B 36 England, spielt sie nicht nur als Obst zum frischen Genusse eine Rolle. Man hat es ver- standen, sie in den verschiedensten Formen als Nahrungsmittel zu verwenden. Sie wird in Puddings genossen, als grüne Frucht in Asche geröstet oder in Palmöl gekocht. Seitdem man es versteht, Bananenmehl herzustellen, ist eine Reihe weiterer Verwendungsmöglichkeiten gegeben. Das Bananenmehl läßt sich insbesondere vor- züglich zur Biskuitbäckerei gebrauchen. Unter Dampfdruck erzielt man aus dem zu Teig ver- arbeiteten Mehl eine gallertartige sagoähnliche Masse. Bei einem größeren Import und ent- sprechender Verbilligung des Preises könnte die Banane auch außerhalb ihrer Wachstumsgebiete bis zu einem gewissen Grade ein Volksnahrungs- mittel werden, wenn auch dagegen sicherlich übertriebene Erwartungen, daß die „HKartoffel der Tropen“ dem Getreide Konkurrenz machen könnte, zweifellos nicht gerechtfertigt sind, da das Anbaugebiet ein begrenztes bleiben muß, der Import mit Schwierigkeiten verknüpft ist, die niemals gestatten werden, den Preis der Banane in dem Maße niedrig zu halten, wie er es sein müßte, wenn die erwähnten Erwartungen sich bewahrheiten sollten, endlich die Frucht nur begrenzte Verkaufsfähigkeit besitzt, da sie wie das meiste Obst verhältnismäßig rasch dem Verderben ausgesetzt ist. Bananenmehl hat aber nicht die ausgedehnte Verwendungsmöglichkeit wie das Mehl unserer Getreidearten; es hat nur geringe Backfähigkeit und ist auch viel leichter verderblich wie dieses. Ob das Bananenmehl, für dessen Herstellung sich der Chemiker Carlos A. Deshan von der Republik Nicaragna ein Privilegium hat erteilen lassen, dem Getreidemehl ähnlicher ist, kann wohl ohne diese Befürchtung einer erheb- lichen Einschränkung des Konsums von Getreide- mehl ruhig abgewartet werden. Der Bananenbau ist außerordentlich lohnend und dankbar. Die Banane wächst und trägt fast ohne jedes menschliche Zutun, wenn die natürlichen unerläßlichen Voraussetzungen, eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 24 bis 28 Grad Celsius und reichliche Feuchtigkeit, vor- handen sind. Ein Parasit, welcher der Banane schadet, ist nicht bekannt. Sind die Stecklinge (man rechnet 150 Bäume pro Acre in Abständen von 16 Fuß) gesetzt, so ist für Jahrzehnte der Fortbestand der Pflanzung gesichert. Die Stämme, aus 3 bis 4 m hohen, 25 bis 45 cm starken zusammengerollten Blattscheiden bestehend, tragen einen meistens acht Doppelreihen bis zu je zehn Einzelfrüchten enthaltenden Kolben. Nach der Ernte wird der Stamm umgehauen und düngt verwesend die Wurzel, aus der sich binnen Jahresfrist ein oder mehrere gleiche Stämme *— entwickeln, die dann das Schicksal ihrer Vor- gänger teilen und wieder durch andere ersetzt werden. Daher treffen Verwüstungen durch Orkane und andere äußere Gewalten Bananen- pflanzungen nicht so schwer wie z. B. Brotfrucht- pflanzungen, die durch solche Ereignisse auf viele Jahre hinaus vernichtet werden und ohne Ertrag bleiben. Man kann fast sagen, daß die Ernte die einzige Arbeit ist, welche dem Bananen- züchter erwächst. Mit der Ernte beginnen auch seine Sorgen. Die Früchte werden zwar, wenn sie für einen weiteren Transport bestimmt sind, vor ihrer vollständigen Reife gebrochen, sie reifen dann auf dem Transport und im Verkaufsladen nach. Trotzdem aber sind die fleischig mehligen Früchte leicht der Verderbnis ausgesetzt. Der Züchter muß daher trachten, sie in einer gegen die Hitze Schutz gewährenden Verpackung (meist von Bananen= und Palmenblättern) nach ihrem Bestimmungsort für die Seereise zu bringen. Gute Zufahrtswege und Transportmittel (Fluß- kanal= oder Bahnverbindung) sind daher für Pflanzungen im Innern des Landes unbedingt nötig. Der Pflanzer muß ferner seine Erzeugnisse im Seehafen sofort zur Verschiffung bringen können. Fehlt es zur Erntezeit an ausreichenden Transportmöglichkeiten zu Lande oder zur See, so verfault dem Pflanzer auf der Plantage oder im Hafen die Ernte. Man hat für die Bananen- ernte von den Häfen der Exportländer sowohl von seiten der großen Exportgesellschaften als auch von seiten der Dampferlinien, die mit diesen meistens alliiert sind, einen besonderen Dampferdienst eingerichtet, vielfach mit Fahr- zeugen, die für die Zwecke des Bananentrans- ports eingerichtet find. Auch sind die großen Plantagen, wenn sie keine natürliche Wasser- verbindung haben, durch Kanäle oder Eisenbahnen mit den Exporthäfen verbunden. Es ist klar, daß der kleine, wenig kapitalkräftige Pflanzer leicht in die Lage kommt, in der Benugtungs- möglichkeit der Transportmittel zurückzustehen. Der Bananenzucht sollten sich nur Unternehmer widmen, die kapitalkräftig genug find, sich An- schlüsse an vorhandene Verbindungswege herzu- stellen und über eigene Transportmittel verfügen oder doch imstande sind, sich fremder Trans- portmittel für die Zeit der Ernte schließlich zu sichern. Für Pflanzer, die das können, ist der Anbau der Banane, auch wenn sie noch weiter im Preise zurückgehen sollte, wenig riskant und sehr rentabel. Lieferanten der Banane für den amerikanischen und europäischen Markt sind Indien, die kanarischen Inseln und Zentralamerika. Die meisten Früchte, die nach Europa und Nordamerika exportiert werden, liefert wohl dieses Gebiet.