W 396 20 dem Kopf. Vielfach findet man auch die Perl- hühner der wilden Rasse in den Gehöften. Diese stammen dann von aufgefundenen Eiern her, die der Heide in seinem Gehöft von anderen Hühnern ausbrüten läßt. Wild existiert in größerer Zahl nur in den Laubwäldern und in den daran anschließenden Grasebenen des östlichen Gahar-, des südöstlichen Gumei= und des östlichen Wulija-Stammes. In diesen Gegenden ist als Standwild vertreten: die Pferdeantilope, die Kuhantilope, selten das Harte- best, die Pallahantilope, der Riedbock, die Gazelle und vereinzelt der Wasserbock. Ab und zu stößt man auch auf die Fährten von Elefanten, die aus dem Miltu-Busch während der Regenzeit häufig nach dem Logone wechseln, sowie von Nashörnern, und zwar ist hier das Doppel-Nas- horn vertreten. Raubzeug ist sehr wenig vor- handen. Die Eingeborenen behaupten, ab und zu einen Löwen gesehen zu haben. Leoparden kommen häufiger vor. Im Logone-Fluß gibt es Flußpferde und Alligatoren. Der Alligator ist hier merkwürdiger- weise kein Menschenfresser. Die Eingeborenen durchwaten und durchschwimmen überall den Logone und baden in nächster Nähe der Tiere. Man kann eigentlich kaum von einer Jagd der Eingeborenen reden, denn sie jagen fast gar nicht, sondern sie fangen. Ich habe gehört, daß es nur vereinzelte Eingeborene verstehen sollen, sich mit Speer und Keule so nahe an das Wild heranzupürschen, daß sie es zur Strecke bringen. Zur Zeit der Grasbrände werden jedoch häufiger Antilopen durch Speerstich und -Wurf erlegt. Entweder werden zu diesem Zweck Zwangswechsel geschaffen, die von Eingeborenen besetzt sind und in welche die Antilopen durch das Feuer hinein- getrieben werden, oder es wird durch Eingeborene unter Wind eine größere Strecke dicht besetzt, welche das Wild, ebenfalls durch das Feuer ge- trieben, anlaufen muß (Vorstehtreiben). Fallgruben und WMürgefallen sind aber die gebräuchlichsten Mittel zur Erlangung von Wild. Die Fallgruben sind hier genau so, wie ich sie im Süden des Schutzgebiets bei den Bakoko und Jaunde kennen lernte, bis zu 6 m tief in die Wechsel eingeschlagen; nach unten verengen sie sich etwas und werden mit ganz dünnem Reisig, Blättern oder anderen Erzeugnissen der nächsten Umgebung bedeckt. Die Würgefallen bestehen aus einem längen, schweren Schlagbaum, der über einem stark be- fahrenen, durch einen Dornemrichter zu einem Zwangswechsel gemachten Wechsel angebracht wird und der sich, sobald eine Stelle unter ihm vom Wild betreten wird, infolge einer einfachen sinn- reichen Konstruktion aus seiner Höhenlage löst und das Wild unter sich erdrückt. Diese Würge- fallen findet man meist in der Nähe von Farmen, die am Waldrande liegen und die das Wild des Nachts zur Asung annimmt. Durch die Fall- gruben und Würgefallen wird dem Wildbestand leider erheblich Abbruch getan. Die Flußbewohner bringen ab und zu einmal ein Flußpferd zur Strecke. Das Flußpferd bedarf vom weidmännischen Standpunkt aus entschieden der Schonung. Sein Bestand im Logone-Fluß hat nach Aussage der Eingeborenen im Laufe der Jahre bedeutend abgenommen. Man findet es zur Zeit in kleinen Familien zusammen und als Einzelgänger — diese sind meist starke Bullen — nur noch an vereinzelten Stellen. So habe ich auf einer Flußreise von Bongor nach Kusseri nur neun solcher Stellen angetroffen. Für den Flußverkehr durch Kanus wird das Tier zur Nachtzeit gefährlich, da es häufig Kanus ohne weiteres annimmt. Mir find mehrere derartige Fälle bekannt geworden. Die Eingeborenen bedienen sich zur Erlegung des Flußpferdes eines kurzen Speers mit starker runder Eisenspitze, die mit kräftigen Widerhaken versehen ist. Am Ende der Eisenspitze wird ein langes, starkes Tau befestigt. Zur Jagd ver- sammeln sich viele Eingeborene des Nachts in der Nähe der Stelle, an welcher die Flußpferde ihren Ausstieg oder Wechsel zur Asung haben. Zwei beherzte Männer stellen sich nahe dem Wasser zu beiden Seiten des Wechsels mit je einem Flußpferdspeer auf. Sobald ein Flußpferd sie passiert, stoßen sie ihm den Speer tief in den Leib. Sofort stürzt die übrige Bevölkerung hinzu und hält gemeinsam das Tau fest; man läßt dem Tiere jedoch so viel Freiheit, daß es das Wasser noch erreicht. Das Tau wird sodann zunächst am Lande festgemacht und dem Tier bis zum Morgen des kommenden Tages Ruhe gewährt. Sobald das Tageslicht anbricht, ist auch die ganze männliche Bevölkerung des Ortes oder der be- treffenden Landschaft mit scharfgeschliffenen Speeren- zur Stelle. Nun wird das Flußpferd hochgezogen und, sobald sein Körper an der Oberfläche des Wassers erscheint, mit zahlreichen Speerstichen versehen und sodann wieder in die Tiefe gelassen. Diese grausame Prozedur wird so lange fort- gesetzt, bis das Tier an Schweißverlust eingeht. Eine solche Jagd dauert oft tagelang. Natürlich kommen dabei sehr häufig Unfälle vor. Fast. immer nimmt das verwundete Flußpferd an, vor allem, wenn das Ufer flach ist, und dann wehe dem Eingeborenen, der von den mächtigen Ge- wehren des Unterkiefers geschlagen wird. r—G r—G mG