W 213 e0 häufungen brasilianischer Produkte schon durch ihre Masse imponierend. Besonders galt dies für die mächtigen Klumpen von - Fine Rubber- aus den verschiedensten Herkunftsgebieten der Hevea, alle aber in jener eigenartigen Form, wie sie durch die landesübliche Herstellungsweise bedingt ist.“) Natürlich führte die gesonderte Darbietung der- selben Sorten in geographischen Untergruppen zu vielfachen Wiederholungen. Die Reinheit der durch Querschnitt geöffneten Klumpen wechselte natürlich, wie das ja schon in den Handels- bezeichnungen (' fina , interfina usw.) zum Ausdruck kommt. Besonders instruktiv wirkte ein angeblich zehn Jahre alter Klumpen Fine Rubber, der kurz vor der Ausstellung halbiert worden war, er zeigte die vom Räucherprozeß herrührende charakte-- ristische Lamellenstruktur von dichtem Gefüge und Lamellen von gelblichweißer Farbe mit schwarzbraunen Grenzlinien. Von Fäulnisgeruch und Schimmelbildung im Innern — wodurch namentlich die „ Cameta-Negroheads hervor- stechen — war keine Spur zu bemerken. Weniger günstig als der Fine Rubber präsentierte sich natürlich das zweitklassige Produlkt von Castilloa Ulei, der = Caucho-. Die ' Caucho-Balls# stellen große abgeplattete Ballen dar aus breiten, dunklen Streifen zusammengesetzt, die sich vielfach mit der Hand leicht voneinander trennen lassen. Ihr Marktwert ist etwa der gleiche wie derjenige der " Scrappyr Negroheads"# von Hevea. Tiefer rangieren die „ Caucho Slabs:, um- fangreiche, schwarze und weiche Fladen. Zwischen allen Kautschukmassen der brasilianischen Gruppe hatte man recht geschickt eine Hütte der Kautschuksammler Brasiliens („Seringueiros") mit allem Zubehör, wie von Sandmann kürzlich beschrieben, aufgestellt. In neuerer Zeit ist wiederholt die Frage er- örtert worden, ob sich die Kautschukpro- duktion Brasiliens bei den hohen Ge- stehungskosten und Ausfuhrzöllen und bei der zu erwartenden scharfen Konkurrenz des Plantagenkautschuks noch lange werde halten können. Diese Frage ist in sehr ab- weichendem Sinne beantwortet worden.““") Wie die Verhältnisse liegen, läßt sich meines Erachtens kaum eine einheitliche generelle Lösung für die gesamte Produktion brasilianischen Gummis er- * Ich verweise bezüglich der Kautschukproduktion Brasiliens auf den Bericht von D. Sandmann im „Tropenpflanzger“ 1908 Nr. 9. Weitere Mitteilungen desselben Verfassers werden demnächst im „Deutschen Kolonialblatt“ erscheinen. *“) Vgl. Sandmann a. a. O. S. 432; Soskin, Beiheft zum „Tropenpflanzer“ 1908 S. 326; Berk- hout, „Tropenpflanzer“ 1909 Nr. 2. warten. Die besten Sorten von Para-Gummi werden trotz hoher Gewinnungskosten voraus- sichtlich immer ihren Platz behaupten. Für die geringeren Sorten, auch für „ Caucho-, er- scheint mir das jedoch fraglich; die Anlieferungen hochwertigen Para-Kautschuks in anderen Pro- duktionsgebieten werden schon in kürzester Zeit erheblich an Umfang zunehmen und damit allen minderwertigen Produkten den Stand erschweren. Rangiert uun auch der brasilianische Castilloa- Kautschuk noch nicht unter den minderwertigen Sorten im wahrsten Sinne des Wortes, so wird er doch unter den eigenartigen Verhältnissen seines Ursprungslandes Schwierigkeiten haben, sich zu behaupten. Anderseits besteht aber noch die Möglichkeit, daß die brasilianische Regierung, um einem so. wichtigen Produktionszweig des Landes die Lebens- ader zu erhalten, den hohen Ausfuhrzoll herab- setzt und damit auch den geringeren Sorten den Wettbewerb auf dem Weltmarkt erleichtert. Von besonderem Interesse für die Besucher der Ausstellung waren ferner die Darbietungen, welche sich auf den jüngsten Zweig der Kautschuk- Großproduktion bezogen, nämlich auf die Aus- beutung der Guayule-Bestände in Merxiko. Sowohl zahlreiche Exemplare der Guayule-Pflanze (Parthenium argentatum) wie auch ansehnliche Stücke von Rohkautschuk und endlich verschiedene, daraus gefertigte Produkte (letztere von der Firma Ed. Maurer in New ork) waren vertreten. Vorzügliche Abbildungen von der Hacienda „ San Tiburcio“ und anderen Unternehmungen erläuterten die Gewinnung des Rohmaterials und dessen Verarbeitung. Der Guayule-Kautschuk soll sich vorzüglich für die Herstellung von Gummi- schuhen und Gummisohlen eignen. « Einige der ausgestellten Proben von Roh— kautschuk riefen insofern Verwunderung hervor, als sie ihrem Außeren nach nichts weniger als günstigen Eindruck von der Qualität dieses Materials erweckten. Wer nur diese schmierigen, teils grün, teils schwarz gefärbten Massen zu sehen bekommen hätte, wäre kaum geneigt gewesen, dem Guayule überhaupt eine nennenswerte Be- deutung für die Kautschukindustrie beizumessen. Vermutlich handelte es sich bei dem betreffenden Stücke um Material, das nach der „Gärungs- methode“ gewonnen worden war.“) Wie mir von gut unterrichteter Seite gesagt wurde, gibt man sich in Mexiko heute betreffs der Zu- kunft der Guayule-Gewinnung keineswegs rosigen Hoffnungen hin. Ob sich die Pflanze plantagenmäßig *) ܼber die Gewinnungsmethoden siehe Atrevido in der „Gummi-geitung“ Bd. 23 (1908) S. 93 und 500 f. Die früheren Mitteilungen von Dr. Endlich im „Tropenpflanzer“ sind bekannt.