G 1238 2e Zunächst wurde auf dem Lloyddampfer „Langeoog“ eine Reise nach den noch wenig be- kannten Greenwich-Inseln unternommen. Auf der Fahrt dahin wurden mehrere Punkte Neu- Mecklenburgs, nämlich Namatanai, Karu, Fileba und Käwieng, berührt. Von Karu aus konnte eine Durchquerung der Insel ausgeführt werden. Auf einem Kanakerpfad war die Westküste schon nach 2½ Stunden erreicht, und damit vielleicht die schmalste Stelle Neu-Mecklenburgs durch- schritten. Unter den ethnographischen Gegen- ständen, die in dem Orte Kamalu an der West- küste zu beobachten waren, interessierten besonders die Geräte zum Fang der Haifsche.') In Fileba und Käwieng bot sich Gelegenheit, die schönen Straßenanlagen und Rasthäuser zu besichtigen, die unter der Leitung des Kaiserlichen Stationschefs Boluminski entstanden sind und eine hervor- ragende Zierde unserer Kolonie darstellen. Das eigentliche Ziel der Reise, die Greenwich- Inseln, bildet eine zwischen den Ost-Karolinen im Norden und den Inseln Melanesiens im Süden liegende, isolierte Gruppe. Die schwierige Einfahrt in das Atoll wurde dank der Ruhe und Umsicht des Kapitäns Roscher glücklich passiert. Von den zweiunddreißig Inseln sind nur drei bewohnt. Anthropologisch und ethnographisch dürften sie zu Mikronesien zu rechnen sein. Die Eingeborenen sind schöne, großgewachsene Menschen von hell- brauner Hautfarbe. Leider ist die Mehrzahl mit Ringwurm behaftet, wogegen die Wundkranken, die in Neu-Mecklenburg so zahlreich sind, hier ganz zurücktreten. Als typische Inselbewohner sind sie tüchtige Seefahrer und daher im Besitz von zahlreichen Einbäumen. Diese werden meist aus angeschwemmten Holzstämmen geschnitzt. Von Geräten zum Fischfang kommen Netze, Reusen und Angelhaken und diese alle wiederum in ver- schiedenen Formen vor. Die Häuser sind ge- räumig und sauber; ihr Boden ist stets mit Korallen bestreut und mit geflochtenen Matten belegt. Ein leichter Lendenschurz aus fast weißem Bastzeug bildet die Kleidung der Männer, die gewobene Matte diejenige der Weiber. Die Männer tragen die Haare lang und halten sie vermittels eines Holzstäbchens, das stets in den Haaren oder hinter den Ohren steckt, in Ordnung. Die Haare der Weiber sind kurz gehalten. Waffen fjehlen den Bewohnern der Greenwich-Inseln. Der kurze Aufenthalt wurde neben sammlerischer und photographischer Tätigkeit hauptsächlich zu anthropologischen Beobachtungen und Sprach- aufnahmen verwendet. ) Dr. jestgestellt. Berlin 1907. Siephan hatte diese schon weiter südlich Siehe das Werk „Neu-Mecklenburg“, S. 66; Auf der Rückreise wurde der Kurs nach den Fischer= und Gardener-Inseln genommen und dort eine Reihe von Plätzen angelaufen. Bei der Kürze der Zeit konnten nur einige orien- tierende Besuche gemacht werden. Diese Gruppe fällt in das besondere Untersuchungsgebiet des im Norden Neu-Mecklenburgs arbeitenden Expeditions- mitgliedes Walden. Nach einem nochmaligen Besuch in Namatanai lief „Langeoog“ wieder in Muliama ein. Dort wird Dr. Schlaginhaufen nach den von dem verstorbenen Expeditionsleiter hinterlassenen Be- stimmungen die Arbeit selbständig fortsetzen. Neunter Bericht. Babase, Feni-Inseln 5. September 1908. Am 11. August 1908 besuchte S. M. S. „Planet“ die Station Muliama und brachte die Besatzung des Expeditionslagers nach den Feéni- Inseln. Diese bilden eine der Ostküste von Süd-Neu- Mecklenburg vorgelagerte, aus zwei Inseln be- stehende Gruppe, die auf den Karten mit den Namen Aneri oder St. Jan bezeichnet ist. Als wirklicher, von den Eingeborenen der Inseln selbst gebrauchter Name wurde Feni festgestellt. Die größere Insel, Ambitle, ist westlich, die kleinere, Babase, östlich gelegen; beide trennt ein für kleine Fahrzeuge passierbarer Meeresarm. Dr. Schlaginhaufen und Photograph Schilling verbrachten die erste Zeit des vier- wöchigen Aufenthalts auf der kleinen Insel und durchkreuzten sie nach verschiedenen Richtungen. Später wurde das Lager nach dem Orte Suntau auf der großen Insel verlegt, von wo aus Küsten- märsche und Vorstöße in die Berge unternommen wurden. Die Kultur der Eingeborenen wurde in mancher Hinsicht ähnlich derjenigen der Tanga- Leute"') gefunden. Bambusrohr ist auch hier das Material, das zum Bau von Wänden und Zäunen dient. Mit den Blättern der Atap-Palme, die von den Eingeborenen angepflanzt wird, werden die Häuser gedeckt. Die Ansiedlungen sind in der Regel etwas größer als auf Tanga, aber sie über- schreiten die Zahl von acht Häusern nicht. Die geschnitzten und bemalten Säulen waren hier auch in ganz neuen Männerhäusern zu sehen, ein Zeichen, daß die Kunst ihrer Herstellung noch heute auf den Inselu lebt. Anders verhält es sich mit der Industrie der Muschelarmringe. Während sie auf Tanga heute noch blüht, ist sie auf den Feni-Inseln verloren gegangen. Auch die Ringe selbst, die sich in ihrer Form deutlich von den Tangaringen unterscheiden, sind nur noch * % „iehe den sechsten Vericht (D. Kol. Bl., 1908.