510 20 Die Gummifladen werden von dem anhaftenden Sande durch Bearbeitung auf eisernen Kratzern ge- reinigt. Diese Arbeitsmethode ist sehr einfach, sie erfordert verhältnismäßig wenig Zeitaufwand und geringe Ubung der Arbeiter. Die Qualität des Kautschuks ist aber infolge von Sand= und Staub- beimischung minderwertig. Versuche, die Gummi- milch nach einer Zentralstelle zu bringen und dort durch rationelle Bearbeitung reineren Gummi zu gewinnen, scheitern daran, daß die Milch sehr schnell nach dem Austritt aus der Rinde koaguliert. Die Milch gerinnt beim Zapfen am höheren Teil des Baumes schon am Stamm und ergibt nur Sernamby, der noch geringer bewertet wird, als die am Boden gewonnenen Fladen. Auch das Auffangen der Milch in Tigelinhas ist nicht vorteilhaft, weil die ganze Feuchtigkeit in der koagulierten Masse verbleibt und nicht, wie in den Erdgruben, von dem trockenen Boden aufgesogen wird. Solcher Gummi ist dem Verderben leichter ausgesetzt oder er müßte besonders getrocknet werden. Der in den Erdgruben ge- wonnene Gummi hat, wenn er trocken ist, eine grauschwarze Farbe und, wie der meiste Manicoba= Gummi, einen unangenehmen fauligen Geruch. Die Zapfarbeit wird auf jener Plantage von Männern und erwachsenen Knaben ausgeführt, während das Einsammeln und Reinigen der Fladen die Frauen und Mädchen besorgen. Die Arbeit wird durchgängig mit Tagelohn bezahlt. Der Lohn für zehnstündige Arbeit beträgt: für Männer 1500, für Knaben 1000, für Frauen und Meädchen 500 Reis. Zur Zeit sind in Serra do Vicente etwa 120 Leute, meist Frauen und Knaben, beschäf- tigt. Die Produktion wurde in diesem Jahre auf etwa 10 Tons trockenen Gummi geschätzt; die Arbeitskosten stellten sich pro Kilo auf 900 bis 1000 Reis. Während in den anderen Manicoba-Pflanzungen meist ebenso wie in Serra do Vicente gearbeitet wird, wendet man auf der Pflanzung „Brazilian Plantation Estate Ltd., Monte Alegro“, eine andere Arbeitsmethode an. Diese Gesellschaft besitzt 1000 ba, zum Teil natürlichen Manicobabestand, zum Teil Anpflanzungen. Zwischen den alten Stämmen be- findet sich unregelmäßig viel junger Nachwuchs, so daß man dort schon mehr von einem Manicoba= wald, als von einer Pflanzung sprechen kann. Schätzungsweise dürften hier etwa 2000 alte und junge Bäume per Hektar stehen. Die Pflanzung liegt zwischen 600 und 800 m über dem Meeres- spiegel. Die Bewirtschaftungsweise ist folgende: Jedem Arbeiter sind etwa 400 bis 600 zapffähige Bäume zur selbständigen Bearbeitung übertragen, sein Verdienst richtet sich nach dem Quantum Milch, welches er aus seinen Bäumen gewinnt. Der Tagesertrag ist durchschnittlich 2½ 1 Gummimilch. Die Arbeit beginnt hier schon nachts 3 Uhr. Hierdurch sowohl wie durch die höhere, kühlere Lage wird erreicht, daß die gezapfte Milch noch flüssig nach der Verarbeitungsstelle gebracht werden kann. Die Bäume werden an der zu bearbeitenden Stelle von der äußeren Rinde entblößt. In die darunter liegende grüne Rinde gibt man mit der Machadinha zwei sich im spiyen Winkel gegenüber- stehende Schläge. Das Ende des einen Schenkels geht über die untere Spitze des Winkels hinaus; der Anschlag bildet so etwa die Zeichnung eines verschobenen V, dessen einer Schenkel nach unten zu um so viel herausragt, wie er nach oben zu kurz ist. Diese Einschnitte werden in Abständen von etwa 5 cm nach unten zu in Zwischenräumen von etwa zwei Tagen wiederholt. Hierbei wird die äußere Rinde jedesmal nur so weit abgenommen, als dies für den Anschlag in die darunter liegende grüne Rinde notwendig ist, denn ein vorheriges Ablösen der äußeren Rinde würde die Pression in den Milch- kanälen verringern. Unter dem tiefsten Punkt des Einschnittes wird eine Tigelinha in die Rinde ge- preßt, um die Milch darin aufzufangen. Je nach Stärke der Bäume werden auch hier ein oder zwei Tigelinhas angesetzt, d. h. ein oder zwei Streifen an jedem Baum angeschlagen. Nach etwa zwei Stunden, also noch vor Ausgang der Sonne, be- ginnen die Arbeiter mit dem Einsammeln der in den Tigelinhas zusammengeflossenen Milch; sie gießen diese in ein größeres Gesäß, und schon um 8 bis 10 Uhr vormittags sind die Arbeiter mit der Milch in der Faktorei, wo sie von ihnen nach Litern übernommen wird. Die gewonnene Milch wird, nachdem sie durch ein Tuch filtriert worden ist, auf Teller gegossen, um darauf zu koagulieren. Wenn die Teller nicht ausreichen, wird die Gummimilch in zylindrische Blechgefäße gegossen. Nach etwa 24 Stunden ist der Kautschuk in der Milch koaguliert, ohne daß irgend ein Zusatz gemacht worden ist. Dann nimmt man den koagulierten Kautschuk aus den Gefäßen und wäscht ihn mit Wasser tüchtig aus. Der gewaschene Kautschuk wird auf einer Holzplatte ausgerollt, so daß er die Form runder Platten an- nimmt. Die in den Blechzylindern koagulierte Milch wird vorher in Scheiben von 1 cm Dicke geschnitten. Der so vom Wasser möglichst befreite Kautschuk wird dann auf einige Stunden in die Sonne gelegt, um schnell weitere Feuchtigkeit zu verlieren und schließlich mehrere Wochen oder Monate lang, je nachdem die Witterung es erfordert, zum vollstän- digen Trocknen in luftigen Räumen ausgelegt. Der auf diese Art gewonnene Kautschuk ist von reinerer Qualität als der in den Erdgruben ge- wonnene; immerhin behält auch dieser einen unan- genehmen Geruch und die Qualität erreicht nicht die des Hevea-Kautschuks. Für jede abgelieferte Kanne mit 2½ 1 flüssiger Gummimilch erhält der Arbeiter 1600 Reis. Zu- weilen kommt es auch vor, daß die Arbeiter teilweise schon koagulierte Milch nach der Faktorei bringen.