W 166 20 Besichtigung der Blaugrundstellen die Uüberzeugung geäußert, daß eine nähere Untersuchung der Vor- kommen aussichtslos sei. Die Unterscheidung von Pfeifen= und Gang- Blaugrund, wovon nur der erstere günstige Aus- sichten auf die Auffindung von Diamanten er- öffnen soll, wird auch von wissenschaftlicher Seite für begründet erachtet, so von Dr. Voit,') der die Meinung vertritt, daß die Gänge früher als die Pfeifen entstanden seien. Wenn die Gänge und Pfeifen danach zwar genetisch voneinander zu treunen sind, so ist das Vorkommen der Pfeifen nach Voit doch räumlich immer eng an dasjenige der Gänge gebunden, derart, daß sich in Süd- afrika seit einigen Jahren die praktische Regel herausgebildet hat, den Gängen in ihrem Verlaufe zu folgen, um dadurch auf neue, bisher unbekannte Pfeifen hingeführt zu werden. Die Hoffnung, daß es schließlich doch noch möglich sein werde, auch im Gibeon-Gebiete und in dessen Umgebung, besonders im Berseba- Gebiete, diamantführende Blaugrund-Pfeifen auf- zufinden, wird bei dieser Sachlage durch den ungünstigen Ausfall der bisherigen Untersuchungen keineswegs zerstört. Es erscheint vielmehr immer noch denkbar und durchaus möglich, daß man durch Verfolgung der bisher allein bekannt ge- wordenen Blaugrundgänge künftig doch hier und da noch zur Entdeckung echter Pfeifen gelangen wird. Erfolge dürfen dabei allerdings nicht von heute auf morgen erwartet werden. Das vor- sichtige Entlangtasten an den oft an der Ober- fläche erscheinenden, ebenso oft aber auch unter jüngerem Deckgebirge wieder verschwindenden Gängen erfordert viel Zeit; und da die Arbeit für Jahre hinaus ergebnislos sein kann, ist auch viel Geld erforderlich. Die Aufwendung der nötigen Mittel erscheint aber wohl gerechtfertigt, da die Möglichkeit der Erzielung eines Erfolges durchaus besteht. Dabei wird man wie bei allen derartigen Schürfarbeiten die Hoffnung hegen dürfen, daß dem planmäßigen Vorgehen auch der glückliche Zufall zu Hilfe kommen wird. Hat doch solcher Zufall ohne die Ausführung planmäßiger Arbeiten bei Lüderitzbucht erst kürglich zu so er- freulichen und überraschenden Ergebnissen geführt. Von größter Bedeutung für die Ausführung künftiger Untersuchungen wird es unter den ge- gebenen Umständen sein, wenn die zwischen dem Pfeifen= und dem Gang-Blaugrund bestehenden Unterscheidungsmerkmale sicher festgestellt werden. Dazu werden aber die von der Gibeon-Gesellschaft mit so großer Vollständigkeit und Sorgfalt ge- sammelten Proben ein wichtiges Hilfsmittel bilden. I *) gzeitschrift für praktische Geologie, 1907, S. 21 und 367;: 1908, S. 199. Es trifft sich glücklich, daß der Dozent der Berliner Bergakademie, Professor Dr. Scheibe, der sich seit einer Reihe von Jahren eingehend mit der wissenschaftlichen Untersuchung von süd- afrikanischem Blaugrund befaßt hat") und dem die Bearbeitung jener Sammlung zufallen wird, seit Juli 1908 im Auftrage der Gibeon-Gesellschaft selbst in Südafrika weilt, um die Verhältnisse des Blaugrundvorkommens an Ort und Stelle weiter aufzuklären. Professor Scheibe hat nach einer kurzen vorbereitenden Besichtigung der Fundstellen des Gibeon-Gebietes und nach einer Durchstreifung der in jüngster Zeit als diamantführend bekannt gewordenen Umgebung der Lüderitzbucht eine mehrmonatige Studienreise durch die Diamant- gebiete des britischen Südafrika unternommen und ist danach gerade jetzt in das deutsche Schutzgebiet zurückgekehrt, um mit seiner geologischen Forschungs- tätigkeit dort zu beginnen. Er wird danach auf Grund der an Ort und Stelle gewonnenen An- schauungen demnächst auch in der Lage sein, die Bearbeitung der der Bergakademie überwiesenen Sammlung mit besonderem Erfolge durchzuführen. Der Kampf gegen die beuschrechen. Im Mai vorigen Jahres tagte in Durbanu die interkoloniale Heuschreckenkonferenz, auf der unser südwestafrikanisches Schutzgebiet durch den dortigen Vizekonsul vertreten war. Die nächste Heuschreckenkonferenz findet im Mai dieses Jahres in Lourenzo-Marques statt, und auch hierzu wird, da die Bekämpfung der Heuschrecken in Südafrika auch im Interesse unseres Schutz- gebiets liegt, dieses einen Vertreter entsenden. Außer diesen jährlich einmal tagenden Kon- ferenzen besteht seit etwa zwei Jahren in Pretoria ein ständiges interkoloniales Heuschreckenbureau. Dieses hat ebenso, wie die jährlichen Konferenzen, den Zweck, das Wesen der Heuschrecken zu stu- dieren und deren Bewegungen zu überwachen, geeignete Mittel zur Bekämpfung der Plage aus- findig zu machen und ein einheitliches Vorgehen der betreffenden Regierungen auf Grund der bis- her gemachten Erfahrungen anzubahnen. Von der Methode, die Heuschreckenschwärme mittels des in Reinkultur gegüchteten Heuschrecken- pilzes zu vernichten, ist man mehr und mehr abgekommen. Besonders in den trockeneren Ge- bieten Südafrikas sind die damit gemachten Er- fahrungen nicht besonders günstig, weil dem *) Vgl.: „Der Bluc kround des deuschen Südwest- afrika im Vergleich mit dem des englischen Südafrika.“ Sonderabdruck aus dem Programm der Königl. Berg- alademie in Berlin für das Studienjahr 1906,1907.