W 325 20 unternehmungen abschreckend wirken müssen. Der Natur der Sache nach werden es aber in der Hauptsache Privatunternehmungen sein, die für den Gerbstoffanbau zu interessieren wären und die ihn allein in größerem Umfange durchführen könnten. Zur Zeit ist in Ostafrika nur der Black- wattleanbau als rentabel erkannt; er ist auch in den letzten Jahren von privater Seite an ver- schiedenen Plätzen in einigem Umfange auf- genommen worden, während die früheren, u. a. auch die von der Regierung angelegten Pflanzungen mehr den Charakter von Versuchen besitzen. Eine Ausfuhr von Mimosarinde hat daher bis heute noch nicht stattgefunden. Meines Erachtens kommt es nunmehr darauf an, Vorsorge zu treffen, daß diese Kultur nicht wieder einschläft bzw. von anderen weniger geeigneten verdrängt wird. Zu dem Zwecke müßten die bestehenden Pflanzungen von den heimischen Interessenten nach Möglichkeit gefördert und allmählich immer weitere Kreise für die Kultur gewonnen werden. Eine wertvolle, schon verschiedentlich in Anwendung gekommene Hilfe besteht in der kosten losen Beschaffung von Blackwattlesamen. Als noch wirksamer würde sich die Gewährung einer Prämie für jeden mit Blackwattle bebauten Hektar erweisen; die volle Prämie aber nur für die lückenlos ge- schlossene, anderthalbjährige Kultur. Daß in den ersten Erntejahren für die Rinde möglichst günstige Abnahmebedingungen geschaffen werden müüsssen, erscheint gleichfalls notwendig. Analoge Hilfen sind ja auch im ersten Stadium des Baumwoll-= baues durch das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee gewährt worden und haben sich als sehr zweck- mäßig erwiesen. Im vorliegenden Falle würden die erforderlichen Maßnahmen am besten von den deutschen Gerbstoffinteressenten zu organi- sieren sein, die einen unmittelbaren Nutzen dar- aus zu ziehen imstande sind. Die beste Lösung würde immer die sein, daß die Gerbstoffin dustriellen selbst den Anbau in die Hand nähmen; eine süd- deutsche Firma will neuerdings hiermit den An- fang machen. Ihr Vorgehen dürfte, falls es von Erfolg gekrönt wird, bald Nachahmung finden. Auf diese Weise würde zweifellos auch eine raschere Ausdehnung der Akazienkultur erreicht. Die deutsche Lederindustrie bezog in den letzten Jahren etwa 10 000 Tonnen Akazienrinde aus Südafrika; die zur Produktion dieses Quantums nötige Fläche von ungefähr 6000 ha ist in Ost- afrika in günstiger Lage wohl vorhanden, sie ließe sich eventuell auch noch ausdehnen. Allerdings läßt sich nicht absehen, wieweit dabei die Kon- kurrenz anderer Pflanzungsunternehmungen hin- dernd in den Weg treten wird. Als ziemlich sicher darf indessen gelten, daß eine auch nur an- nähernd so hohe jährliche Produktionsziffer, wie sie Natal gegenwärtig aufzuweisen hat, von Deutsch-Ostafrika nicht sobald erreicht werden wird. Als Schlußfolgerung ergibt sich aus vor- stehenden Betrachtungen, daß die deutsche Leder- bzw. Gerbstoffindustrie nicht darauf rechnen kann, einen wesentlichen Teil ihres enormen Bedarfs an ausländischen Gerbmaterialien, der im Jahre 1907 nahezu 200 000 Tonnen betragen hat, in absehbarer Zeit aus den deutschen Kolonien zu erhalten. Die natürlichen Verhältnisse sowie die noch geringe wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete werden vielmehr nur eine langsam fort- schreitende Steigerung der gegenwärtigen noch unbedeutenden Gerbstoffproduktion gestatten. Alle Mittel jedoch, welche auf eine Hebung der letzteren innerhalb der gegebenen Grenzen abzielen, müssen uns willkommen sein. Eine Großproduktion liegt indessen vorläufig nicht im Bereiche der Möglichkeit. Endlich sei noch gewisser Vorschläge zur Ab- änderung zolltechnischer Vorschriften gedacht, wie sie neuerdings von privater Seite gemacht wurden. Hierbei handelte es sich im wesentlichen um die Herabsetzung bzw. Beseitigung der Einfuhrzölle auf Gerbmaterialien und Gerbstoffauszüge. Der deutschen Gerbstoff= und Lederindustrie wäre damit der Bezug von ausländischen Gerbmaterialien allerdings sehr erleichtert; daß aber hieraus in erster Linie fremde Produktionsländer, die unseren Schutzgebieten in der Entwicklung voran sind, Vorteil ziehen würden, ist ebenso klar, wie es zweifelhaft ist, ob daneben ein steigernder Einfluß auf die Gerbstoffproduktion unserer Kolonien aus- geübt würde. Letztere würde wahrscheinlich für den aus der Aufhebung oder Ermäßigung der Einfuhrzölle hervorgehenden beträchtlichen finan- ziellen Ausfall kein oder nur ein gänzlich un- zureichendes Aquivalent zu bieten vermögen. Hier folgen umstehende Tabellen.