W 216 20 überall erfüllen oder nicht: eine Tatsache wird nicht mehr in Abrede gestellt werden können, nämlich diejenige, daß nur erst- klassige Produkte dauernd Aussicht auf glatten Absatz finden und dem Produzenten noch einen annehmbaren Gewinn bringen werden. Das gilt sowohl für wilden, wie für Plantagenkautschuk. Mag auch in Zukunft immer noch Bedarf an billigen, geringeren Sorten bestehen — zweifel- los wird der Markt von den hochwertigen Produkten beherrscht werden. In den asiatischen Besitzungen Englands haben sich gewaltige Produktionszentren entwickelt, die zwar heute noch nicht mit dem ganzen Gewicht ihrer Anlieferungen auf den Markt treten können, da die Pflanzungen größtenteils das Alter der Ausbeutungsfähigkeit noch nicht erreicht haben, die aber in wenigen Jahren eine Verschiebung der Bedingungen des Kautschukhandels bewirken müssen und bewirken werden. Die bedeutenden, von dort zu erwartenden Anlieferungen werden nicht nur auf die Preis- bildung einen nachhaltigen Einfluß ausüben, sie werden vor allem die minderwertigen Sorten zurückdrängen, weil sie zum weitaus größten Teile aus Para-Kautschuk und zwar Para-Kautschuk von hervorragender Qualität bestehen werden. Da wir Grund zu der Annahme haben, daß sich auch die besten Marken des wilden brasilia- nischen Para-Gummis dauernd auf dem Markt halten werden, dürfen wir uns den Kaut- schukhandel der Zukunft in gewissem Um- fange allein vom Hevea-Kautschuk be- herrscht vorstellen. Wie sich auch im übrigen die Industrie mit speziellen Anforderungen für gewisse Fabrikationszweige stellen und wie auch die Produktion anderer Kautschukarten hierdurch beeinflußt werden möge, Tatsache bleibt doch, daß jenes Produkt allen anderen an Güte über- legen ist, und daß bestimmte Fabrikate sich nur aus Para-Kautschuk herstellen lassen. Daher wird letzterer stets einer ungeschwächten Nach- frage auf dem Markt gegenüberstehen. Unter solchen Umständen werden sich allen denjenigen Plantagen die günstigsten Aussichten für die Zukunft eröffnen, welche Hevea in Kultur genommen haben, wenigstens überall dort, wo der Baum in ähnlich ergiebiger Weise Gummi liefert, wie in den britisch-asiatischen Besitzungen.) — *) Nach neueren Berichten ist das z. B. im Kongo- staate mehrfach (Temvo, CEala. Mangi am Kassai)l nicht der Fall. Die Hevea gedeiht zwar freudig, gibt aber noch nach 7 bis 8 Jahren kaum Milchsaft, so daß man allen weiteren Versuchen mit dieser Pflanze dort step- tisch gegenubersteht. Abgesehen von der Prüfung der Ortlichkeit für Neuanlagen ist man — wie die einschlägige Literatur ergibt und wie auch die Londoner Ausstellung ge- zeigt hat — bei der Hevea im wesentlichen über das Versuchsstadium hinaus, sowohl was die Kultur, als auch was die Gewinnung und Vorbereitung des Rohgummis anlangt. Die Pflanzer befinden sich also auch in dieser Richtung in einer günsti- gen Lage. In Kamerun hat man eigentümlicherweise die Hevea-Kultur lange Zeit vernachlässigt, ob- wohl ihr die natürlichen Bedingungen des Wald- landes eine überaus günstige Perspektive eröffneten. Die Gründe für diese immerhin auffallende Er- scheinung lagen einerseits in unbefriedigenden Zapfergebnissen, die man seinerzeit an einigen wenigen, im Botanischen Garten zu Victoria vor- handenen Hevea-Bäumen zu verzeichnen hatte, anderseits aber in der Entdeckung der Funtumia (Kick xia) elastica, desjenigen Baumes, dem die Südbezirke der Kolonie ihre enorme Kautschuk- produktion verdanken. Jene unbefriedigenden Anzapfungsergebnisse riefen die irrige Ansicht hervor, daß Boden und Klima Kameruns der Hevea nicht günstig seien, die Auffindung der „echten“ Kickria und die Fest- stellung ihrer großen Bestände im Innern zeitigte anderseits die Theorie, daß man in erster Linie denjenigen Kautschukkaum in Kultur nehmen müsse, der im Lande selbst vorkommt. Man übersah aber hierbei, daß dieser Baum sich in unmittelbarer Nähe der Küste und speziell im eigentlichen Plantagengebiet am Kamerunberge wild nicht findet, und daß noch keineswegs er- wiesen war, ob er in dieser Zone ausgiebig genug sein würde, um die Anpflanzung rentabel zu gestalten. Noch im Jahre 1904 feiel es mir schwer, bei den Kameruner Pflanzern mit Vorschlägen zur Anlage größerer Hevea-Versuchskulturen Gehör zu finden. Inzwischen ist hierin Wandel eingetreten. Im Jahre 1906 waren rund 4 ha mit Hevea bestellt (mit Kickria 1355 ha), 1907 12 ha (Kickria 2074 ha). Sind diese Anpflanzungen im Vergleich zu den mit Hevea bestellten Arcalen in der Südsee auch noch sehr bescheiden, so ist es doch zu be- grüßen, daß die Hevea-Kultur in Kamernn sich Boden zu erobern beginnt. Neuere, von Weber- bauer ausgeführte Anzapfungen haben an 10 jährigen Hevea-Bäumen, einen Ertrag von rund 500g pro Baum geliefert.“) Freilich werden sich auch in Kamerun, wie in andere ## Produktionsgebieten je nach Boden und Lage der *) Siche „Tropenpflanzer“ 1907 S. 812.