65 e0 Koloniaiwirtschaftliche Mittellungen. * Stsalhanf aus Deutsch-Ostafrika. Das Reichs-Marine-Amt hat an Bord S. M. Schiffe und im Werftbetrieb Versuche mit Tauwerk aus ostafrikanischem Sisalhanf ausführen lassen, deren Ergebnis recht erfreulich ist. Bei den Versuchen für Schleppzwecke hat sich dieses Tauwerk als den Manilahanftrossen gleichwertig erwiesen und deshalb ist seine Ein- führung an Stelle der letzteren verfügt worden. Es ist nur zu wünschen, daß auch sonstige Großbetriebe, in denen Hanfseile zur Verwendung gelangen, soweit als möglich den zu einem Spe- kulationsobjekt der Amerikaner gewordenen und deshalb sehr teueren Manilahanf durch Sisalhauf aus Deutsch-Ostafrika ersetzen, der sich ebenso durch die Stärke seiner Faser wie durch eine schöne helle Farbe auszeichnet. Erdnußausfuhr aus Togo. Von dem Baumwollsachverständigen Pape. Wiederholt sind Erdnüsse versuchsweise von Togo ausgeführt worden. Aus Mitteilungen von beteiligter Seite geht jedoch hervor, daß der in Europa bisher erzielte Preis an einen Aufsschwung der Ausfuhr nicht denken läßt. Der niedrige Preis beruht auf der schlechten Beschaffenheit der Erdnüsse und steht angeblich 30 bis 40 v. H. hinter dem Preis erstklassiger Erdnüsse zurück. Es kommt daher darauf an, die Erdnüsse in besserem Zustande auf den europäischen Markt zu bringen. Nach meinem Dafürhalten weist die Togo- Erdnuß zur Zeit der Ernte gualitativ keine Mängel auf. Nachteilige Veränderungen erleidet sie erst später. · Aus den dem Gouvernement zugegangenen Mitteilungen über Erdnußausfuhr sind die nach- stehenden drei Auszüge von besonderem Interesse. Eine Bremer Firma schreibt: „Geschälte Erdnüsse werden auf dem Trans- port von Togo nach Hamburg infolge der langen Reise und des in den Afrikadampfern meist vor- herrschenden Palmkerndunstes stets ranzig und sind somit nicht mehr für Speisenzwecke, sondern mur noch für Seife zu gebrauchen. In solchem Zustande ist für (Togo)-Erdnüsse nur 170 /% per 1000 kg in Hamburg zu machen, bei einer Parität von 230 für feine Mozambique- Erdnüsse.“ Der „Deutsche Verein für Gesundheitspflege“ in Friedenau schreibt: „Wir haben vor Jahren schon einmal afrikanische Erdnußkerne probiert, sind aber zu keinem befriedigenden Schluß ge- kommen. Der Preis würde uns nicht hindern, denn wir zahlen zu Zeiten franko unserer Fabrik für Erdnußkerne über das Doppelte (des oben- genannten Preises). Der Grund liegt viel- mehr .. .. in der Qualität der Ware, die Kerne sind ihres ranzigen Geschmackes wegen für uns unverwertbar.“ Korpsstabsapotheker Bernegau schreibt: „Die Frage, ob Erdnüsse, neben feuchten Palmkernen lagernd, ranzig werden können, möchte ich be— jahen und bemerke dazu: Wenn feuchte Palm- kerne, wie ich es wiederholt auf mehrmaligen Reisen in Westafrika, besonders in Lagos, be- obachtet habe, in das Schiff verladen werden, fangen dieselben bald an zu gären, erzeugen hohe Wärmegrade und entwickeln feuchte Dämpfe und Gase, die in die nebengelegenen nicht luft- dicht abgeschlossenen Schiffsräume durchsickern. Lagern in diesen Räumen Erdnüsse in Säcken, so saugen dieselben Feuchtigkeit und Gase auf. Bei dem hohen Eiweiß= und Fettgehalt sind daher die Erdnüsse in feuchter Lage dem Ver- derben ausgesetzt und das Ol wird ranzig. Wie Cammerer im Lexikon für Verfälschungen von Dammer berichtet, können aus feuchten Erdnüssen hergestellte Erdnußkuchen Kolik und Diarrhöen bei der Verfütterung an Tiere hervorrufen. Die Erdnüsse sind daher in trockenen luftigen Schiffs- räumen zu verladen.“ Die Ursache der Gärung während des Trans- ports ist wohl in erster Linie auf den hohen Feuchtigkeitsgehalt der Erdnüsse selbst zurückzu- führen. Die Ernte findet während des Monats September statt, also in einer Jahreszeit mit hoher Luftfeuchtigkeit und viel bewölktem Himmel. Die Erdnüsse geben unter diesen klimatischen Ver- hältnissen nicht genügend von ihrem Wasserbestand ab, um Verstanung in große Haufen zu ver- tragen. Um die Togo-Erdnüsse auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen, dürften zunächst fol- gende Maßregeln zu beachten sein: I. Die Eingeborenen sind anzuhalten, ihre Erdnüsse voll ausreifen zu lassen, gut zu reinigen und, soweit die klimatischen Verhältnisse es er- lauben, zu trocknen, wobei die Nüsse an sonnigen Tagen auszubreiten und an nassen Tagen und auch des Nachts hereinzunehmen sind. Nach er- folgter Austrocknung sind sie on einem trockenen Ort im Hause zu lagern. II. Der Aufkauf darf nicht vor dem 1. De- zember, also nicht vor Einsetzen niedriger Luft- feuchtigkeit, beginnen; ein früherer Aufkauf würde