324 e2e. betragenden Entfernung der Produktionsorte vom Verschiffungshafen und des weiten Seetransports noch zu dem niedrigen Preise von 6 bis 13.7 pro 100 kg (je nach Qualität) in Europa ver- kauft werden können.) Daß Myrobalanen- Kulturen, mögen sie noch so günstig zum Ver- schiffungsplatze liegen, bei derartigen Preisen würden bestehen können, ist kaum anzunehmen, sicherlich nicht unter Produktionsbedin- gungen, wie sie in Ostafrika gegeben sind. Daß die Stammpflanzen der Myrobalanen in Ostafrika wild vorkommen, kann auf Grund der bisherigen Ergebnisse der floristischen Erforschung dieses Landes nicht angenommen werden. Ganz vereinzelt finden sie sich aber bereits kultiviert. Komatschil. Die auf den Marianen wachsende gerbstoffreiche Varietät des Pithe- colobium dulce, welche die sogenannte Ko- matschilrinde liefert, kann viel eher zur An- pflanzung in Ostafrika empfohlen werden, da die Hauptform der Pflanze daselbst seit längerem kulti- viert wird und fast überall gutes Gedeihen zeigt; der Baum besitzt eine große Regeneration kraft, seine Vermehrung durch Samen, die frühzeitig und- reichlich produziert werden, ebenso wie durch Ausschlag, bietet keinerlei Schwierigkeiten. Er ward bis jetzt meist als Windschutz oder als Heckenpflanze kultiviert. Wenn der Komatschil- Baum dieselben günstigen Eigenschaften besitzt, so wäre es zweckmäßig, ihn künftig an die Stelle der Hauptform treten zu lassen und ihn da und dort, vielleicht neben anderen Kulturen, seiner Gerbrinde wegen in etwas größerem Umfange zu pflanzen. Großkulturen würden sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen kaum lohnen, da es sich nicht um ein sehr gerbstoffreiches Gewächs handelt. Die bis jetzt vor- genommenen chemischen Untersuchungen von Ko- matschilrinde haben nämlich einen durchschnittlichen Gerbstoffgehalt von 28 v. H. ergeben,“) während allerdings die Rinde der in Ostafrika kultivierten Hauptform nach einer in Amani vorgenommenen Analysierung um die Hälfte gerbstoffärmer ist; das im „Pflanzer“ von 1907 Seite 368 ver- öffentlichte Resultat ist folgendes: Probe I Gerbstoffe 140425 Lösliche Nichtgerbstoffe 8,46 Wasser . 12,75 Unlösliches 64,64 * *# *# Probe II 16,34 9,69 auf bei 100“ ge- trockuete Substanz Fa bezogen. ) Notizblatt des Königl. Botan. Gartens und Musenms in Berlin, 1898, S. 171. **) Siehe „Tropenpflanzer“ von 1905, S. 655. Damit wäre die Zahl derjenigen wichtigeren fremdländischen Gerbstoffpflanzen erschöpft, für welche in unseren Kolonien stellenweise die Be- dingungen eines guten Gedeihens vorhanden sind und die infolgedessen für den Anbau im großen in Betracht kommen können, sobald eine solche Kultur Aussicht auf Rentabilität zu bieten vermag. Wie wir gesehen haben, fehlen aber leider zur Zeit hierfür mit wenig Ausnahmen die nötigen Voraussetzungen. Die Perspektive, die sich der Gerbstoffproduktion in unseren Schutzgebieten in der nächsten Zukunft eröffnet, ist also keine besonders günstige, da weder auf dem einen noch auf dem andern der angegebenen Wege vorläufig eine erhebliche Pro- duktionssteigerung erwartet werden kann. Von den einheimischen Pflanzenbeständen enthalten nur die Mangroven größere, die Ausnutzung lohnende Gerbstoffmengen; leider besitzt diese Vegetations- formation keine derartige Ausdehnung, um eine Bedeutung für die nachhaltige Versorgung des deutschen Gerbstoffmarktes gewinnen zu können. Selbst bei günstiger Entwicklung des Mangrove- rindengeschäfts dürfte Ostafrika über eine Jahres- produktion von 8000 Tonnen kaum hinaus- kommen, und diejenige unserer übrigen tropischen Kolonien zusammen wird wohl kaum jemals einen derartigen Betrag erreichen können. Was sonst noch an Gerbstoff liefernden Gewächsen in den Schutzgebieten vorkommt, ist, wie wir gesehen haben, entweder zu minderwertig oder nicht massenhaft genug vorhanden, um ausgenutzt werden zu können. Nach dieser Richtung hin wird also die Gerbstoffproduktion unserer Kolonien kaum eine Bedeutung erlangen können. Die Hoffnung, sie auf eine höhere Stufe zu heben, kann sich daher nur auf die Kultur von Gerbstoffgewächsen stützen, aber auch hierfür sind die Vorbedingungen, wie oben gezeigt wurde, einstweilen erst in mäßigem Umfange ge- geben; wir dürfen also von der Gerbstoffproduktion keineswegs eine so rasche Steigerung erwarten, wie sie auf anderen Gebieten der Rohstofferzeugung in unseren Kolonien erfreulicherweise zu verzeichnen ist. Immerhin läßt sich bei planmäßigem Vorgehen wenigstens das erreichen, daß der Anbau von Gerbstoffpflanzen an mög- lichst vielen Orten aufgenommen wird und sich nach und nach neben anderen Kulturen dauernd einbürgert. Dabei wird man aber zweckmäßigerweise die eigentlichen Versuche auf wenige Plätze konzentrieren und später nur diejenigen Kulturen zur allgemeinen Aufnahme empfehlen, deren Zweckmäßigkeit außer jedem Zweifel steht. Andernfalls besteht die Ge- fahr häufiger Mißerfolge, welche auf die Privat-