W 219 20 und sich schroff abhebenden Mamiwa-Bergkette seine höchste Erhebung. Der zur Massaisteppe steil abfallende Bruchrand von 500 bis 1000 m Sprunghöhe vom freiliegenden Gebirgsflusse ab senkt sich allmählich nach Südwesten. Nördlich der Mamiwa= und Mujera-Berge erleidet die schroffe Sprunghöhe eine Abschwächung durch ein vorgelagertes niedrigeres Bergland, das Quell- gebiet des Tame= (Kitangi-) Flusses. Nur dieses stark erodierte Vorland ist leidlich bevölkert. Das Gebirgsland südlich der Hauptkette zeigt nur wenige kleine Dörfer im Süden und die spärliche Siedelungsinsel am Mihindobach. Das Gebirgsland ist in weit überwiegender Ausdehnung Grasland. In diesem sind nur ganz vereinzelt kleine Flächen eines hygrophilen Waldes stehen geblieben. Regenwald in ge- schlossenen Beständen (mit baumartigen Farnen, Musa, Brombeeren, Flechten an den Bäumen usw.) findet sich heute nur noch auf dem beschriebenen Hauptgebirgszuge von den Mamiwa-Bergen nach Südosten bis zu den Bukobergen, auf dem Berg- zuge an der Grenze des Morogoro-Bezirks und in dem Dreieck, in dem die beiden Bergzüge bei Kidohe zusammenstoßen. Dieser letztere Urwald- komplex in dem Gebirgsdreieck mag wohl eine Größe von etwa 7500 ha haben. Eine nähere Beschreibung seiner Grenzen ist zur Zeit nicht möglich, da der Wald wegelos ist. Dagegen ist der Chagongwe= und der Boma-Wald südlich der Mamiwa= und der Manjera-Berge zum Wald- reservat erklärt worden. Das Tal des Msetabaches ist mit sehr lichtem Wald im Charakter des Myombowaldes bestanden, der den Graswuchs nicht behindert. Im übrigen ist das Gebirgsland einschließlich der Vorberge im Stromgebiet des oberen Kitangi- Flusses und das Tal des Nijekuru-Flusses ein großes Grasland. Es sind zwar hohe Gräser (scheinbar Andropogon-Arten) vorherrschend, doch ist auffällig, daß an den Dörfern, auf den Weide- plätzen des Viehs, kurze saftige Weidegräser ent- standen sind, ein Beweis dafür, daß auch hier zu Lande erst der Weidegang gute Viehweiden hervorbringt. Auffällig ist der Wasserreichtum dieses Landes. Jedes kleine Tal hat seinen Bach oder doch ein kleines Wassergerinsel auch noch am Ende der Trockenheit. Das Rindvieh, auch die Schafe und Ziegen der Eingeborenen waren gesund und außer- gewöhnlich fett. In der Regenzeit soll das Vieh zuweilen krank werden. Das erscheint nicht wunderbar, wenn man sieht, daß das Vieh auch nachts ohne irgendwelchen Schutz dem Winde und Regen preisgegeben ist, und zwar bei Tem- peraturen, die in den hochgelegenen Dörfern (1500 bis 1940 m) wohl zuweilen nahe an den Gefrierpunkt herankommen mögen. Die Eingeborenen schätzen das kalte, nebelige und feuchte Klima nicht. Ihre dürftige Kleidung bietet ihnen nicht genügend Schutz gegen die Unbilden der Witterung. Dazu kommt, daß Hirse hier nicht mehr gedeiht und somit auf die landes- übliche Pombe (Bier) verzichtet werden muß. Das sind Gründe genug, um den Zug nach der wärmeren Ebene in den Bergbewohnern lebendig zu halten. Gefahren von den Massai und den Wahehe drohen jetzt auch nicht mehr, und so werden in nicht allzu langer Zeit auch die wenigen jetzt noch vorhandenen kleinen Siedelungen ver- schwinden. Die englischen Missionare sagen, es sei auffällig, wie schnell die Vorberge am Ponera= Berge, wo sie bis vor wenigen Jahren die Missionsstation Itumba unterhalten haben, ent- völkert seien. Die meisten Eingeborenen seien seit zehn Jahren an den Fuß des Gebirges ge- zogen. Aber auch ganz abgesehen von diesem Vorlande stehen heute schon etwa 40 000 ha Grasland südlich der Hauptgebirgskette zur Ver- fügung. Ich halte das Land für eine durch europäische Ansiedler betriebene Viehzucht für wohl geeignet. Empfehlenswert scheint mir ein Versuch mit Merinoschafen zu sein, nicht aber in der Art der Kreuzung mit einheimischen Schafen, sondern eine Züchtung nur in der reinen Rasse zum Zwecke der Wollerzeugung. Ganz ähnliche Hochländer mit nahezu gleichen Wasserverhältnissen, Temperaturen und Graswuchs bietet auch das Wotagebirge südlich von Mpapua und vielleicht auch das Usagaragebirge am Rowuma-Fluß, dem Grenzfluß gegen Kilossa." Wenn somit die natürlichen Bedingungen diese Hochländer für europäische Viehzüchter wohl geeignet erscheinen lassen, so hängt doch der Er- folg der Viehzucht davon ab, daß der Ansiedler genügendes Kapital mitbringt, um sich das not- wendige Zuchtmaterial zu beschaffen und sich selbst so lange unterhalten zu können, bis er, in etwa zwei bis drei Jahren, vom Ertrag seiner Vieh- zucht leben kann. 70 Kamerun. Eine Sxpedition gegen die Raka.“) (Mit einer Kartenskizze.) Im März 1908 brach ich von Ntem aus mit zehn Soldaten in nördlicher Richtung zur *) Aus einem Berichte des Oberleutnants Werner.