106 2O0 satz zu den auf andere Weise gefundenen Tränk- stellen, welche weniger günstig ausgefallen sind, sehr gute. Unter der großen Anzahl von Bohrungen hat sich auch nicht eine einzige Fehlbohrung ergeben, d. h. jede niedergebrachte Bohrung hat nicht nur Wasser, sondern auch Wasser in einer für den Biehzuchtbetrieb hin- reichenden Menge und der notwendigen Quali- tät erbracht. Das stimmt vollständig überein mit den Erfahrungen in Britisch-Südafrika. Wie bestimmt man dort mit dem Auffinden von Wasser rechnet, möge daran illustriert werden, daß sich in der Kapkolonie kapitalkräftige Unternehmer finden, die auf eigene Gefahr und Kosten Bohrungen vornehmen; als Gegenleistung lassen sie sich ledig- lich einen Teil des nutzbar gewordenen Areals zu einem billigen Vorzugspreise an die Hand geben. Diese Erfahrungen haben natürlich sehr ermutigt. Man hat in der Heimat und im Schutzgebiet vielfach über den langsamen Fortschritt der wirt- schaftlichen Entwicklung geklagt. Aber die Ge- rechtigteit gebietet doch, festzustellen, daß die Basis für eine wirtschaftliche Entwicklung erst seit sehr kurzer Zeit überhaupt besteht. Wenn man bedenkt, daß das Schutzgebiet, seitdem es im Beginn der 90er Jahre — seit jetzt etwa 15 Jahren — in deutsche Verwaltung genommen ist, beständig durch Kriegszüge und Aufstände erschüttert wurde, wenn bis zu dem Herero= und Nama-Aufstand der Jahre 1901—1906 mindestens ein Dutzend größere oder kleinere Kriegszüge haben durchgeführt werden müssen, wenn man weiter in Rechnung zieht, daß die Ansiedler sich zum großen Teil zunächst aus Buren und Schutztruppen-Angehörigen zusammen- gesetzt haben, welche ohne erhebliche Kapitalien waren, die letzteren meistens nur ausgestattet mit dem bei der Truppe Ersparten und der An- siodlungsbeihilfe, wenn man schließlich berück- sichtigt, daß in einem solchen neuen Lande die notwendigen Erfahrungen nicht von einem Tage auf den andern gesammelt werden können, dann wird man sagen müssen, daß hochgespannte Erwartungen nicht haben gehegt werden dürfen, umsoweniger, als die im letzten Aufstand er- littenen Verluste nur einem Teil der Siedler und auch denen nur bis zu ersetzt worden sind. Das wird man sich vor Augen halten müssen bei der Bemessung derjeuigen Fortschritte, die inzwischen gemacht wurden. Auch sonst waren in den verflossenen 15 Jahren die Zustände einer rationellen Wieirtschafts- oentwicklung keineswegs günstig. Das mangelnde Kapital veranlaßte den Ansiedler — ich spreche hier zunächst vom Süden —, dasjenige zu ziehen, was den schnellsten Erfolg versprach. Nun hat Südafrika in dieser Zeit den großen, nahezu vier Jahre dauernden englisch-burischen Krieg gesehen und bald darauf schloß sich an denselben der Aufstand in Südwestafrika an. Beide Ereignisse führten Soldaten und Troß in großen Massen ins Land. Es entstand ein erheblicher Konsum von Schlachtvieh. Dabei kam die VBiehzucht sowohl in Transvaal als auch in Teilen der Kapkolonie durch die kriegerischen Ereignisse zum Stillstand, ja zum Teil zur Vernichtung. Es lag daher nichts näher, als zunächst Schlachtvieh, im Süden namentlich Ziegen, zu züchten, eine Wirt- schaftsart, die sich auch deshalb empfahl, weil sie bei den Buren erfolgreich im Gange war. Nachdem aber jene unregelmäßigen Zustände aufgehört hatten, begann es sich zu zeigen, daß auf einen regelmäßigen Absatz großer Mengen dieser minder- wertigen Tiere nicht mehr gerechnet werden konnte. Anderseits liegt es doch so, daß jeder Farmer bei dem Mangel einer Brotfruchterzeugung im Lande auf den Import einer großen Menge von Artikeln angewiesen war. Mehl, Salz und Kaffee, Kleider, Wäsche, Hüte und Schuhe, Banmaterial und andere Bedarfsgegenstände mußten beschafft werden; um diese zu bezahlen, erzengte die Eigenwirtschaft nicht mehr die notwendigen Pro- dukte. Denn da die meisten dieser Dinge über See kamen, mußte selbstverständlich auch für ein Exportprodukt gesorgt werden, um die Zahlungs- bilanz zu erhalten. Dabei stellen unsere Lands- leute mit Recht erheblich größere Anforderungen an das Leben; sie sind nicht nur intelligenter, fleißiger und vorwärtsstrebender als ihre burischen Nachbarn, sondern auch von der Heimat her besseres gewöhnt, sie wollen für sich nicht einen Lebensunterhalt gelten lassen, bei dem ein Stück Brot eine Sonntagedelikatesse ist. Man hat deshalb schnell gesehen, daß die zuerst ein- geschlagene Wirtschaftsweise keinen Erfolg ver- sprach. Die Wirtschaft ist deshalb in einer Um- wandlung begriffen, indem die Fleischschafe durch Wollschafe ersetzt, die gewöhnlichen Ziegen mit Angoraziegen vertauscht werden. Aber diese Um- wandlung erfordert Zeit, der alte Bestand muß abgestoßen, größtenteils kann nur aus ihm der Ankauf besseren Zuchtviehs bestritten werden. Am dünnsten besiedelt ist der Keetmanshooper Bezirk. Von 110 abgesteckten Farmen sind nur etwa 60 bewirtschaftet. Das kommt zum Teil auch daher, daß sich hier der Farmbesitz der Sonth-African Territories befindet, den jetzt ein deutsches Syndikat zu erwerben versucht: ob mit Erfolg, habe ich noch nicht feststellen können. Je weiter man nach Norden kommt, desto dichter wird auch im sogenannten Südbezirk die Besiedlung und desto weiter vorgeschritten ist auch die Entwicklung. Im Gibeoner Bezirk