542 20 Der Verkehr an ausländischen Schiffen betrug im Jahre 1906: 374 Dampfer mit 936 675 Tons und 63 Segler mit 27 158 Tons. Der Import ausländischer Waren belief sich im gleichen Jahre auf 37 178 000 Milreis, der Export inländischer auf 20 150 000 Milreis. Die hauptsächlich ausgeführten Waren sind: Baumwolle füretwa 8 Millionen Milreis Zucker . 5 - - Carneubawachs . - 22,5 - - Häute . 7 * 1,6 -v" - Baumwollsamen= 007 - - Rizinussamen 20,5 - - Die Hauptprodukte im Staate Pernambuco: Baumwolle, Zucker und Branntwein sollen nunmehr beschrieben und dabei soll auf gleiche Produktionen in anderen Staaten Brasiliens Rück— sicht genommen werden. Baumwolle. Der Baumwollbau Brasiliens erstreckt sich vom Staate Maranhäo bis südlich nach Sao Paulo. Er hat trotz der verschiedensten Anregungen keine den dortigen Boden= und Klimaverhältnissen entsprechende Steigerung erfahren. Die Hauptproduktion befindet sich in den Staaten Pernambuco, Parahyba, Ceará und Alagoas. Wie bei allen anderen landwirtschaft- lichen Kulturen wird auch bei dem Anbau der Baumwolle der Boden nicht den neueren Erfahrungen entsprechend bearbeitet und gedüngt. Trotzdem ist aber der Ertrag, sobald nur genügend Feuchtigkeit vorhanden ist oder Regenfall eintritt, recht zufrieden- stellend. Die hauptsächlich angebauten amerikanischen Sorten sind unter dem Namen Sertäo Premiero, Limiero Premiero und Limiero Orva dort bekannt. In neuester Zeit hat man auch mit der australischen Caravonica-Baumwolle Versuche gemacht. Die Limiero Premiero wird in vier bis fünf Monaten, die Limiero Orva in sechs und die Sertäo in zwölf Monaten reif. In den meisten Staaten wird der Baumwollbau im kleinen betrieben, die Arbeit von den Familien- mitgliedern besorgt, derart, daß zwischen der Baum- wolle Nahrungsmittel, wie Mandioka, Mais, Bohnen usw. angebaut werden. Besonders geschieht dies in Gegenden, die, wie z. B. der Staat Ceará, nicht immer auf genügenden Regenfall rechnen können und deshalb unter Mißernten leiden. In solchen Fällen pflegt dann wenigstens die eine oder andere Aussaat einen Ertrag zu geben und die Pflanzer vor der größten Not zu schützen. Viel weniger findet man Reinkulturen von Baumwolle oder aus- gedehnte Pflanzungen. Die in vier bis fünf Monaten reifen Sorten beginnen gewöhnlich 120 bis 160 Tage nach dem Pflanzen zu blühen, je nach Klima und Boden- beschaffenheit reifen die Kapseln in weiteren vier bis sechs Wochen. Sobald die reife Kapsel sich öffnet und Baumwolle herausquillt, ist die Zeit für die Ernte gekommen. Diese findet während drei Monaten in drei Pflückzeiten statt. Zuerst reifen gewöhnlich die am unteren Teil der Pflanze befind- lichen Kapseln, dann die mittleren und schließlich die an der Spitze befindlichen. Die erste Ernte von dem unteren Teil der Pflanze ist die ertragreichste. Die beste Tageszeit für das Pflücken ist die von der neunten Morgenstunde ab, wenn die Sonne den Tau und die Feuchtigkeit der Nacht von der Baumwolle getrocknet hat. Die Ernte wird haupt- sächlich von weiblichen Arbeitskräften und Knaben besorgt. Diese sind mit einem Sack ausgerüstet, der an dem Körper befestigt ist und so beide Hände zum Pflücken frei läßt. Die Arbeitszeit beträgt ge- wöhnlich 7 ½ Stunden, und zwar von 9 bis 12 Uhr und von 1⅛ bis 6 Uhr. Während dieser Zeit kann eine Person zwischen 20 und 25 kg Baum- wolle pflücken. Die Baumwolle wird mit den Kernen aus der Kapsel herausgenommen, wobei darauf geachtet werden muß, daß nichts an den Kapselwandungen hängen bleibt. Meistens wird alle gepflückte Baumwolle in den gleichen Sack ge- tan, obgleich eine Sortierung nach Qualitäten schon während des Pflückens sehr vorteilhaft wäre, denn vielfach haften an der gepflückten Baumwolle noch kleine Kapselteile, oder sie ist nicht vollständig trocken, manchmal auch nicht ganz reif. Die hieraus sich ergebenden verschiedenen Qualitäten sind später sehr viel schwieriger zu trennen. Wenn die Errntezeit nicht sehr trocken ist, muß die Baumwolle nach dem Pflücken noch in die Sonne gelegt werden, um vollständig zu trocknen oder nachzureifen. In jedem Baumwollbezirke befinden sich ge- wöhnlich eine oder mehrere Kommunen oder Städte, wo die Aufkäufer wohnen, die den kleinen Pro- duzenten ihre Baumwolle abnehmen. Die Aufkäufer haben auch meistens ein Warenlager und versorgen die Produzenten mit den nötigen Waren. Häufig werden die Waren auf Kredit gegeben mit der Ver- pflichtung, das Konto bei der Ernte durch Baum- wolle wieder auszugleichen. Der Ertrag der Baumwolle schwankt in den verschiedenen Staaten Brasiliens je nach der Qua- lität des Bodens und nach dem Regenfall. Man rechnet auf den Hektar in Pernambuco 1000 kg, in Bahia 800 bis 1200 kg und in Sio Paulo 1500 bis 1800 kg Rohbaumwolle. Die Kultur- kosten schwanken je nach der Bearbeitung pro Hektar zwischen 120 und 110 Milreis. In Limiero, einem der Hauptbaumwollbezirke von Pernambuco, wurden 1907 pro Kilogramm Nohbaumwolle 250 Reis gezahlt. Der Hektar, nur mit Baumwolle bebaut, brachte somit einen Reinertrag von etwa 100 bis 120 Milreis. · Die gemischte Pflanzung in der Nähe von Limiero stellte sich etwa wie folgt: Es wurden auf 100 Braga = 2 Alqueira oder 5 ha ausgesät: