535 20 Die Expedition hat die Mittel und Wege zur Verminderung der Gewalt des Hochwassers zu prüfen sowie Zahl und Lage der zu schaffenden großen Staubecken festzustellen. Es wären hier die drei genannten Seen, einzelne günstige Stellen im eigentlichen Mukondokwa-Tale, z. B. unter- halb Kidete und bei Mwine-Sagara, und schließ- lich die Flußniederungen oder — besser gesagt Flußverbreiterungen in der Ebene zu erwähnen. Die Staubecken hätten außerdem den großen Vorteil, daß das in der Regenzeit aufgespeicherte Wasser in den trockenen Monaten für die Be- wässerung und den Betrieb der Wasserkraftanlagen verwendet und damit eine erhöhte Ausnutzung erreicht werden könnte. * * *# Nachdem das gesamte Unternehmen von einem autoritativen Fachmanne an Ort und Stelle ge- prüft und zur Ausführung empfohlen ist, werden nunmehr von einem Vermessungsingenieur die nötigen Geländevermessungen und Wasserbeob- achtungen vorgenommen werden müssen. Da die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft wegen der Sicherung ihrer Bahnanlagen an dem Unter- nehmen interessiert ist und die Arbeiten durch Überlassung der Pläne und Vermessungsergebnisse für die Eisenbahnlinie, durch Mitteilung der bis- herigen Erfahrungen usw. in weitgehendem Maße fördern kann, so wird der Expeditionsleiter seine Dispositionen im Einvernehmen mit dem Eisen- bahnkommissar der Gesellschaft in Daressalam treffen. Die Aufgaben der Expedition wären: 1. Generelle Festlegung der Staubecken. 2. Im Anschluß an das Eisenbahnnivellement Geländevermessungen der Staubecken und Aufnahme für die Stauanlagen. 3. Ermittlung der der Wasserkraftanlage zugrunde zu legenden Gesamtkraft in PS. 4. Die Geländeaufnahmen und Wassermessungen für die Wasserkraftanlage. 5. Aufstellung eines Pegels in Kilossa und, wenn möglich, noch weiterer Pegel in Mwine- Sagara und Kidete. 6. Horizontale und vertikale Vermessung des geplanten Baumwollandes zur Projektierung der Bewässerungskanäle; die Vermessungen müßten sich auf die Niederungen und Fluß- läufe erstrecken; am Auslauf der Niederungen wäre festzustellen, ob sich ein Aufstau vorteil- haft ermöglichen läßt. 7. Hochwasserermittlungen. 8. Die Untersuchung des Bodens hinsichtlich seiner Tauglichkeit für die Landwirtschaft, insbesondere für den Baumwollbau. Die Vermessungsarbeiten und -aufschreibungen müssen so abgeschlossen sein, daß an Hand des Materials das gesamte Projekt in Deutschland ausgearbeitet werden kann. Für die Bearbeitung des Projektes wird ein erfahrener Fachmann heranzuziehen sein. Baumwollbau und Pflugkultur. Die Baumwollbau-Kommission des K. W. Komitees hat bei ihrer Tagung am 12. Mai solgende Beschlüsse gefaßt: 1. die im Voranschlag 1909 enthaltenen Unter- nehmungen, z. B. die Fortführung und Aus- gestaltung der Baumwollschule Mpanganya, sowie die Errichtung von Entkörnungsanlagen in Mpapua (Deutsch-Ostafrika) und Kpedji (Togo), auszuführen; 2. einem Antrag mittlerer und kleinerer An- siedler der nördlichen Bezirke Deutsch-Ost- afrikas betr. Errichtung und Betrieb einer Entkörnungsanlage stattzugeben, falls es ge- lingt, die erforderlichen Mittel noch pro 1909 aufzubringen; 3. weitere vom Reichs-Kolonialamt und vom Gonvernement von Deutsch-Ostafrika gestellte Anträge auf Errichtung und Betrieb einer Entkörnungsanlage im Rufijji-Gebiet, Ansied- lung von Fellachen auf der Baumwollschule Mpanganya, Anstellung eines Baumwoll-= Klassifikateurs in Daressalam, Einführung der Baumwollkultur als Eingeborenenkultur im Bukoba-Bezirk — zurückzustellen, bis ausreichende neue Mittel zur Verfügung stehen. Studienreise nach Dahomey. Zur Schaffung von Unterlagen für die Ein- führung der Olpalmenkultur in Deutsch- Ostafrika hatte das Komitee Herrn Dr. Soskin mit einer Erkundung der Olpalmenverhältnisse in Dahomey betraut. Dr. Soskin teilt in seinem vorläufigen Reise- bericht zunächst mit, daß die Früchte der Olpalm- sorten Dahomeys keineswegs fettreicher sind als die Varietäten in Kamerun und Togo. Die an Ol reichste Sorte wies 34 bis 36 v. H. Fett auf, während bei einer Kameruner Varietät 52 v. H. Fett festgestellt werden konnte. Doch liegt bei gewissen Sorten Dahomeys ein großer Vorzug in ihrer dünnen Kernschale, wodurch der Anbau dieser Sorten empfehlenswert erscheint. Der Ol- palmenreichtum Dahomeys ist staunenerregend, besonders die Gegend von Porto-Novo zeigt einen Kulturzustand, wie man ihn an anderen Orten Westafrikas nicht kennt. Ein Vergleich mit Togo und Kamerun ergibt auch für diese Länder viel- versprechende Ausblicke.