W 217 20 einzelnen Pflanzungen Verschiedenheiten in den Erträgen ergeben. Doch kann man der Ent- wicklung dieser Kultur unter den so überaus günstigen Verhältnissen des Kameruner Waldlandes mit berechtigten Hoffnungen entgegensehen. Nur wird es sich empfehlen, nicht zu früh mit dem Anzapfen zu beginnen, sondern die Bäume genügend erstarken zu lassen. Für die Kickxria-Plantagen aber besteht vor allem die Notwendigkeit, sich dadurch vor Erschütterungen zu bewahren, daß sie sich auf den bevorstehenden scharfen Wettbewerb mit dem asiatischen Para-Kautschuk genügend vorbereiten. Man wird auch hier an den Errungenschaften der modernen Technik nicht vorübergehen dürfen, mannigfaltige exakte Versuche werden erforderlich sein, um auch die Anforderungen verwöhnterer Abnehmer zu befriedigen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unter- lassen, die Kautschukproduzenten unserer Kolonien ganz allgemein darauf hinzuweisen, daß sie sich, mehr als bisher geschehen, mit den heimischen Abnehmern letzter Hand, also mit der Kautschuk= Industrie, in Fühlung setzen müßten, um deren Wünsche betreffs der Beschaffenheit des Rohmaterials zu er- fahren. So verlangt es die heutige Lage. Je nach ihren speziellen Bedürfnissen mögen allerdings die einzelnen großen Fabriken verschiedene Anforde- rungen an die Vorbearbeitung des Rohkautschuks, an dessen Reinheitsgrad, Feuchtigkeitsgehalt usw. stellen, anderseits werden aber gewisse generelle Forderungen für alle Fälle bestehen bleiben. Was speziell den Kickxria-Kautschuk anlangt, so ist bereits oben bemerkt worden, daß dieses Pro- dukt einer bedeutenden Verbesserung fähig ist. Daher sollten die bereits begonnenen Versuche, die Gewinnungs= und Koagulierungsverfahren zu vervollkommnen, eifrig fortgesetzt werden; ferner sollte festgestellt werden, wie weit man in der Entwässerung des Kickria-Gummis gehen kann, ohne dessen Qualität zu beeinträchtigen, und wie weit sonstige Verbesserungen den Wert des Roh- produkts erhöhen können. Ein weiteres Moment von allgemeiner Be- deutung für die Zukunft der Kautschukproduktion in den Kolonien liegt in dem lebhaften Wunsche der heimischen Abnehmer, aus jedem Produk- tionsgebiet eine möglichst Ware zu erhalten. In ihrem eigensten Inter- esse sollten die Pflanzer zur Erfüllung dieses Wunsches nicht nur mit den Fabrikanten, sondern auch miteinander Hand in Hand gehen. Das gilt besonders für die Produktion in Deutsch-Ostafrika. Nur wenige und noch dazu gleichartige. haft erörtert worden. örtlich beschränkte Areale dieses Landes sind von der Natur in solchem Maße begünstigt, daß sich die Heveakultur dort aufnehmen ließ. Im all- gemeinen mußte man zu der minder anspruchs- vollen Pflanze des Ceará-Kautschuks, Manihot Glaziovül, greifen. Wie bekannt, haben in den letzten Jahren die Manihotplantagen Ostafrikas erheblich an Ausdehnung gewonnen und auf die zahlreichen mit beträchtlichem Kapital geschaffenen und unterhaltenen Unternehmungen werden für die Zukunft große Hoffnungen gesetzt. Trotz mancher günstigen Bewertungen des ost- afrikanischen Manihot-Kautschuks wird man nicht behaupten können, daß dieser sich bis jetzt einen besonderen Ruf erobert habe. Verschiedene Hindernisse standen dem im Wege. Die größte Schwierigkeit liegt in der, durch die eigenartigen klimatischen Verhältnisse bedingten geringfügigen Milchabsonderung des Bau- mes, wodurch es dem Pflanzer unmöglich gemacht wird, die Milch als solche zu sammeln und dann in größeren Mengen koagulieren zu lassen. Dieser Prozeß muß sich vielmehr am Baum selbst ab- spielen, und demgemäß können nur Secraps ge- wonnen werden. Damit kommen aber für den ostafrikanischen Pflanzer die meisten derjenigen Vorteile in Weg- fall, die in anderen, mehr begünstigten Produk- tionsgebieten der Manihotkultur größere Chancen bieten. So wird man z. B. in Ostafrika nie- mals darauf rechnen können, ein Produkt von solcher Reinheit und äußeren Vollkommenheit zu erhalten, wie es aus Ceylon auf die Londoner Ausstellung gesandt worden war. Eine wichtige Frage nun, der die ostafrika- nischen Pflanzer mit Recht gebührende Beachtung schenken, ist diese: Mit welchen Mitteln würde sich der Manihot-Kautschuk in dem Maße vervollkommnen lassen, daß er in Zukunft allen, durch eine scharfe Konkurrenz be- dingten Anforderungen begegegnen kann? Die Vorschläge Dr. Schellmanns)?) gipfeln darin, für das ostafrikanische Plantagen- gummi eine „Standard-Marke“ zu schaffen und zu diesem Zweck auf gepnossenschaftlicher Grundlage eine Aufbereitungsanlage einzu- richten, in welcher das gesamte Produkt der Plan- tagen gewaschen, getrocknet, gepreßt und versand- fertig gemacht werden sollte. Anläßlich einer, durch das liebenswürdige Entgegenkommen der „Continental Kantschuk= und Guttapercha-Compagnie“ in Hannover ermöglichten Ausstellung von Kantschukproben im Reichs-Kolonial- amt ist diese Frage von den Interessenten leb- Und der Direktor der – *) „Usambarapost“ vom 23. Mai 1908, Nr. 21.