W 453 2e0 Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. Die Baumwollernte in Mittelasien und Transkauhasien 1908. Die Sektion für Landwirtschaft und landwirt- schaftliche Statistik der russischen Hauptverwaltung für Landwirtschaft hat Nachrichten über die Baum- wollernte, über den Baumwollhandel und über die Bedingungen gesammelt, welche dem Baum- wollbau im Berichtsjahre schädlich gewesen sind. Aus dem gesammelten Material werden nach- folgende Schlüsse gezogen: Die Baumwollernte fiel in den mittelasiatischen Gebieten und in Transkaukasien im ganzen unter mittel aus. Der Ertrag an roher Baumwolle schwankte in Transkaspien in manchen Gegen- den zwischen 30 bis 40, in anderen zwischen 50 bis 80 Pud pro Dessätine. Im Gebiete Samar- kand (in den Kreisen Chodshent und Dshisak) erzielte man an Baumwolle I. Sorte 57 bis 75 Pud von der Dessätine, Zwischensorte 40 bis 50 Pud, II. Sorte 30 bis 40 Pud, III. Sorte 20 bis 30 Pud. Je nach dem Grade der Beschädigung der Baumwollstauden durch frühe Fröste stellte sich die Baumwollernte in den einzelnen Gegenden des Syr-Darja-Gebiets auf 5 bis 30 und 50 Pud von der Dessätine. Im Ferghana- Gebiete war die Baumwollernte in den einzelnen Gegenden recht verschieden; im Kreise Osch erreichte sie 30 bis 60 und 72 Pud, in Andishan 40 bis 50 Pud und an einigen Stellen sogar 100 Pud, in Margelan gegen 40 Pud und in Namangan 50 bis 70 und sogar 105 Pud. Was Transkaukasien anbetrifft, so erzielte man im Kreise Aresch des Gouvernements Jelisa- wetpol von der Dessätine gegen 80 Pud Baum- wolle und im Kreise Dschewanschir 10 bis 48 Pud, während im Gouvernement Eriwan 20 bis 35 oder 55 bis 60 Pud pro Dessätine geerntet wurden. Die Verhältnisse für den Baumwollhandel werden als schwierig bezeichnet. Als ungünstige Bedingungen für den Baum- wollbau im Berichtsjahre werden in Transkaspien der Mangel an Wasser, im Syr-Darja= und Ferghana-Gebiete die verspätete Aussaat, die häufigen heißen Winde, das frühe Eintreten der Fröste und der Regen, die das Reifen der Baum- wollkapseln beeinträchtigen, im Gebiete Samarkand außer dem Wassermangel auch die Menge von Heuschrecken, besonders in der Hungersteppe und in Transkaukasien Krankheiten der Baumwollstaude genannt. (Nach der Torg. Prom. Gazeta.) Die ägvptische Baumwollernte 1908/09. Nach den Angaben des ägyptischen Finanz- ministeriums sind im Jahre 1908/09 mit Baum- wolle 1 638 040 Feddan (1 Feddan gleich rund 4200 am) gegen 1 603272 Feddan im vorher- gehenden Jahre bebaut worden, so daß sich die Anbaufläche nur um 34768 Feddan vergrößert hat. Es scheint jedoch, daß diese Ziffern hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben sind. Man hat deshalb Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft genauere Angaben zu erhalten. Infolge starker Regengüsse und kalten Wetters im Januar und Februar 1908 verzögerten sich das Bestellen der Felder und die Aussaat um etwa 20 Tage. Diese Verspätung verringerte sich im Laufe der nächsten Monate zwar auf 10 bis 14 Tage, wurde für die Ernte aber in- sofern bedeutungsvoll, als sich infolge des Rück- standes gerade im kritischen Monat Oktober ein größerer Teil der Baumwolle als gewöhnlich noch auf den Feldern befand. Bei dem ungünstigen Wetter im September und in der ersten Hälfte des Oktober fiel die erste Pflücke qualitativ schlecht aus. Die zweite Pflücke wurde durch bessere Witterung in der zweiten Hälfte des Oktober und der ersten Hälfte des November einigermaßen be- günstigt, wogegen die dritte Pflücke ein unbefrie- digendes Ergebnis hatte. Die Wasserversorgung war knapp; die im August eingetretene starke Nilschwelle konnte hieran nichts mehr ändern. Raupen sind beinahe überall ausfgetreten und haben Schaden angerichtet. Die offiziellen Schätzungen der Ernte haben sich bisher zwischen 6¼ und 6½ Millionen Kantar (1 Kantar gleich 44,918 kg) bewegt. Da die letztgenannte Ziffer Ende März d. Is. nahezu erreicht war, so wird auf ein Ergebnis von 6¾ Millionen Kantar gerechnet werden können. Auch in diesem Jahre ist die Baumwolle im Innern in Erwartung häöherer Preise künstlich zurückgehalten worden. Qualitativ ist die Ernte unbefriedigend ausgefallen. Man schreibt dies der seit einigen Jahren stattfindenden übermäßigen Ausnutzung des Bodens und der Verschlechterung der Saat zu. Das Ergebnis in den Entkernungs- fabriken war ungefähr 1 v. H. schlechter als im vorhergehenden Jahre. Im Jahre 1908/09 find in verschiedenen Gegenden des Deltas Versuche mit Caravonicasamen gemacht worden, wie es heißt, mit ziemlich befriedigendem Erfolge. Die Preise waren im Jahre 1908/09 niedriger als im vorhergehenden. Baumwolle für Lieferung im November 1908 wurde mit 14 bis 15 Tallaris