W 308 20 müßte also noch eine weitere Reduktion erfahren; um wieviel, ist schwer anzugeben, da es an einem sicheren Anhalt hierzu fehlt. Ich glaube jedoch, daß unter den gegebenen Bestandsver- hältnissen kaum mehr als 1500 Tonnen jährliche Rindennutzung vorausgesetzt werden dürften. Wenn nun noch in Betracht gezogen wird, daß die leicht auslaugbare Mangroverinde während der Gewinnung bzw. des relativ langen Trans- ports vom Schlagorte nach dem Verschiffungs- platz der Gefahr der Entwertung durch das bei jeder Flut in die Bestände eindringende See- wasser oder durch Niederschläge enorm ausgesetzt ist, sobald die Arbeiter es an der nötigen Acht- samkeit fehlen lassen, dann wird man es verstehen, wenn die Forstverwaltung den Gedanken der Rindenverwertung in eigener Regie aufgab und bis auf den heutigen Tag nicht wieder aufge- nommen hat. Erfolgreicher waren die Bemühungen der in Lamu ansässigen Firma Gebr. Denhardt. Nach- dem mehrere von ihr nach Europa gesandte Rindenproben in bezug auf Gerbstoffgehalt günstig beurteilt worden waren, begann sie mit der Aus- führung größerer Lieferungsaufträge. Im Jahre 1900 gelang es ihr, eine Konzession zur Aus- nutzung der im Witu-und Tana-Gebiet gelegenen Mangrovebestände von der Britisch-Ostafrikanischen Protektoratsverwaltung zu erlangen und noch im selben Jahre etwa 1350 Tonnen Mangroverinde zu exportieren. Auch in den folgenden Jahren verfrachtete die Firma erhebliche Mengen Rinde nach Europa und 1903 dehnte sie ihr Rinden- geschäft auch auf Deutsch-Ostafrika aus und schloß zu diesem Zweck einen Pachtvertrag zur Aus- nutzung der Mangrovebestände an der Küste der Bezirke Tanga und Pangani mit dem Gouverne-= ment in Daressalam ab. Diesem ersten Pacht- vertrag folgten in den nächsten Jahren zwei weitere für einen Teil der Mangrovebestände der Bezirke Lin di und Kilwa. 1904 belief sich das von der Firma aus Britisch= und Deutsch-Ost- afrika ausgeführte Rindenquantum auf etwa 6000 Tonnen; 1905 wurden aus Deutsch-Ost- afrika bereits 1400 Tonnen, und zwar fast aus- schließlich nach Deutschland verschifft. 1901 gelangte auch aus Portugiesisch- Ostafrika von einer daselbst ansässigen Firma Mangroverinde nach Europa; diese Rinde scheint noch die günstigste Beurteilung gefunden zu haben, denn für die nachfolgenden Verschiffungen fanden sich in Europa regelmäßig Abnehmer; auch konnte die Rinde infolge der günstigeren Verschiffungs- bedingungen am Produktionsorte etwas billiger geliefert werden. Zweifellos handelt es sich bei den verschiedenen, zur Sprache gebrachten Rindenverwertungen nicht immer um eine und dieselbe Art. Dies geht weniger aus den chemischen Analysen der einzelnen Rindenmuster hervor, die ja auch innerhalb der einzelnen Mangroveart große Unterschiede in bezug auf den Gerbstoffgehalt ergeben haben, als viel- mehr aus dem Verhalten der verschiedenen Rinden bei der Lohbereitung und beim Gerbprozeß selbst. Die offenbar größtenteils von Rhizophora mucronata stammende britisch-ostafrikanische Rinde, die sich im übrigen fast stets durch einen sehr hohen, meist zwischen 38 und 45 v. H. liegenden Gerbstoffgehalt auszeichnete, wies eine intensiv dunkelrote Farbe auf, war dick, holzartig hart und infolgedessen schwerer mahlbar. Die Rinde deutsch= und portugiesisch-ost- afrikanischer Herkunft dagegen besaß eine weiche, faserige Struktur und ließ sich deshalb eher nach Art der Eichenrinde zu Lohe vermahlen. Inder Farbe war sie auch heller. Wahrscheinlich handelte es sich hier in beiden Fällen in der Hauptsache um die Rinde von Bruguiera gymnorrh iza. Es wäre falsch, aus den oben erwähnten be- deutenden Exportmengen den Schluß zu ziehen, daß es damals bereits gelungen sei, der Mangrove- rinde einen festen Platz auf dem europäischen Gerbstoffmarkte zu sichern. Dem widersprechen die wiederholten Preisschwankungen, denen unser Produkt ausgesetzt blieb, sowie die Tatsache, daß mehrfach größere Posten Mangroverinde im Aus- bzw. Einfuhrhafen längere Zeit unverkäuflich liegen und schließlich weit unter dem bisherigen Preise losgeschlagen werden mußten. Von den am Mangroverindenimport interessierten Firmen wurde auch geltend gemacht, daß das Angebot für den Anfang zu groß und ein Preissturz des- halb unvermeidlich gewesen sei. Den unablässigen Bemühungen dieser Firmen ist es zu verdanken, daß in Deutschland das Interesse für die Mangroverinde nicht, wie in England, völlig abflaute. Nachdem sich die Rinde als Streumaterial in der Gerberei nicht bewährt hatte, wurde der Versuch gemacht, Auszüge aus ihr herzustellen und zur Verwendung zu bringen, was auch bis zu einem gewissen Grade gelungen zu sein scheint. Freilich trat hierbei der Umstand fördernd hinzu, daß die Bezugspreise für andere Gerbmaterialien, insbesondere für Quebrachoholz, gestiegen waren. So sehen wir das Mangrove- rindengeschäft um das Jahr 1904 in Deutschland wieder aufleben. Eine Anzahl bedeutender Extrakt- fabriken befaßt sich mit der Herstellung von Mangroveextrakt aus der Rinde im großen; das Fabrikat wird teilweise wieder ausgeführt, teilweise in der deutschen Oberlederindustrie ver- wendet. Der Rindenverbrauch steigerte sich da- durch in Deutschland zeitweise derart, daß die Zufuhren mit der Nachfrage nicht Schritt halteit