W 312 20 derartig niedrigen Preise macht sich die Rinden- nutzung und der Export als selbständiges Geschäft natürlich nicht mehr bezahlt. Dagegen käme eventuell die Herstellung von Extrakt im Ursprungsland zum Zwecke des Ex- ports in Frage, und zwar umsomehr, als bei der westafrikanischen Rhizophora Mangle nicht allein die Rinde, sondern auch die Blätter zur Extra- hierung verwendet werden können.“") Oben wurde schon gesagt, daß solche Unternehmungen zur Zeit für Kamerun geplant find. Ob sie sich realisieren lassen werden, dürfte in erster Linie davon ab- hängen, wie groß der durchschnittliche Gerbstoff- gehalt des zur Verfügung stehenden Rohmaterials ist und in welcher Menge dasselbe nachhaltig be- schafft werden kann. Von sachverständiger Seite werden die zur vollen Ausnutzung des begreiflicher- weise nur im großen möglichen Fabrikbetriebes nötigen Rohstoffmengen auf mindestens 9000 bis 10 000 Tonnen jährlich veranschlagt. Um diese Fragen zu entscheiden, müßten noch eingehende Erhebungen und Untersuchungen stattfinden, da die vorhandenen Unterlagen hierfür nicht aus- reichen. Wie man sieht, gibt es auf dem Gebiete der Verwertung der Mangroverinde zur Gerbstoffge- winnung noch manche Aufgaben zu lösen, ehe sich die Frage präzis beantworten läßt, ob und inwieweit in dieser Hinsicht ein dauernder Nutzen aus den Mangroven gezogen werden kann. Zweifellos verdient dieser Gegenstand vom volks- wie kolonialwirtschaftlichen Standpunkte aus be- sonderes Interesse. Es ist daher zu begrüßen, daß neuerdings von der Botanischen Zentral- stelle für die Kolonien in Dahlem im Verein mit der deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie in Freiberg i. S. der Anstoß dazu gegeben worden ist, durch methodische Untersuchungen von Roh- material wenigstens nach der einen Seite hin Auf- klärung zu schaffen. Zunächst sollen sich diese Untersuchungen auf die ostafrikanischen Mangrove- rinden beschränken, späterhin aber auch auf die- jenigen unserer an der Westküste Afrikas sowie in der Südsee gelegenen Kolonien ausgedehnt werden. 2. Akazien. Nächst den Mangroven dürften die Akazien am meisten interessieren im Hinblick auf die wichtige Rolle, die einige australische Arten dieser Baumgattung seit einiger Zeit in der Gerbstoff- produktion spielen. Leider ist unsere Kenntnis *) Man vergleiche hierüber die Notiz im „Tropen- pflanger" 1896. S. 264, sowic ebenda 1907, S. 263; hier ist das in Joinville im Staate St. Katharina (Brasilien) bei den Gerbern gebräuchliche Verfahren der Lohbereitung aus den Blättern der Rhizophora Mangle angegeben. der in den Schutzgebieten einheimischen Akazien- arten, was ihre Bedeutung für die Gerbstoffge- winnung anlangt, noch ziemlich unvollständig. Den wenigen in der älteren Literatur darüber vorhandenen Angaben liegen zum großen Teil nur mangelhafte Belege zugrunde; vielfach sind es Reiseaufzeichnungen, die entweder nur eine Einzelbeobachtung wiedergeben oder auf den be- kanntermaßen nicht immer zuverlässigen Mittei- lungen Eingeborener beruhen. So finden wir in Englers Pflanzenwelt Ostafrikas“) u. a. als gerbstoffliefernd angeführt: Acacia Adansonii, A. cinerea, A. Verek, A. nilotica, A. Seyal und A. vera. Von diesen sind bis jetzt nur A. Seyal und A. Verek, im Schutzgebiete Ost- afrika gefunden. Von der erstgenannten, die namentlich in Flußgebieten oft in fast reinen Be- ständen auftritt, ist vor einiger Zeit Rindenmaterial untersucht worden, es ergab sich aber dabei ein Gerbstoffgehalt von nur 9,8 v. H. (bzw. 6,4 v. H. lösl. Nichtgerbstoffe). W. Busse, der auf seiner, in den Jahren 1900 und 1901 unternommenen Expedition in ver- schiedene Steppengebiete Deutsch-Ostafrikas der vorliegenden Frage besondere Aufmerksamkeit zu- wandte, kam zu dem Resultat, daß die als vor- herrschend konstatierten Akazienarten, so Acacia Suma, A. spirocarpa, A. usambarensis, A. verugera, zu geringe Mengen von Gerbstoff in ihren Rinden beherbergen, als daß diese als Rohmaterial für die Gerberei in Frage kämen. In dem von Busse gesammelten Material von A. Suma wurden 7,0 bzw. 9,1 v. H., von A. usambarensis 8,5 v. H. Gerbstoff ermittelt.“) Spätere auf Veranlassung des Gouvernements in Daressalam vorgenommenechemische Untersuchungen von Rindenmaterial konnten diesen Befund nur be- stätigen. Auch die Rinden von Acacia Senegal und A. mellifera zeigten sich gerbstoffarm; nur in der Rinde der der Acacis arabica sehr nahestehenden A. subalata wurde etwas mehr Gerbstoff nachgewiesen, und zwar in Probe I1: 7,6 v. H. (bei 6,8 v. H. Nichtgerbstoffen), im Probe II: 9,9 v. H., ein Gerbstoffgehalt, der für die Praxis allerdings vorläufig bedeutungslos bleiben muß. « Ein wesentlich besseres Resultat zeitigten die mit den Früchten der Acacia subalata aus- geführten Gerbstoffanalysen. Das Material dazu war von mir im Jahre 1904 in den Bezirken Mpapua und Kilimatinde gesammelt worden: *) Teil B. S. 407. **) Die Untersuchungen wurden 1901 von der Deutschen Versuchsanstalt für Lederindustrie in Freiberg. ansgeführt. (Nach persönlicher Mitteilung des Re- gierungsrats Dr. Busse.)