211 2e0 schen Landolphia-Gummis zeigte die Forstver- waltung von Niederländisch-Ostindien. Die als „„weiß“ bezeichneten Sheets der „Sumatra Deli Rubber Estates Ltd.“ waren stark nachgedunkelt und zeigten im Außeren längst nicht jene Ausgeglichenheit wie die Para-Sheets aus den britischen Kolonien. Ob der Rambong-Kautschuk sich überhaupt zu einer derartigen Stufe der Voll- kommenheit bringen läßt, wie das Hevea-Gummi oder ob man in der Technik der Vorbehandlung in Niederländisch-Indien noch nicht soweit ge- diehen ist, wie im benachbarten britischen Gebiet, läßt sich aus der Ferne nicht beurteilen. Bereits oben war darauf hingewiesen worden, daß die äußere Beschaffenheit eines Kautschuks für die Qualität nicht allein maßgebend ist. Be- sonders drastisch trat dies kürzlich bei einem Posten Ficus-(Rambong-)Gummi aus Assam zu- tage, den mir Herr Direktor Prinzhorn in den Lagern der „Kontinental-Kautschuk= und Gutta- percha-Kompagnie“ in Hannover zeigte. Das Material war anscheinend erstklassig, von ausge- zeichnetem Nerv und guter Farbe und ergab nur 2,2 v. H. Waschverlust. Dagegen versagte es beim Vulkanisieren vollständig. Die Gründe für diese auffallende Erscheinung sollen erst auf- geklärt werden. Möglicherweise liegen sie in dem zu jugendlichen Alter der Bäume. Es hat sich wiederholt, namentlich auch bei Hevea, gezeigt, daß zu jung angezapfte Bäume ein schlecht vulkani- sierendes Gummi liefern. In der niederländischen Abteilung waren auffallend helle Ficus-Gummis, durch Koagulation mit Alkohol gewonnen, und ebenfalls helle Proben aus den Blättern von Ficus elastica aus javanischen Pflanzungen vertreten. Daß diese beiden Verfahren allgemein Aufnahme finden werden, erscheint bei den beträchtlichen Gewin- nungskosten zweifelhaft. Wenden wir uns nunmehr zum Castilloa- Kautschuk. Wenn auch die Castilloa-Kultur in unseren afrikanischen Kolonien größtenteils versagt hat und manche in der Jugend vielversprechende Anpflanzung in späteren Jahren der Verwüstung durch Schädlinge zum Opfer gefallen ist, so haben wir doch in den deutschen Südsee-Gebieten an- sehnliche Bestände, die zum Teil noch der Aus- beutung harren. Allerdings zeigt sich auch hier, daß das Bessere der Feind des Guten ist, indem Castillog — wenigstens stellenweise — dem Para- Kautschuk allmählich weichen muß. Erst vor kurzem teilte Professor Preuß in einem hier gehaltenen Vortrage mit, daß die Neu-Guinea-Compagnie bei Neuanpflanzun- gen zugunsten der Hevea von Castilloa ganz ab- sehen wolle, trotzdem letztere durchweg ein hoch- wertiges Produkt geliefert habe. Auch bezüglich des Castilloa-Kautschuks er- wiesen sich die Darbietungen der Londoner Aus- stellung als höchst instruktiv. Die zahlreichen Muster — Sheets, Biskuits, Blöcke und Scraps — aus Ceylon, Travancore, Java, Westindien, Surinam usw. wichen in ihrer äußeren Be- schaffenheit allerdings wenig voneinander ab, in- dem sie vorwiegend von schwarzer und ziemlich weicher Konsistenz waren. Auf Grund dessen hätte man leicht zu der Ansicht gelangen können, daß die modernen Präparationsmethoden beim Castilloa- Gummi hinsichtlich der Färbung wirkungslos geblieben wären, wenn nicht die aus Mexiko ein- gesandten Proben ein ganz anderes Bild geliefert hätten. Das umfangreiche Material entstammte den Pflanzungen „La Zacualpa und „Florida- und bestand einerseits zwar aus schwarzbraun bis schwarz gefärbten Sheets und Blöcken, anderseits aber auch aus ganz hellen Crepe-Fellen und Blöcken, die dem besten Para-Material aus Ceylon nur wenig nachgaben. Unter dem übrigen Castilloa= Material der Ausstellung habe ich nichts gesehen, was im Außeren mit den letzterwähnten lichten Mustern dieser mexikanischen Plantagen vergleich- bar gewesen wäre. Leider war bei den einzelnen Stücken über die angewandten Präparationsverfahren nichts vermerkt worden. Offenbar handelt es sich dabei um die Ergebnisse verschiedener Versuche. Die große Pflanzung „La Zacualpa, zwischen der Sierra Madre und dem Stillen Ozean ge- legen, steht seit etwa zwei Jahren unter Leitung des auch bei uns bekannten schwedischen Pflanzers Dr. Pehr Olsson-Seffer, der bereits 1907 über den Betrieb der Plantage und die dort gebrauchten Verfahren der Koagulierung und Präparation eingehendere Mitteilungen machte."“) Daß mit den damals beschriebenen Verfahren ein so helles Produkt erzielt werden könnte, wie es in London zu sehen war, ist kaum anzunehmen. Inzwischen scheint man sich aber auch dort die neuesten Errungenschaften der Technik und die in den britisch-asiatischen Kautschuk- gebieten beim Para-Gummi damit erzielten Er- folge nutzbar gemacht zu haben. Jedenfalls war von den beiden ge- nannten Pflanzungen der Beweis geliefert worden, daß man auch das Rohprodukt der Castilloa zu einem ähnlichen Grade äußerer Vollkommenheit bringen kann, wie das der Hevea. Vielleicht wird unseren Pflanzern in der Südsee dieser Hinweis will- kommen sein. *) Referat in der „Gummi-Zeitung“ Bd. 22 (1908) S. 1351 ff.