G 323 20 wegen ihres außerordentlich hohen, im Durchschnitt 42 v. H. betragenden Gerb- stoffgehalts und ihrer vorzüglichen gerbe- rischen Eigenschaften: leichte Löslichkeit des Gerbstoffs, Erzeugung eines hellfarbigen zähen Leders. Der hohe Gerbstoffgehalt ermöglicht es, die Malletrinde trotz der enormen Entfernung der im Innern Südaustraliens gelegenen Produktions- gebiete vom europäischen Markte noch mit Vorteil zu verkaufen und sogar, auf die Einheit Gerbstoff bezogen, billiger anzuliefern, als die meisten übrigen wertvolleren Gerbmittel. Das bisher von Australien nach Europa gelangte Material stammte durchweg aus wilden Beständen; da indessen die Ausdehnung der letzteren nicht über- mäßig groß sein, und die Ausbeutung ohne Rück- sicht auf den Fortbestand der Wälder erfolgen soll, so steht eine Erschöpfung dieser natürlichen Hilfsquelle in absehbarer Zeit zu erwarten. Man hat daher, um den wertvollen Malletgerbstoff auch fernerhin liefern zu können, bereits an ver- schiedenen Orten die Kultur des Baumes auf- genommen, besonders in Natal, das vielleicht später einmal Hauptproduzent des Mallet werden wird, falls die Kulturversuche ein günstiges Er- gebnis zeitigen.“ Auch in Deutsch-Ostafrika sind Pflanzungen des Eucalyptus occidentalis angelegt, deren weitere Entwicklung abgewartet werden muß, bis ein abschließendes Urteil darüber abgegeben werden kann, ob die Malletrinde sich in diesem Gebiete in großen Mengen wird produzieren lassen. Da über das Wachstum des Baumes in seiner Heimat so gut wie nichts bekannt ist, so ist zur Zeit auch nicht annähernd vorauszusagen, inwieweit die großen Hoffnungen, die man in Interessentenkreisen gerade auf die Kultur des Mallet in unseren Kolonien setzt, sich realisieren lassen werden. In erster Linie kommt es darauf an zu ermitteln, welcher Art die Ansprüche des Baumes in bezug auf Boden, Feuchtigkeitszufuhr und Klima find; in dieser Beziehung zeigen die verschiedenen Eukalyptusarten bekanntlich ein recht ungleiches Verhalten. Davon hängt es ab, ob der Baum auch im Tiefland einigermaßen gut gedeiht, ein entscheidendes Moment für die Aus- dehnungsfähigkeit seiner Kultur. Dasselbe gilt von der Schnelligkeit des Wachstums; ferner spielt eine nicht geringe Rolle die Frage, in welchem Alter der Baum den größten Rinden- ertrag liefert, und schließlich die Frage, ob sich die Verjüngung der geschälten Bestände auf na- türlichem Wege vollkommen genug vollzieht, oder *) Siehe die Notiz in der „Zeitschrift für Schuh und Leder- 1905, Nr. 47, aus dem australischen „Leath Ournal“. ob künstlicher Wiederanbau Platz greifen muß, der wie bei den übrigen Eukalyptusarten wohl nur durch Pflanzung wird geschehen können. Canaigre. Ein weniger wertvolles Gerbmittel als die Malletrinde ist die seit Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts bekannte, in Texas, Arizona und Neumexiko ein- heimische Canaigre-Wurzel (Rumer hyme- nosepalus), da sie durchschnittlich nur 30 v. H. Gerbstoff enthält und durch einen beträchtlichen Stärkegehalt ausgezeichnet ist. Sie besitzt indessen als Gerbmittel auch einige wesentliche Vorzüge, wie den der leichten Mahlbarkeit, der guten Lös- lichkeit ihres Gerbstoffs sowie den der Erzeugung eines hellfarbigen Leders, und hat sich infolge- dessen auf dem europäischen Gerbstoffmarkte ein- führen lassen. Der Preis dieses Gerbmittels war aber im Verhältnis zu seinem Werte zu hoch und deshalb konnte es sich auf die Dauer nicht behaupten.“) Seine Kultur in den deutschen Kolonien kann daher nur dann ernstlich in Erwägung gezogen werden, wenn das Produkt zu annehmbaren Preisen angeliefert werden könnte. Die überführung der Pflanze nach Ost= und Südwestafrika ist gelungen und namentlich in Südwest soll sie freudig gedeihen. Myrobalanen. Zu erwähnen sind noch die ostindischen Myrobalanen, die neben der Mangroverinde das billigste Gerbmittel des Handels darstellen und verschiedenen Stamm- pflanzen angehören. Eine von diesen, Ph yllan- thus emblica, wurde oben schon erwähnt; die wichtigeren sind die Terminalia-Arten (T. Che- bula, T. eitrina und T. bellerica), die in Vorderindien, besonders in den Zentralprovinzen, in ausgedehnteren Beständen wild vorkommen. Von einer Kultur in nennenswertem Umfange ist bis jetzt noch nicht die Rede. Die jährliche Pro- duktion an Myrobalanen ist recht bedeutend; nur ein Teil des Materials wird aus Indien expor- tiert, der Rest wird, gleich dem Katechu, im Lande selbst, und zwar größtenteils in dem dort immer mehr aufblühenden Gerbereigewerbe verbraucht. Deutschland hat im Jahre 1907 allein 15000 Tonnen Myrobalanen eingeführt, 1905 sogar 16 700; größere Mengen gehen nach England und bedeutende Posten nach Osterreich und Rußland. Wie günstig die Produktions= und Verkehrsverhältnisse in Indien liegen, geht am besten aus der Tatsache hervor, daß die Myrobalanen trotz der oft viele hundert Kilometer *) Notizblatt des Königl. Botan. Gartens und Museusms in Berlin, 1898, S. 171.