassen zu können. Bald darauf verlängerte ein zweiter Zug die Schützenlinie noch nach links hin. Beide Züge gingen, ohne Feuer zu erhalten, unter Sicherung ihrer Flanken bis auf die nächstgelegene Höhe vor. Es entspann sich nun ein längerer Feuerkampf. Der Feind lag so geschickt verborgen in den Büschen, daß während der ganzen ersten Stunde des Gefechts nicht ein einziger Mann zu sehen war. 4 Allmählich gewann Moajor Elliot den Eindruck, daß der Feind zwei vorliegende Höhen besetzt hielt, von denen die westliche den Schlüsselpunkt seiner Stellung zu bilden schien. In llberein- stimmung mit Hauptmann v. dem Hagen entschloß er sich, diese Höhe zu stürmen, und befahl dazu um 4 Uhr nachmittags dem bisher in Reserve gehaltenen Zuge Mander, unter dem Feuerschutz eines Teils der entwickelten Schützen zum frontalen Angriff vorzugehen. Hauptmann v. dem Hagen übernahm es freiwillig, mit dem rechten Flügel die linke Flanke des Feindes zu umfassen. In sprungweisem Vorgehen wurde die Höhe genommen. Der Gegner verlor dabei fünf Mann, darunter vier Tote. Auf englischer Seite fiel ein Sergeant, ein Mann wurde leicht verwundet. Der Gegner räumte nun auch die östlich gelegene Höhe, doch fielen aus den im Grunde dahinter befindlichen Büschen ernent Schüsse. Gegen diese Büsche richteten nun die Engländer von den genommenen Höhen aus bis etwa 6 Uhr nachmittags ein leb- haftes, gut gezieltes und wirksames Feuer. Als drüben kein Schuß mehr fiel, wurde das Gefechts- feld abgesucht. Hierbei fand man Morenga tot unter einem Baum liegen. Er hatte drei Schüsse erhalten; ein Geschoß war durch die rechte Schläfe eingedrungen und hinter dem linken Ohr wieder herausgetreten, ein zweites hatte ihm den Hinter- kopf weggerissen, ein drittes das Herz durchbohrt. So hatte der tapfere und unversöhnliche Feind den Tod im Kampfe einer weiteren Flucht in die Wildnis vorgezogen. Außerdem wurden noch zwei tote Männer, vier tote Frauen und ein Ver- wundeter gezählt. Der Verlust des Feindes be- trug somit an Toten: sieben Männer, darunter nach Aussage der Gefangenen ein Bruder, ein Schwager und drei Neffen Morengas, und vier Frauen, an Verwundeten ein Mann. Ferner wurden zwei Mann gefangen; es waren Leute von Simon Kopper, die Morenga zu diesem hatten bringen sollen. Major Elliot trat alsbald den Rückmarsch nach Upington an. War es somit auch den deutschen Truppen nicht vergönnt gewesen, mit dem Feinde in Be- rührung zu kommen und selbst durch die endgül- tige Beseitigung des hartnäckigen und starrsinnigen Friedensstörers das Werk ihrer anstrengenden und entsagungsvollen Tätigkeit zu krönen, so darf man doch mit Genugiunng feststellen, daß es nur der vom Oberstleutnant v. Estorff angeordneten raschen Versammlung so starker Kräfte in der Südostecke des Schutzgebiets zu danken gewesen ist, wenn die Morenga-Gefahr keine größere Ausdehnung an- genommen hat und insbesondere die eben unter- worfenen Bondels ruhig geblieben sind. Das Zusammenwirken der deutschen und englischen Truppen ist auch politisch nicht ohne Bedeutung gewesen. Es hat beide Nationen in Südafrika einander genähert. Den Eingeborenen aber ist dadurch zum Bewußtsein gekommen, daß sie mit einem einheitlichen Handeln der weißen Rasse rechnen müssen.